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„Begleitscheine von Bürstenbiopsien sollten exakte Angaben enthalten“

Prof. Andrea Maria Schmidt-Westhausen leitet die Abteilung für Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie an der Charité Berlin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Früherkennung oraler Plattenepithelkarzinome und potenziell maligner Veränderungen. In einem Interview mit Fachjournalist Dr. Jan H. Koch äußert sie sich zu diagnostischen Mitteln wie der Bürstenbiopsie.

Dr. Jan H. Koch: Bleibt die Bürstenbiopsie zur Erkennung von Vorläuferläsionen ein wichtiges Thema?
Prof. Andrea Schmidt-Westhausen:
Ja, dazu ein Beispiel: Ein Kollege ist sich nicht sicher, ob eine Leukoplakie wirklich harmlos ist. Er will seinen Patienten aber nicht gleich zum Spezialisten in die nächstgrößere Stadt schicken. Hier ist die Bürstenbiopsie eine gute Option.

Prof. Andrea Maria Schmidt-Westhausen leitet die Abteilung für Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie an der Charité Berlin.

Prof. Andrea Maria Schmidt-Westhausen leitet die Abteilung für Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie an der Charité Berlin.

Funktioniert das in der täglichen Praxis?
Schmidt-Westhausen:
Leider nur bedingt. In einer Studie mit fast 1.500 eingesandten Proben konnten wir zeigen, dass mehr als 40 Prozent der Zahnärzte Biopsie oder Dokumentation nicht leitliniengerecht durchführen [5]. Häufigster Fehler waren unvollständig oder falsch ausgefüllte Begleitscheine. Diese sollten exakte Angaben über Lokalisation, Aussehen und Größe der Läsion und anamnestische Daten enthalten. Auch die Entnahmetechnik ist oft fehlerhaft, sodass keine sicheren Diagnosen möglich sind.

Wie lässt sich das ändern?
Schmidt-Westhausen:
Wir verwenden zum Beispiel ein Produkt, das eine leicht verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung enthält (OralPath, Zentrum für Oralpathologie, Dr. med. Harald Ebhardt). Wer sich über die Handhabung der Bürstenzytologie erkundigen möchte, dem empfehle ich Kurse über Diagnose und Therapie von Mundschleimhauterkrankungen. Solche werden zum Beispiel in Berlin und Brandenburg regelmäßig von den Zahnärztekammern angeboten. Wer es gern anschaulich hat, kann bei „seinem“ Oralchirurgen hospitieren. Sehr wichtig ist es auch, mit einem Fachlabor zusammenzuarbeiten, das oralpathologisch versiert ist.