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„Ich habe mich komplett neu erfunden“

Pauline Hartwig stellt sich gerne neuen Herausforderungen, und so machte sich die Quereinsteigerin auf den Weg - bis zur Hygienebeauftragten.

Pauline Hartwig stellt sich gerne neuen Herausforderungen, und so machte sich die Quereinsteigerin auf den Weg - bis zur Hygienebeauftragten.

„Die eine oder andere Kollegin fühlt sich schon manchmal beobachtet“

 

Die gelernte Friseurin Pauline Hartwig kam als Quereinsteigerin in die Zahnarztpraxis, wo sie die ersten zwei Jahre an der Rezeption gearbeitet hat. Ihr besonderes Interesse galt dem QM-Buch, und schon bald forderte ihr Chef sie immer wieder auf, eine ZFA-Ausbildung zu absolvieren – für die sie sich dann auch im Alter von 29 Jahren entschied und die sie verkürzt absolvieren konnte.

Dass sie sich in dieser Zeit auch um ihren kleinen Sohn kümmern musste, sieht sie nicht als zusätzliche Belastung, sondern im Gegenteil als einen Vorteil: „Wenn ich abends nach Hause kam, konnte ich direkt von der Arbeit abschalten – dann gab es nur noch meinen Sohn“, betont sie. „Ich habe mich komplett neu erfunden“, so Hartwig im Gespräch mit fan-Redakteurin Birgit Strunk. Wie sie dann zur Hygienebeauftragten der Praxis wurde, erklärt sie in nachstehendem Interview.
 

Wie kam es, dass Sie sich auf Hygiene spezialisiert haben? Was fanden Sie daran so spannend?

Pauline Hartwig: Als ich mich mit dem QM-Buch der Praxis beschäftigt habe, stellte ich fest, dass mich viele dieser für mich noch völlig unbekannten Themen interessieren, besonders was die Hygiene betrifft. Und da ich mich gerne neuen Herausforderungen stelle, wollte ich meine Kenntnisse vertiefen.
 

Wie und wo haben Sie sich zur Hygienebeauftragten fortgebildet?

Hartwig: Den ersten Hygiene-Kursus eines Depots habe ich schon vor meiner ZFA-Ausbildung besucht. Ich fand diesen auch gut, aber er war mir nicht umfassend genug, jedenfalls erfüllte er nicht die Kriterien, wie sie die Landeszahnärztekammer beschreibt.

Natürlich habe ich während der Ausbildung in der Berufsschule noch mehr über die Hygiene gelernt, und direkt nach der Ausbildung eine weitere Depot-Fortbildung besucht. Allerdings ging mir auch diese nicht genug in die Tiefe, da hier nicht alle meine Fragen beantwortet werden konnten – zum Beispiel, ob im Steri Instrumente gelagert werden dürfen oder nicht.

Ganz zufrieden war ich eigentlich erst nach einer Fortbildung bei der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, deren Kurse in drei Module unterteilt sind. Diese sind sehr umfassend und an die Gesetzgebung angepasst. Übrigens hat sich hier herausgestellt, dass man den Steri sehr wohl als „Lager“ nutzen darf – allerdings nicht offen, es müssen geschlossene Schranksysteme sein und es darf natürlich nichts auf den Oberflächen gelagert werden.


Was würden Sie einer Kollegin raten, die sich auch für eine solche Fortbildung interessiert?

Hartwig: Als erstes sollte großes Interesse an der Hygiene und Wissensdurst vorhanden sein, sonst ist man nach drei bis vier Stunden Fortbildung nicht mehr aufnahmefähig. Man sollte sich aber auch für die Hygienetechnik interessieren und beispielsweise wissen wollen, wie ein Sterilisator oder RDG funktioniert.
Ich würde empfehlen, eine Fortbildung bei einer Kammer zu machen, weil diese nicht nur produktbezogen sind, wie bei manchen Depots, sondern sich auch sehr gut mit den Gesetzen auskennen.


Als Hygienebeauftragte der Praxis müssen Sie Ihren Kolleginnen immer wieder mal „auf die Finger“ schauen. Ist das ein Problem für das kollegiale Miteinander?

Hartwig: Jein – die eine oder andere Kollegin fühlt sich schon manchmal beobachtet oder kontrolliert, da macht man sich im Team nicht immer beliebt. Aber ich mache das ja, weil ich mich auch um die Gesundheit des Teams kümmere, nicht nur um die der Patienten.
Seit zwei Jahren frische ich unser aller Wissen immer wieder auf, damit wir auf dem gleichen Wissensstand sind und alle im Team lernen, welche Vorschriften zu beachten sind und warum. Wenn ich den Kolleginnen beispielsweise erkläre, wieso das Tragen der Hauben wichtig ist – die Airosole landen in den Haaren, zu Hause umarmen wir beispielsweise unser Kind oder legen uns auf ein Kissen und verteilen so unsere „Mitbringsel“ –, dann kommt die Einsicht.


Würden Sie sich noch einmal für Ihren Weg entscheiden?

Hartwig: Auf jeden Fall! Ich habe mich in meinem jetzigen Beruf komplett neu erfunden – und ich werde es nie bereuen, dass ich die ZFA-Ausbildung gemacht habe. Es macht einfach Spaß, zum Beispiel bei unseren praxisinternen Hygiene-Fortbildungen die Fragen der Kolleginnen zu beantworten. Und natürlich sammle ich alle Informationen zur Infektionslehre und Instrumentenaufbereitung etc., leite diese an meine Kolleginnen weiter und kann so unser gesamtes Team unterstützen.

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