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Gesundheitsrisiko für Gutverdiener

Rentnerin zählt Geldscheine

Düstere Aussichten für Gutverdiener: Gehen sie in Rente, steigt die Sterblichkeit.

Die Erwerbsbiografie hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie der Renteneintritt die Sterblichkeit beeinflusst. So profitieren Männer aus manuellen Routinejobs davon, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Für Männer und Frauen, die aus gut bezahlten Jobs mit 65 Jahren ihr Berufsleben beenden, steigt hingegen die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung.

Eine Schlüsselrolle für die Sterblichkeitseffekte spielt die Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Die Untersuchung basiert auf Daten des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV) der Deutschen Rentenversicherung. Analysiert wurden Informationen zu rund 280.000 Rentnerinnen und gut 500.000 Rentnern der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1936, die für den Zeitraum 1994 bis 2013 ausgewertet wurden. Als zweite Datenquelle diente das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Der Eintritt in den Ruhestandkann die Sterblichkeit positiv oder negativ beeinflussen. So sinkt bei Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 63 Jahren ihr Berufsleben beenden, die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung um gut ein Prozent.
  • Bei Männern und Frauen aus der oberen Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 65 Jahren in Rente gehen, steigt die Sterblichkeit hingegen um zwei bis drei Prozent.
  • Ausschlaggebend für den Effekt des Renteneintrittsist die Erwerbsbiografie vor der Rente. Männer, die mit 63 Jahren in Rente gehen, kommen überwiegend aus Berufen mit manuellen Routinetätigkeitenund relativ geringem Verdienst. Viele dieser Jobs sind körperlich anstrengendoder mit Gefährdungenam Arbeitsplatz verbunden. Weniger Stress und Gefahrensowie ein relativ hoher Freizeitwert senkenbei dieser Gruppe nach dem Renteneintritt die Sterblichkeit.
  • Noch positiverwirkt sich die Verrentung auf Männer aus, die mit 63 Jahren aus vorheriger Arbeitslosigkeitin Rente gehen. Sie profitieren davon, dann nicht mehr dem Stigma der Arbeitslosigkeitausgesetzt zu sein.

„Die Studie zeigt erstmals, welch großen Einfluss die Erwerbsbiografie auf die Gesundheit im Rentenalter hat“, sagt Matthias Giesecke, RWI-Wissenschaftler und Studienautor. „Die Erwerbsbiografie ist entscheidend für die Art der Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. Gerade frühere Gutverdiener sind durch den Renteneintritt offenbar größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Bei Ihnen steht wahrscheinlich die soziale Isolation im Rentenalter im Vordergrund, weil sie mit der Berufstätigkeit auch Berufsprestige und soziale Netzwerke verlieren.“
 



Originalpublikation