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60 Prozent der Ärzte denken über vorzeitigen Ausstieg nach

„Mehr als ein Alarmsignal“


Online-Befragung der Ärzteschaft durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi): Für 60 Prozent der Ärzte kommt vorzeitiger Ausstieg in Frage.

Nur gut ein Viertel der Befragten gibt an, für die Behandlung der Patienten ausreichend Zeit zur Verfügung zu haben.

Deutlicher kann das Signal kaum sein: Die Lage der Praxen ist dramatisch schlecht. Ein mit über 60 Prozent großer Anteil der an einer Online-Befragung teilgenommenen Vertreter der niedergelassenen Ärzte- und Psychotherapeutenschaft denken darüber nach, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen.

Dabei erachten nahezu 100 Prozent ihre Arbeit als sinnvoll und nützlich.
Das hat eine repräsentative Online-Befragung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ermittelt. Fazit: Deutschland steht vorm Praxenkollaps, wenn die Politik nicht umgehend gegensteuert. Die Befragung stellt zugleich ein klares Votum für die Lösungsvorschläge der KBV dar.

„Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Vereinfacht gesagt: Ärzte und Psychotherapeuten wollen schlichtweg ihren Job machen – und das so gut wie möglich. Aber miserable Rahmenbedingungen bremsen sie an allen Ecken und Enden aus“, sagte die Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung, Dr. Petra Reis-Berkowicz. Sie verwies ausdrücklich auf die sieben Kernforderungen der KBV an Gesundheitsminister Karl Lauterbach vom August, um Abhilfe zu schaffen.

Basis unzufrieden mit Rahmenbedingungen


„Die Ergebnisse dieser Befragung übertreffen meine schlimmsten Erwartungen: Über 60 Prozent der Kolleginnen und Kollegen spielen mit dem Gedanken, aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen. Wenn Politik jetzt nicht reagiert, werden wir bereits ab dem kommenden Jahr zunehmende Versorgungslücken haben, nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. Das ist mehr als ein Alarmsignal!“,
warnt KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.

„Anhand dieser Befragung lässt sich eindrucksvoll ablesen, dass unsere Forderungen kein Lobbyisten-Geschrei von Funktionären sind, wie es der Bundesgesundheitsminister zuweilen darstellen möchte“, erklärte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister. „Diese Ergebnisse spiegeln die ganz realen Probleme und Sorgen der Praxen wider. Das ist eine veritable Krise.“ Frühzeitig habe man dem Minister Lösungsvorschläge unterbreitet. Jetzt müsse er handeln. Hofmeister: „Obwohl es einige wenige, zaghafte erste positive Reaktionen gibt – es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben.“

Ambulanter Versorgung drohen Lücken

Knapp über 98 Prozent der Befragten empfänden ihre Arbeit als nützlich und sinnvoll, ergänzte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner. „Trotzdem verzweifeln viele von ihnen an einem Übermaß an Bürokratie, schlecht gemachter Digitalisierung, einer unzureichenden finanziellen Situation und dem damit verbundenen Fachkräftemangel sowie nicht zuletzt an der fehlenden politischen Wertschätzung ihrer enormen Arbeit“, kritisierte Steiner.

Rund 62 Prozent der ärztlichen und psychotherapeutischen Kollegen fühlten sich ausgebrannt. „Es führt kein Weg daran vorbei: Die flächendeckende, wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung braucht gute und vernünftige Rahmenbedingungen“, forderte Steiner.

„Noch existiert ein dichtes Praxisnetz, durch das mehr als 600 Millionen Behandlungsfälle pro Jahr versorgt werden. Aber schon jetzt sind bundesweit fast 6.000 Arztsitze unbesetzt, weil die Niederlassung im Vergleich zu anderen Formen der ärztlichen Berufsausübung an Attraktivität eingebüßt hat. Tendenz steigend. Wer aufhört, findet immer seltener einen Nachfolger für die Praxis. Wenn aber die Praxen zunehmend ausfallen, werden Lücken in das bislang noch engmaschige Versorgungsnetz gerissen, die die jetzt schon völlig überforderten Krankenhäuser niemals werden füllen können. Die Leidtragenden werden die Patientinnen und Patienten sein“, mahnte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

An der Online-Befragung der KBV in Kooperation mit dem Zi haben knapp 32.000 Vertragsärzte sowie -psychotherapeuten vom 19. Oktober bis 4. Dezember teilgenommen. Es war die größte Ärztebefragung seit über zehn Jahren.

Lesen Sie einen dzw-Newsartikel zum Vorstand der KBV

Brandbrief an Bundeskanzler Scholz auf dzw.de

Foto: joyfotoliakid – stock.adobe.com

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