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Burn-out-Studie 2.0

Zehn Jahre nach der letzten Burn-out-Studie wird der Grad der Belastung von Zahnärzten und Zahnärztinnen erneut in einer Studie untersucht.

Zehn Jahre nach der letzten Burn-out-Studie wird der Grad der Belastung von Zahnärzten und Zahnärztinnen erneut in einer Studie untersucht.

In einer Zahnarztpraxis arbeiten Menschen zusammen, um anderen Menschen bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Zahnärzte widmen sich aufopferungsvoll ihrem Beruf und ihrer Berufung, doch nicht zuletzt die aktuellen Pandemie-Bedingungen brachten und bringen zahlreiche Zahnmediziner an ihre individuellen Grenzen. Zahnärzte können Überbelastungen lange Zeit aushalten und wollen stets für ihre Patienten präsent sein.

Die Frage lautet, ob die Zahnärzteschaft nach der langen und anstrengenden Phase der Covid-Pandemie psychomental dazu noch in der Lage ist. Antworten auf diese Frage möchte der Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK (1. Vorsitzende: Prof. Dr. Anne Wolowski) unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren mit einer Studie liefern, die in Zusammenarbeit mit der Universität Witten-Herdecke durchgeführt wird (hier geht es zum Fragebogen).

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Burn-out als ein Syndrom, basierend auf chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird. Ohne effektive Stress-Bewältigungsstrategien kommt es zu einem schleichenden Prozess der Erschöpfung, einer wachsenden geistigen Distanz zur eigenen beruflichen Tätigkeit sowie einer reduzierten professionellen Leistungsfähigkeit.

2012 galten 13,6 Prozent als betroffen

Bereits vor zehn Jahren hat die erste bundesweite Untersuchung in Deutschland zum Thema „Burn-out bei Zahnärzten“ gezeigt, dass 13,6 Prozent der Zahnmediziner von Burn-out betroffen sind und mit 31,9 Prozent immerhin fast ein Drittel burn-out-gefährdet sind (Wissel et al., 2012). Diese Zahlen waren bereits damals alarmierend. Doch wo stehen wir heute?

Das Belastungsbild des Zahnarztes hat sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich verändert. Von den einstigen berufsspezifischen Faktoren stehen heute mehr die Komplexität von Verwaltungsaufgaben sowie psychomentale Stressoren im Vordergrund (Oesterreich et al., 2021). Des Weiteren bringen die aktuellen Rahmenbedingungen (Medizinproduktegesetz, Behandlungsrichtlinien, Telematikinfrastruktur, gestiegene Anforderungen an Hygiene, Covid-Testungen …) zusätzliche Stressfaktoren in den Berufsalltag des Zahnarztes. Es bedarf eines besonderen individuellen Geschicks, diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, ohne sich selbst dabei zu vergessen.

Zusatzbelastung Corona-Pandemie

Besonders unter Pandemie-Bedingungen unterlagen und unterliegen zahnärztliche Praxen einem hohen Stresslevel. Einerseits muss die sichere Patientenversorgung aufrechterhalten werden, andererseits muss auch das Unternehmen Zahnarztpraxis weiter funktionieren. Zahnärzte sind sehr nah am Patienten tätig und damit einer hohen Aerosolbelastung ausgesetzt. Trotz aller Hygiene- und Schutzmaßnahmen leben viele Zahnärzte permanent mit der Angst, das Virus auf Familie oder Freunde zu übertragen.

Auch aufseiten der Patienten herrschte in der Anfangsphase der Pandemie große Unsicherheit, so kam es häufig zu Terminausfällen. Sinkende Patientenzahlen sowie verlängerte Behandlungszeiten durch erhöhte Hygienemaßnahmen führten zu einem verringerten Umsatz in der zahnärztlichen Praxis, in Deutschland im Durchschnitt um 54,6 Prozent. Die befragten Zahnärzte fühlten sich zu Zeiten der ersten Covid-19-Infektionswelle zu 95,8 Prozent emotional durch die Pandemiesituation (Covid Gams, 2021) belastet. Eine solche berufliche und emotionale Belastung steht in einem direkten Zusammenhang mit der Entstehung des Burn-out-Syndroms.

Persönliche Work-Life-Balance und Achtsamkeit im Fokus

Es ist darüber hinaus anzunehmen, dass auch die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wie Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich, die Schließung von Freizeiteinrichtungen etc., die berufliche Stressbewältigung zusätzlich erschweren. Inwieweit die persönliche Work-Life-Balance und Achtsamkeit mittlerweile in den Fokus der Zahnmediziner gerückt ist, soll die aktuelle Studie zeigen.

Die Pandemie zeigt mehr denn je, dass soziale Berufsgruppen von besonderer Bedeutung sind. Gerade vor diesem Hintergrund muss das Thema Burn-out in diesem Arbeitsfeld aktuell wieder besondere Aufmerksamkeit erfahren. Nur Menschen, die sich um sich selbst sorgen, können auch effektiv für andere sorgen und damit den erreichten Qualitätsstandard der medizinischen Versorgung langfristig gewährleisten.

Um aktuelle Zahlen und aussagekräftige Ergebnisse zur Stressbelastung und zur Burn-out-Gefährdung deutscher Zahnmediziner zu erhalten, wird in Zusammenarbeit der Universität Witten-Herdecke und dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren eine bundesweite Befragung unter Zahnärzten und Zahnärztinnen durchgeführt. Die Daten werden unter verschiedenen spezifischen Fragestellungen durch die Arbeitsgruppe ausgewertet. Das Studienteam um Prof. Jöhren bittet deshalb um Unterstützung durch die Leserinnen und Leser der dzw.

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