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DG Paro bringt vier neue S3-Leitlinien auf den Weg

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Dreitägige Klausur: Die Teilnehmer der jüngsten Leitlinien-Konferenz der DG Paro im Kloster Seeon bei München

Gerade hat vom 21. bis 23. September 2017 die DG-Paro-Jahrestagung mit dem Thema „Parodontologie im zahnärztlichen Behandlungskonzept“ in Dresden stattgefunden, da meldet sich die Fachgesellschaft mit der Ankündigung von gleich vier neuen S3-Leitlinien für die tagtägliche parodontologische Arbeit in der Zahnaztpraxis zu Wort.

Fakt sei, so hieß es auf der Jahrestagung in Dresden, dass trotz aller Erfolge in der Parodontitistherapie in der jüngeren Vergangenheit bei immer noch mehr als 11 Millionen schweren Fällen die Rolle der Parodontitis als „Volkskrankheit“ nicht unterschätzt werden dürfe. Zwar können bei schweren Erkrankungsformen eine frühzeitige Diagnostik und konsequent durchgeführte Therapie einschließlich Erhaltungstherapie und Verhaltensbeeinflussung zu einem sicheren und voraussagbaren Therapieerfolg mit langfristigem Zahnerhalt führen. Wenn aber bereits eine Gingivitis als potenzielle Vorstufe der Parodontitis anerkannt gesehen wird, komme neben der professionellen Plaquekontrolle vor allem dem häuslichen Biofilmmanagement – mechanisch und chemisch – eine besondere präventive Bedeutung zu.

Grund genug, auch diesen Aspekt in die Leitliniengestaltung einzubeziehen. So hat Anfang Oktober im Kloster Seeon bei München eine von der DG Paro initiierte Leitlinienkonferenz stattgefunden, bei der vier neue S3-Leitlinien konsentiert wurden. Die DG Paro als federführende Fachgesellschaft hatte bereits im März 2017 in Absprache mit der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) die Leitlinien angemeldet, um ihren Mitgliedern verlässliche Handlungsempfehlungen für die tagtägliche parodontologische Arbeit in der Zahnarztpraxis zu liefern.

Unter der Leitung des Leitlinienbeauftragten PD Dr. Moritz Kebschull (Bonn) in Abstimmung mit dem Präsidenten der DG Paro, Prof. Dr. Christof Dörfer (Kiel), wurden vier S3-Leitlinien erstellt:

Leitlinie 1: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention parodontaler Erkrankungen (PD Dr. C. Graetz, PD Dr. K. El-Sayed, Dr. S. Sälzer, Prof. C. Dörfer)

Leitlinie 2: Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis (Prof. T. Auschill, Dr. S. Sälzer, Prof. N. Arweiler)

Leitlinie 3: Subgingivale Instrumentierung (PD Dr. M. Kebschull, Dr. L. Hierse, Prof. H. Jentsch)

Leitlinie 4: Adjuvante systemische Antibiotikagabe bei subgingivaler Instrumentierung im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie (Dr. Y. Jockel-Schneider, PD Dr. B. Pretzl, Prof. U. Schlagenhauf, Prof. B. Ehmke)

S3-Leitlinien stellen die höchste Qualitätsstufe der Entwicklungsmethodik dar, bei denen eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Evidenz zu den relevanten klinischen Fragestellungen erfolgt. Weiterführend wird jede sich daraus ergebende Empfehlung im Rahmen einer strukturierten Konsensfindung unter neutraler Moderation diskutiert und abgestimmt.

Drei Tage lang wurden im Kloster Seeon die systematischen Analysen und Empfehlungen, welche im Vorfeld des Treffens angefertigt und unter den mehr als 50 Teilnehmern der Konferenz verschickt wurden, intensiv diskutiert. Moderiert und begleitet wurde die Konferenz von Prof. Dr. Ina Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement. Neben den je weiligen Leitlinienteams waren außerdem Vertreter von 15 Fachgesellschaften sowie von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung vor Ort.

Die vier Leitlinien sollen den Anwendern eine Entscheidungshilfe zur Auswahl geeigneter Methoden für das Biofilmmanagement und der subgingivalen Instrumentierung im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie geben. Andererseits sollen auch Patienten, die parodontologischen Rat suchen, über den aktuellen Stand auf diesem Gebiet informiert werden. Die Leitlinien können somit die Grundlage für eine verbesserte Versorgungsqualität bilden. Die Fertigstellung der vier Leitlinien ist zum Ende des Jahres geplant. Die Leitlinien werden in der dentalen und ärztlichen Fachpresse veröffentlicht und in digitaler Form zum Download auf den Seiten der DGZMK, AWMF und DG Paro zur Verfügung stehen. Zusätzlich wird es Patientenversionen der Leitlinien geben.

Die DG Paro: Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG Paro) nimmt wissenschaftliche und fachliche Aufgaben auf dem Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, insbesondere der Parodontologie, wahr. Für ihre fast 5.000 Mitglieder sowie zahnärztliche Organisationen ist sie seit nahezu 90 Jahren beratend und unterstützend in parodontologischen Fragen tätig. Zu den Aufgaben der DG Paro gehört unter anderem die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Parodontologie sowie die Auswertung, Verbreitung und Vertretung der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wesentliche Tätigkeitsschwerpunkte neben der Durchführung von wissenschaftlichen Tagungen sind die Fort- und Weiterbildung sowie die Ausrichtung entsprechender Veranstaltungen.