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„Trichter“-Scan bei Frontzahnimplantaten

Intraoraler Scanner im Praxiseinsatz

Intraoraler Scanner im Praxiseinsatz

Wie für definitive Kronen auf Frontzahnimplantaten digital abgeformt wird, erläutert ein Praxis-Tipp von Dr. Kay Vietor.

Für eilige Leser


  • Nach der Weichgewebs-Ausformung lässt sich der „Trichter“ mit etwas Übung gut intraoral scannen (für definitive Kronen).
  • Da der Gewebekollaps verzögert ist, bleibt genügend Zeit für den kurzen Scanvorgang.
  • Vor erneutem Verschrauben der temporären Kronen müssen Patienten auf eventuelles Druckgefühl hingewiesen werden.
  • Für korrekten Umgang mit Hard- und Software ist eine Schulung erforderlich.
  • Die reinen Scan-Schritte gelingen nach kurzer Einarbeitung in unter 5 Minuten.

Intraorales Scannen mithilfe von Scankörpern gilt inzwischen als erprobte Abformtechnik für Einzelimplantate. Als problematisch wurde der weichgewebige Kollaps nach Abschrauben von Gingivaformern oder temporären Kronen gesehen. Eine Untersuchung, wenn auch mit wenigen Patienten, ordnet die bekannte Tendenz zum Weichgewebskollaps zeitlich ein (1).  Sie zeigt, dass zwischen 5 und 10 Minuten nach Herausschrauben der temporären Bauteile eine starke Schrumpfung von mehr als 20 Prozent stattfinden kann. 

Seitdem hat die Dentalindustrie Scannertechnik und Software weiter entwickelt. Je nach Optionen des Scansystems wird ein besonderes Augenmerk auf den Weichgewebsscan gerichtet. In unserer Praxis werden heute Einzel- und bis zu drei benachbarte Implantate (2) in der Regel digital mit einem Intraoralscanner abgeformt (Trios, 3Shape). Wie wir dabei nach Ausformung der Weichgewebe für eine definitive Kronenversorgung vorgehen, erläutert dieser Praxis-Tipp. 

Aufzeichnung des Scanvorgangs (vgl. Abb. 3 der Slideshow). Die Gesamtdauer für die Emergenzprofile betrug für zwei Implantate zirka 30 Sekunden, mit präzise dargestellten Kontaktflächen der Nachbarzähne. 

Vorgehen Schritt für Schritt

Vor Beginn der Scan-Sitzung muss in der Scanner-Software ein digitaler Laborauftrag angelegt werden. Auf dessen Basis wird im Scan-Protokoll unter anderem automatisch festgelegt, in welchen Bereichen die Datendichte beim Scannen besonders hoch sein muss.

Bevor die temporären, auf Titanbasen verklebten Kompositkronen (CAD-Temp, Vita) abgenommen werden können, werden zunächst Ober- und Unterkiefer vollständig eingescannt (Slideshow: Abb. 1 und 2). Zu diesem Zeitpunkt ist die Gingivakontur am Implantat noch unverändert stabil. Die reine Scan-Dauer beträgt pro Kiefer zirka 50 Sekunden bis 2 Minuten.

Damit das Emergenzprofil beim anschließenden Scannen sichtbar ist, werden nun die temporären Kronen in der Bildschirmdarstellung manuell oder automatisch radiert. Die Kronen werden abgenommen und Weichgewebe und Approximalflächen der Nachbarzähne unverzüglich bei hoher Auflösung eingescannt (Slideshow: Abb. 3 und Scanvideo).

Da keine Zementreste entfernt werden müssen und die Provisorien einteilig gestaltet sind, gelingt dies bei verschraubten Kronen schneller und eleganter als bei zementierten (3). Im Fallbeispiel dauerte der Vorgang pro Implantat (Straumann) nur zirka 15 Sekunden (Slideshow: Abb. 4 und 5).

Vorsichtig einschrauben 

Nun werden die Scanbodies eingeschraubt, wobei vorsichtshalber auf ein mögliches leichtes Druckgefühl hingewiesen werden kann. Ein zweiter Scan wird durchgeführt (Dauer 5 bis 10 Sekunden) (Slideshow: Abb. 6), die Scanbodies werden wieder herausgeschraubt und die temporären Kronen eingeschraubt. Da die Kronen einen größeren Umfang haben als die Scanbodies, muss der Patient oder die Patientin auf dadurch verursachtes Druckgefühl und möglicherweise leichten Schmerz hingewiesen werden. Das Einschrauben sollte langsam erfolgen.

Das Scannen selbst dauert – je nach Anatomie des Patienten und Übung des Anwenders – zwischen 2 und 5 Minuten. Hinzu kommen Rechenzeiten, Bedienen der Software, Ein- und Ausschrauben der Bauteile und eventuell Nachscannen bei fehlenden Informationen. Beide Scans (Trichter, Scanbodies) werden automatisch gematcht und dienen dem Zahntechniker nach Datenübertragung als digitale Arbeitsunterlage für das Emergenzprofil der definitiven Kronen.

Fazit

Intraorales Scannen von Einzelimplantaten ist nach einer kleinen Schulung durch den Systemanbieter keine Zauberei. Die Lernkurve beim Scannen selbst ist steil. Das bedeutet, dass sich der Vorgang relativ einfach erlernen lässt, bei entsprechend zügigem Lernfortschritt. Während die Kieferscans der Ausgangssituation von einer Assistenz durchgeführt werden können, sollten die Implantate vom Zahnarzt oder der Zahnärztin gescannt werden.

Dr. Kay Vietor, Langen

Redaktion: Dr. Jan H. Koch, Freising

Literatur

  • 1. Joda T. Time-dependent supraimplant mucosa changes: short communication. Int J Oral Maxillofac Implants 2015;30:619-621.
  • 2. Guth JF, Runkel C, Beuer F, Stimmelmayr M, Edelhoff D, Keul C. Accuracy of five intraoral scanners compared to indirect digitalization. Clin Oral Investig 2017;21:1445-1455.
  • 3. Vietor K. Implantat-Abutments und Abutmentkronen. Die Quintessenz 2017;68:1339-1345.