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Seniorenzahnmedizin im Fokus des Zahnheilkunde-Kongresses

Zahnheilkunde-Kongress 2024 der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz


Der Zahnheilkunde-Kongress 2024 war entsprechend der demografischen Entwicklung dem hochaktuellen Thema „Seniorenzahnmedizin“ gewidmet und fand am 12. und 13. April in Mainz statt.

Die „Zahnheilkunde“ wird alle zwei Jahre von der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz (LZK) ausgerichtet – diesmal in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für AlterszahnMedizin (DGAZ).

„Das ist ein Fortbildungskongress in besonderen, in schwierigen Zeiten“, sagt LZK-Präsident Dr. Wilfried Woop bei seiner Begrüßung der rund 300 Gäste. Er sprach aktuelle Herausforderungen der niedergelassenen Zahnärzte an, insbesondere durch die Budgetierung, und richtete einen Appell an die Politik – hier repräsentiert durch Ministerialdirektor Daniel Stich (SPD) vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Dieser dankte Woop für seine offenen und klaren Worte und hob die gute Zusammenarbeit zwischen Standes- und Landespolitik hervor.

Er äußerte sich zuversichtlich, dass beim nächsten Kongress in zwei Jahren die Rahmenbedingungen geändert sein könnten.

Wissenschaftliches Programm


Die wissenschaftlichen Leiter, Prof. Dr. James Deschner, Direktor der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Universitätsmedizin Mainz, und Prof. Dr. Ina Nitschke, Spezialistin für Seniorenzahnmedizin der DGAZ, Oberärztin der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig, haben ein interdisziplinäres Programm zusammengestellt, um die Zahnärzteschaft auf die besonderen Bedürfnisse von Senioren einzustellen.

Ein Fazit des Kongresses: Um geriatrischen Patienten gerecht zu werden, benötigt man den Austausch mit unterschiedlichen Fachdisziplinen, denn Multimorbidität, Polypharmazie und weitere Probleme erfordern ein Zusammenspiel der Experten.

Diskussionspunkte waren unter anderem:

  • Welche Medikamente nimmt der alte Mensch?
  • Welche Risiken entstehen, etwa wenn in der Mundhöhle operiert werden muss?
  • Wie reagiert der Körper auf das Absetzen von Blutverdünnern, die in der Altersgruppe hoch verbreitet sind?
  • Wie funktionieren Kommunikation und Mundpflege bei Demenz?
  • Wie wird die Mundgesundheit in der häuslichen Pflege – die mit Abstand häufigste Betreuungsform – sichergestellt und unterstützt?
  • Wie kann sich die zahnärztliche Versorgung an den alten Menschen und seinen individuellen Bedürfnissen anpassen, um eine Verbesserung der Lebensqualität, etwa der Kaufunktion, zu erzielen?
Rednerin

Prof. Dr. Ina Nitschke, Spezialistin für Seniorenzahnmedizin der DGAZ, und Prof. Dr. James Deschner, Direktor der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Universitätsmedizin Mainz, haben ein interdisziplinäres Programm zusammengestellt, um die Zahnärzteschaft auf die besonderen Bedürfnisse von Senioren einzustellen.

Prävention und Pflegezahnmedizin

Der Alterungsprozess ist unvermeidlich, stellte Prof. Dr. Ina Nitschke fest. „Es geht aber darum, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich hinauszuzögern.“ Dazu trage auch die Mundgesundheit entscheidend bei. Auf die Wechselwirkungen von Parodontitis und Alterskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes ging auch Prof. Dr. James Deschner ein.

„Durch die Behandlung einer Parodontitis ist es etwa möglich, den Blutzucker bei Diabetes und die Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis zu senken.“

Prof. Dr. Samir Abou-Ayash (Bern) stellte das ‚geriatrische Paradoxon‘ heraus: Während die Mundgesundheit, etwa die Kaufunktion bei Senioren abnehme, gehe die Inanspruchnahme von Behandlungen zurück. Er regte an, in der Praxis die Kaufunktion von Senioren zu messen, beispielsweise mit einem speziellen Kaugummi.

Praktische Tipps hatte ebenso Dr. Dirk Bleiel (Rheinbreitbach) im Gepäck, der sich für die aufsuchende Zahnmedizin engagiert. Er erläuterte nicht nur, welches Equipment sinnvoll ist, sondern auch welche organisatorischen und abrechnungstechnischen Fragestellungen auftauchen.

Den finalen Vortrag hielt Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Er wies darauf hin, dass Senioren die einzige Patientengruppe sei, die ungebrochen wachse. „Zahnmedizin in der Pflege ist ein Zukunftsbereich!“ Am Ende richtete er einen Appell an die Zuhörerschaft: „Prävention und Pflegezahnmedizin gehen nicht ohne eigenverantwortliche Hauszahnärzte. Was jetzt wird, entscheidet nicht die Politik, sondern Sie!“.

Neben dem Tagungsprogramm wurde der Forschungspreis der Landeszahnärztekammer an Nachwuchswissenschaftler der Zahnmedizin Mainz verliehen sowie der Karl-Ludwig-Ackermann-Preis für Implantologie.

Abgerundet wurde der Kongress mit Teamprogrammen, Workshops mit praktischen Übungen, etwa in einem Alterssimulationsanzug sowie einer Dentalausstellung. Wieder wurde in den Zahnarztpraxen gesammeltes Gold an den Verein KIKAM gespendet, der die Kinderintensivstation der Unimedizin Mainz unterstützt.