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Setzt sich mobiles Bezahlen bei uns durch?
Smartphone als digitale Geldbörse? Die NFC-Technologie macht es möglich.

Der US-amerikanische Konzern Google lässt Tatsachen folgen: Wie angekündigt, ist der Bezahldienst Google Pay seit Ende Juni auch in Deutschland verfügbar. Android-Nutzer können die App im deutschen Play Store herunterladen. Doch werden die Deutschen den Dienst nutzen?

Längst können Bundesbürger im Supermarkt, Restaurant und Onlineshop kontaktlos bezahlen – etwa via Bezahl-Apps einzelner Banken, PayPal oder mit einer Kreditkarte, die das Prinzip der Nahfeldkommunikation (NFC) nutzt. Die App Google Pay macht jetzt kontaktloses Bezahlen via Smartphone möglich – vorausgesetzt, das mobile Gerät ist NFC-fähig und nutzt ein Android-Betriebssystem der Version 5.0 oder höher. Der Nutzer selbst muss lediglich über eine Kredit- oder Girokarte bei einer Partnerbank (derzeit Commerzbank, comdirekt, N26 und Wirecard) verfügen.

Wie funktioniert Google Pay?

Laut Google ist der Bezahlvorgang einfach, sicher und datenschutzfreundlich. Man hält sein Smartphone an das NFC-Kassenterminal, und der Betrag wird in Sekundenschnelle abgebucht. Bei Zahlungen unter 25 Euro muss das Smartphone nicht einmal entsperrt werden. Weitergegeben an das Geschäft werde lediglich ein einmaliger, verschlüsselter Sicherheitscode (Token). Die Bezahldaten liegen dem Unternehmen zufolge nur auf Google-Servern. Die Kreditkartendaten werden weder im Smartphone gespeichert noch an den Händler übertragen. Wenn das Gerät abhanden kommt, könne der Nutzer es aus der Ferne sperren, mit einem neuen Passwort versehen und alle Daten löschen.

Laut Google werden die Zahlungsdaten ausschließlich zur Erstellung von Quittungen verwendet und nicht etwa für Werbezwecke analysiert. Kontaktloses Bezahlen ist derzeit bei Aldi Süd, Lidl, Kaufland, Hornbach, MediaMarkt, Saturn und McDonald’s möglich. Neben Google-eigenen Apps verfügen auch die Apps von Adidas, Asos, Deliveroo, Flixbus und Ryanair über Google Pay. Bald sollen auch weitere Apps wie zum Beispiel die Berliner Verkehrsbetriebe sowie weitere Partnerbanken wie die Landesbank Baden-Württemberg und die Digitalbank Revolut den Dienst unterstützen.

Konkurrenz schläft nie

Doch Google Pay ist kein Vorreiter des Mobile Payment in Deutschland. Noch bevor der mobile Bezahldienst gestartet ist, hat Garmin seine Lösung – Garmin Pay – in Deutschland eingeführt. Nach Angaben des Schweizer Navigations- und Wearable-Anbieters funktioniere der Dienst, der in Kooperation mit Mastercard und Vimpay entstanden ist, bankenunabhängig mit jeder deutschen Bank nach dem Prepaid-Prinzip. Eine Garmin-Smartwatch und ein aufgeladenes Vimpay-Konto reichen, um diese Art von mobiler Mastercard zu nutzen.

Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis Google Pay Konkurrenz seitens eines weiteren Technologie-Giganten bekommt. Medienberichten zufolge steht auch die Einführung von Apple Pay in den Startlöchern.

Mobile Payment als realistische Option für Deutsche?

Eine der größten Herausforderungen für den Bezahldienst hierzulande ist die Akzeptanz der Verbraucher. Zwar ist Googles Android das in Deutschland am weitesten verbreitete Betriebssystem, doch die Deutschen tun sich mit kontaktlosem Bezahlen immer noch schwer. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman haben erst 7 Prozent der befragten Konsumenten mit dem Smartphone beispielsweise via PayPal bezahlt. Selbst junge Leute hätten wenig Vertrauen in den Zahlungsweg. Fazit: Mit einem Umsatzanteil von knapp über null Prozent spiele mobiles Zahlen hierzulande keine Rolle.

Auch Bitkom-Studien belegen, dass die Bereitschaft der Deutschen zum bargeldlosen Bezahlen immer noch gering ist. Während in Nachbarländern wie Dänemark das mobile Bezahlen seit Jahren weit verbreitet und in China selbst beim Straßenverkäufer möglich ist, bleibe hierzulande das Smartphone beim Einkaufen in der Tasche. Laut einer Umfrage des Digitalverbands bezahlen lediglich 18 Prozent der Smartphone-Besitzer häufig oder manchmal kontaktlos im Laden. Als Hauptgrund nennen die befragten Smartphone-Nutzer Sicherheitsbedenken (61 Prozent). Für 30 Prozent ist der Bezahlvorgang zu kompliziert. Die Bundesbürger seien nach wie vor eher konservativ und auch bei Kleinbeträgen Bargeldfans.

In einer weiteren aktuellen Bitkom-Umfrage lehnte jeder Zweite (51 Prozent) die sogenannte Peer-to-Peer-Bezahlung, die den Geldtransfer von Kleinbeträgen von Smartphone zu Smartphone erleichert, kategorisch ab. Immerhin geben vier von zehn der befragten Bundesbürger (38 Prozent) an, offen dafür zu sein, die eigenen Bankgeschäfte über Internetunternehmen wie Google, Apple und Amazon abzuwickeln (Bitkom-Studie: "Drei von vier Internetnutzern erledigen Bankgeschäfte online").