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Kommt jetzt die Arm-Offensive?

Der Impfstart in Hausarztpraxen zeigt bereits erste Effekte.

Der Impfstart in Hausarztpraxen zeigt bereits erste Effekte.

Lockdown, Lockdown light, Wellenbrecherlockdown, Osterlockdown, Jo-Jo-Lockdown  immerhin die Wortfindung ist in der Pandemie kreativ. Jetzt heißt es Brückenlockdown, den NRW-Ministerpräsident, CDU-Parteivorsitzender und CDU-Kanzlerkandidaten-Aspirant Armin Laschet in die politische Debatte bringt. „Brücke, Brücke spann dich auf, zeig mir deinen Bogenlauf“, mag jetzt manch eine und einer denken: Wo soll diese Brücke enden? Im Mai, im Juni, im Juli? Oder in zwei oder drei Wochen? Und wie realistisch ist das? Es gibt einige Variablen, die ein wenig Licht in die bislang dünne Faktenlage werfen.

Wer alles impfen könnte

Die Impfkampagne findet nun endlich Eingang in die eingespielte vertragsärztliche Versorgung – bislang ausschließlich in die Hausarztpraxen. Deutschlandweit gibt es 55.000 vertragsärztlich tätige Hausärztinnen und -ärzte, hinzu kommen noch rund 125.000 weitere Vertragsfachärzte.
Zahnärzte, die bislang nicht in der Coronavirus-Impfverordnung berücksichtigt werden, haben ebenfalls ihre Impfbereitschaft bekundet. „Mit ihrer Expertise und Fachkompetenz hat die Zahnärzteschaft schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten. Das Angebot gilt weiterhin“, sagte der Vorsitzende der KZBV Wolfgang Eßer dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Als approbierte Ärzte seien die rund 48.000 Vertragszahnahnärzte grundsätzlich dazu befähigt, Impfungen durchzuführen, so Eßer.
Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte hat die Beteiligung der rund 10.000 Tierarztpraxen in Deutschland bereits angeboten. Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbands, führt an, dass in Tierarztpraxen bei 50 Impfungen pro Woche und Praxis in einem Monat gut zwei Millionen Menschen geimpft werden könnten. Auch sie finden derzeit noch keine Erwähnung in der Coronavirus-Impfverordnung.

Der Weg zur „Herdenimmunität"

Das RKI geht davon aus, dass eine Herdenimmunität vorläge, wenn rund 66 Prozent der Bevölkerung immun wären. Bei 83 Millionen Einwohnern in Deutschland sind das etwa 55 Millionen Menschen. Knapp 3 Millionen Menschen haben hierzulande eine COVID-19-Erkrankung überstanden. Und etwa 18.000.000 Dosen wurden bereits verimpft (hier der laufend aktualisierte Stand der Impfkampagne in Deutschland) – fast 5 Millionen Menschen sind vollständig geimpft. Die Lieferangaben des BMG prognostizieren für das 2. Quartal 2021: 40,2 Millionen Dosen von BioNTech/Pfizer, 6,4 Millionen von Moderna, 12,4 Millionen von AstraZeneca und 10,1 Millionen Dosen des neu zugelassenen Vakzins von Johnson & Johnson, das nur eine Impfung benötigt. Damit könnten im 2. Quartal 39,6 Millionen Menschen bis Ende Juni vollständig geimpft werden. Dazu benötigte es 69,1 Millionen Impfungen. Insgesamt steigt die Impfbereitschaft. Nur rund 12 Prozent der Bevölkerung schließt eine Impfung für sich aus, also etwa 10 Millionen. Rund 13 Millionen Menschen sind unter 16, die bislang noch nicht geimpft werden können.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt geht davon aus, dass die Hausärzte in Deutschland je nach Größe und Organisation „100 Patienten in der Woche impfen“ können. Bei 100 Impfungen pro Woche und 50.000 impfenden Hausarztpraxen können so in jeder Woche 5 Millionen Menschen geimpft werden.
Liefe es also endlich mal alles etwas runder und werden weitere Arztgruppen in die Impfkampagne eingebunden, könnten bis Ende Juni 48 Millionen Menschen immun gegen das Coronavirus sein. Über diese Brücke könnten wir gehen.