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Wie viel verdient Wertschätzung?

Es war kalt in Berlin, als am 8. Februar 2023 am Brandenburger Tor ZFA und MFA gemeinsam für mehr Anerkennung, Wertschätzung und eine bessere Vergütung demonstrierten. Der Verband medizinischer Fachberufe (VmF) hatte zu diesem Protesttag gerufen und sie waren gekommen. Auch die Rednerliste war lang – Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Standespolitik zeigten sich zumindest verbal solidarisch.

Protestaktion: ZFA und MFA demonstrierten ihre Unzufriedenheit

Hannelore König, Präsidentin des VmF, begrüßte Demonstrierende und Gäste kämpferisch: „Es ist eisig hier und die Stimmung unter den MFA und ZFA ist noch eisiger.“ Ein von der Bundesregierung vergessener oder ignorierter Berufsstand machte sich in Berlin Luft. Dabei werden 90 Prozent aller Patienten im ambulanten Bereich versorgt. König stellte die Frage, ob es daran liegen könne, dass MFA und ZFA zu 99 Prozent weiblich seien. Die Spirale aus mangelnder Anerkennung des Berufsstands und Fachkräftemangel führe zu einer Gefahr für die ambulante Versorgung. „Ohne MFA keine Vorsorge, ohne ZFA keine Prophylaxe“, gut gebrüllt, Frau König. Bei einem mittleren Gehalt von 2.200 bis 2.600 Euro brutto und einer Inflation von neun Prozent, stellte König zurecht die Frage, wie sie davon leben sollen, und forderte angemessene Gehälter für ZFA und MFA.

Das große Defilee

Und sie sind alle gekommen, was Rang und Namen hat in der standespolitischen Welt, oder kabelten zumindest Solidaritätsadressen wie KBV und KZBV: Dr. Christian Albring vom Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa), Ates Gürpinar (Die Linke), MdB und Mitglied im Gesundheitsausschuss, Dr. Rebecca Otto, Dentista-Präsidentin, Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA beim VmF, Emmi Zeulner (CSU), MdB und Mitglied im Gesundheitsausschuss, Dr. Christian Messer von Medi Geno, Jakob Maske, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Susanne Bublitz, Deutscher Hausärzteverband, Dr. Christiane Wessel, stellvertretende Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Dr. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, Nancy Djelassi, Präsidentin des Bundesverbands für zahnmedizinische Fachkräfte in der Prävention, Dr. Jana Lo Scalzo, stellvertretende Vorstandsvorsitzende  der KZV Berlin.

Den Rednerreigen eröffnete Bundesärztekammerpräsident, Dr. Klaus Reinhardt, und beklagte: „Wer den Praxen das Geld nimmt, nimmt auch den Praxisinhabern die Gelegenheit, ihren Mitarbeitern angemessene Gehälter zu bezahlen.“ Schnell war klar, wohin die Argumentationsreise gehen sollte. Prof. Dr. Christoph Benz, BZÄK-Präsident, betonte ebenfalls den politischen Unwillen die ambulante Versorgung gerade auch im Bereich der Zahnärzteschaft zu stärken: „An unserer Seite haben wir den doppelten Deckel. Wir haben den Deckel durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Wir haben den Punktedeckel im Bereich der privaten Krankenversicherung.“ In die gleiche Kerbe schlugen auch weitere Redner. Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: „Wir haben Geld, das nicht mehr in unsere Praxen komm … Die Zitrone ist ausgedrückt.“ Und Harald Schrader, Bundesvorsitzender des FVDZ: „Wie blöd kann man eigentlich sein, ein System, das 70 Jahre lang in dieser Republik dafür gesorgt hat, medizinisch und zahnmedizinisch an die Weltspitze zu kommen, und dann daher geht und einen Deckel auf die Honorierung setzt.“ So viel Einigkeit war selten. Schuld sind immer die anderen und Vertreter der Regierungskoalition waren sicherheitshalber auch gar nicht erst zur Demonstration gekommen.

Eine Grafik, die ein Facher 50 Euro-Noiten zeigt, der von zwei Händen von rechts angeboten werden und von linke kommt eine Hand, die einen Schein herauszieht.

Der Verband medizinischer Fachberufe hatte zum Protest für mehr Anerkennung und angemessene Gehälter aufgerufen.

Die kleinen Quertreiber

Für etwas Sand im großen Solidaritätsgetriebe sorgte vor Ort Sepp Müller (CDU), MdB und Mitglied im Gesundheitsausschuss: „Wir brauchen Tarifverträge deutschlandweit, damit jeder von seinem Entgelt auch leben kann, dafür sind Tarifpartner zuständig. Und ihr, liebe Zahnärzte seid aufgerufen, endlich der Tarifpartnerschaft beizutreten. Das haben Eure Lichter in den Praxen verdient.“

Wir erinnern uns: Erst kürzlich hat sich die Zahnärztekammer Niedersachsen – neben Hamburg, Hessen, dem Saarland und Westfalen-Lippe – als fünfter Kammerbereich auf den Weg gemacht und ist der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Zahnmedizinischen Fachangestellten beigetreten. Fünf – da fehlen ja nur noch zwölf.

Einen kleinen Shitstorm erregte dann auf Twitter Florian Lanz, seines Zeichens Pressesprecher des GKV-Spitzenverbands: „Es sind die Praxisinhaber und -inhaberinnen, die über die Höhe der MFA-Vergütung entscheiden.“ Das kam nicht bei allen Mitzwitschernden gut an.

Aber hier beißt sich das Argumentationskätzchen in den Schwanz. Ist genug Geld im ambulanten Versorgungssystem, dass ein wenig mehr bei den ZFA und MFA ankommen könnte? Hohe Inflation, steigende Preise und Energiekosten betreffen schließlich Praxen wie die Fachangestellten. Letztere nur eben auf einem sowieso schon äußerst bescheidenen Niveau.

Bleibt die Hoffnung, dass Praxisinhaberinnen und – inhaber ihre Fachkräfte in Zeiten ihres Mangels schon aus ganz pragmatischen Gründen so gut bezahlen, wie es sich für sie wirtschaftlich darstellen lässt.