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Reformen kommen und gehen, wir bleiben
Dr. Det alias Dr. Detlef Schulz

Dr. Det alias Dr. Detlef Schulz

In der dzw und auf dzw.de beginnen wir eine regelmäßige Kolumne, in der „Dr. Det“ das dentale Geschehen aus der Perspektive eines niedergelassenen Zahnarztes betrachtet.

„Reformen kommen und gehen – Wir bleiben.“ Seit nunmehr als 25 Jahren bin ich als Zahnarzt in eigener Praxis tätig. Während dieser Zeit habe ich sämtliche Höhen und Tiefen als Arzt und Unternehmer erlebt. Manchmal kann eine kleine Kurskorrektur zu gänzlich anderen Ergebnissen führen. Nachdem ich mehr als 13.500 Patienten behandelt habe, fasse ich unter dem Pseudonym „Doktor Det – The Dental Mission“ meine alltäglichen Beobachtungen zusammen. Das Motto lautet: Aus der Praxis, für die Praxis.

Lassen sie sich inspirieren …

Wer kann sich noch an die Weihnachtszeit 1993 erinnern? Der Gesundheitsminister hieß Horst Seehofer und sorgte damals schon mit seinen polarisierenden Gesetzesvorlagen bei Ärzten und Zahnärzten für fachliche Verwunderung.

Im Januar 1994 sollte es bei mir losgehen. Die eigene Praxis. Visionen und Hoffnungen hatten jetzt eine konkrete Adresse in Essen. Die Neugründung war relativ unkompliziert. Lage gut, sollen es 400.000 DM plus Kontokorrent oder doch lieber etwas mehr für die Vollfinanzierung sein?

Die Begeisterung ist geblieben

Heute, 25 Jahre später, ist eines geblieben: die Begeisterung für diesen mental und körperlich anstrengenden Beruf. Der Kontakt mit Menschen, die konzeptionell und handwerklich täglich neue Herausforderung, die Fähigkeit, die eigene Komfortzone verlassen zu können, und das sichtbar gemachte Ergebnis. Keine andere medizinische Fachrichtung ist so hart am Wind wie die ärztliche Heilkunst beim ansprechbaren Patienten.

Wer hätte vor 25 Jahren voraussehen können, wohin die Reise gehen würde? Adhäsive Restaurationen, Zirkon-basierte Kronen, die Entwicklung in der Implantologie und der KfO haben die Grenzen in den vergangenen 25 Jahren immer weiter verschoben. Die prozentuale Bezuschussung bei ZE hat damals allerdings manche Preisthematik in den Hintergrund treten lassen.

Wer ist eigentlich meine Zielgruppe?

Nichts ist verlässlicher als der Wandel. Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht gerade jetzt an der Zeit, seine eigene Praxisvision noch einmal konkret zu hinterfragen. Ein nicht vorhersehbares Reformvorhaben kann die momentan stabilen Rahmenbedingungen plötzlich ändern. Deshalb ist es ratsam, sich unvoreingenommen einige Fragen zu stellen: Worin bin ich außergewöhnlich? Was macht mir Spaß? Wie kann ich das in einen betriebswirtschaftlich sinnvollen Rahmen bekommen? Wie begeistere ich meine Patienten? Und vor allem: Wie kann ich mich selbst mental und körperlich in Bestform bringen?

Geräte und Verfahren sind für jeden Kollegen käuflich beziehungsweise erlernbar. Das Praxisambiente ist mit einem guten Innenarchitekten gegebenenfalls nur abhängig vom Investitionsvolumen.

Dr. Det

Der Patient, das unbekannte Wesen?

Aber wer ist eigentlich meine Zielgruppe? Wie sieht mein Patientenavatar aus? Denn Hand auf Herz, in meiner Wahrnehmung gibt es zwei bedenkliche Strömungen, die von entscheidender Bedeutung sein können. Die Zahl kariöser Läsionen bis zum 18. Lebensjahr nimmt signifikant ab. Eine nicht gelegte Füllung muss nicht erneuert werden! Dieser Trend wird sich wohl dank erfolgreicher Individualprophylaxe auch nicht umkehren – eine echte Erfolgsstory. Sie hat aber auch mittelfristig gravierende unternehmerische Konsequenzen. Die Prophylaxe ist die Säule der aktuellen Zahnmedizin.

Der Bedarf an Zahnersatz wird sich wohl zunehmend in das letzte Drittel des Lebens verlagern. Allerdings ist jetzt schon bei den über 75-Jährigen zu beobachten, dass die umgekehrte Alterspyramide einen generalisierten Anspruch auf hochwertigen Zahnersatz ausschließt. Das Synonym dafür ist die drohende Schere bei der Altersarmut.

Wer ist also mein Wunschpatient, welchen Service wünscht er sich, wie mache ich den Patienten zum Fan? Das mag ein Thema für Ballungszentren sein. Ganz anders sieht das Szenario in ländlicheren Gebieten aus. Künftig werden Timesharing, Praxisketten und Spezialisierungen die alten Praxisstrukturen ablösen.

„Mein Zahnarzt“ kommt nicht von ungefähr

Gibt es also eine Konstante in diesem komplexen System? Nach 25 Jahren in eigener Praxis ist es in meiner Wahrnehmung die Fähigkeit, den Patienten ohne Wertung da abzuholen, wo er sich intellektuell und emotional gerade befindet. Wenn das gelingt, benötigt es statt ausgefeilter Marketingstrategien lediglich eines starken Vertrauensverhältnisses.

Nicht von ungefähr heißt es „Mein Zahnarzt.“ Diese Verbindung kann bis zu mehreren Jahrzehnten halten. Oft ist es genau das, was hinter einer erfolgreichen Praxis steht. Denn Verfahren sind am Ende nur Mittel zum Zweck, die orale Gesundheit möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Als ich damals meine Praxis eröffnet habe, hieß es oft lapidar, „jeder Arzt bekommt die Patienten, die er verdient“. Also habe ich für meinen Teil nicht nur an fachlichen Dingen, sondern auch an meinem Mindset gearbeitet. Das war sicher eine der besten Entscheidungen. Ich ermuntere jeden, an sich in puncto Gelassenheit, Souveränität, Professionalität und körperlicher Fitness zu arbeiten. Denn eines ist sicher: Reformen kommen und gehen, wir bleiben.

Ihr Dr. Det