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Was bist du bereit, für ein gutes Team zu tun?

Die Frustrationsreise so mancher zahnmedizinischen Fachangestellten: Unzufriedenheit im Job, die Arbeitsbelastung ist hoch, ständig Überstunden, genervte Patienten, der Chef meckert rum und die Kolleginnen fallen dir auch noch in den Rücken. Die Hoffnung liegt im Praxiswechsel. Ein Wechsel der Umgebung, der Arbeitgeber und Teamkolleginnen: Dann ist die Erwartungshaltung groß, sowohl auf deiner als auch auf der Seite deines neuen Arbeitgebers und deiner neuen Kolleginnen. Alle sind happy, dass du endlich mit zum Team gehörst und du bist happy, dass du endlich den blöden Laden verlassen hast, in dem du dich sowieso auf niemanden verlassen konntest. Und dann, nach einiger Zeit, fängt alles von vorne an.

Noch einmal in eine neue Praxis, das macht sich im Lebenslauf nicht besonders gut. Zwei bis drei Jahre sollten zwischen dem Jobwechseln schon liegen, will man nicht als Querulant oder gar teamunfähig abgestempelt werden, denken sich viele. Doch was tun, wenn es mit der Zufriedenheit im Job einfach nicht klappen will? Aus dem Beruf komplett aussteigen und als Quereinsteiger anderswo arbeiten, ist sicher eine Möglichkeit. Doch nach einiger Zeit kehren viele Wechsler in ihren vorherigen Beruf zurück, denn sie vermissen ihre Tätigkeit und haben gemerkt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Es war nicht die Tätigkeit, die sie aufgegeben haben, sondern die Umstände, denen sie entfliehen wollten. Doch diese können sich auch in anderen Bereichen wiederholen.

Ein Wechsel mit zwei Seiten

Nicht wenige Arbeitgeber sind frustriert, denn sie wissen nicht, mit welchen Maßnahmen sie ihre Mitarbeiter motivieren sollen und diese langfristig an ihre Praxis binden können. Motivation ist eine intrinsische Angelegenheit, die nur der Mitarbeiter selbst erzeugen kann. Den Arbeitgebern sind da natürlich nicht ganz die Hände gebunden. Sie können etwas tun, um die Umstände, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass die Mitarbeiter nicht demotiviert werden und beste Lern- und Arbeitsvoraussetzungen zu schaffen. Allerdings geht es um wesentlich mehr als einen schönen, modernen Arbeitsplatz. Es geht insbesondere um das Betriebsklima, welches eine wertschätzende Atmosphäre und ein Miteinander widerspiegeln sollte und es geht um die Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln und selbstwirksam die übertragenen Aufgaben zu verrichten. Das ist das, was Mitarbeiter häufig an Bedürfnissen und Wünschen an ihre Arbeitgeber anführen. Sie wollen mehr Wertschätzung, Respekt und Einflussnahme auf ihren Arbeitsbereich. Um dies in die Umsetzung zu bringen, braucht es Zeit. Ein Team, welches verlässlich zueinandersteht, sich unterstützt und loyal zusammenhält, braucht Zeit, sich zu entwickeln, braucht Zeit, Vertrauen aufzubauen, braucht Zeit, Expertise zu entfalten.

Ein Team durchläuft immer unterschiedliche Phasen

1. Phase: Forming / Orientierung: Arbeitgeber und Arbeitnehmer finden sich als „Team“ zusammen.
2. Phase: Storming / Das Gerangel um die Macht: Positionen werden erkämpft oder verteidigt.
3. Phase: Norming / Struktur und Organisation: Regeln und Vereinbarungen des Umgangs werden vereinbart.
4. Phase: Performing / Wir machen das!: Das Team agiert als Einheit, jeder weiß, was er/sie zu tun hat und tut dies auch.
5. Phase: Adjourning / Die Auflösung: Mitarbeiter verlassen das Team oder die Führungsebene wechselt.

Im Anschluss an Phase 5 beginnt der Kreislauf von vorn.

Mit Wissen Ängsten vorbeugen, das ist einer meiner Leitsprüche. Die Vorstellung des Team-Phasen-Modells löst bei manchen schon den ersten Erkenntniseffekt aus. Doch wie kann man Phase 1 optimal gestalten oder die unruhige Phase 2 möglichst kurzhalten?

In Phase 1 geht es insbesondere, darum sich kennenzulernen. Das bezieht sich nicht nur auf die fachliche Qualifikation, um zu wissen, wo die neuen Mitarbeiter eingesetzt werden können, sondern es geht insbesondere um die menschliche Komponente. Wie tickt der andere, ist er ein schneller oder eher ein etwas langsamerer, überlegter Umsetzer? Gehört die neue Kollegin zu der Sorte Perfektionistin oder ist sie eine, die sich im Hintergrund hält, weil sie denkt, sie könne das Geforderte nicht leisten? Wenn es dann in die nächste Phase geht, können persönliche Eigenschaften, wie beispielsweise das Streben nach Perfektion zu Stress führen. Denn häufig übertragen Mitarbeiter und Führungskräfte den eigenen Anspruch auf andere, ohne zu bemerken, dass das eigene Verhalten auf Gegenwehr oder Verweigerung trifft.

In Phase 2 werden die Weichen für ein funktionierendes Team gestellt. Wenn du bereits einige Erfahrung in unterschiedlichen Praxen sammeln durftest, überlege einmal, was die Teams gemeinsam hatten. Welche Vorkommnisse haben sich wiederholt und warum? Gab es Personen, die zwar verschieden waren, aber gleich gehandelt haben und die bei dir das Gefühl aufkommen ließen, es gäbe nur eine Möglichkeit, nämlich die Möglichkeit zu gehen? Bist du, bevor du die Praxis verlassen hast, in die Kommunikation gegangen? Hast du dich mit deinen Kolleginnen, deinen Vorgesetzten bzw. Arbeitgebern ausgetauscht? Hast du konkrete Beispiele genannt, was sich ändern sollte, um die Situation zu verbessern? Arbeitgeber verzichten nur ungern auf gute Mitarbeiter, das ist sicher allen bewusst. Arbeitgeber benötigen jedoch eine Chance, um Missstände, die sie vielleicht nicht wahrnehmen – ein blinder Fleck, den wir übrigens alle haben – ändern zu können. Das setzt Kommunikation voraus, die mutig und wertschätzend das ausspricht, was dir auf der Seele liegt.

Mut, Willen, Offenheit und Kommunikation

Die Frage „Was bist du bereit, für dein Team zu tun?“ könnte demnach umgewandelt werden in: Bist du bereit, ohne Interpretationen und Bewertungen offen auf deine Kolleginnen oder Arbeitgeber zuzugehen? Bist du mutig, die Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen? Bist du aufgeschlossen, andere Meinungen und das Feedback anderer anzuerkennen, ohne diese als persönliche Ablehnungen zu empfinden und deshalb die Praxis zu verlassen? Emotionen hindern uns manchmal, klare Gedanken zu fassen. Daher gebe ich jedem den Tipp, sich in angespannten Situationen folgende Fragen zu beantworten: Welchen Anteil hast du persönlich an der Situation und wie kann die Situation verbessert werden?

Dieser Tipp ist die erste Gedankenaufgabe, bevor Entscheidungen getroffen werden sollten. Denn nachdem die Emotionen sich gelegt haben, könnte man diese Entscheidung bedauern. Vertrauensverlust, welcher aufgrund von unbedachten Äußerungen und Handlungen entsteht, kann durch diese Fragen vorgebeugt werden. Teamleben bedeutet, aufeinander zu achten, miteinander offen und transparent zu sprechen und auch mal eigene Bedürfnisse den Bedürfnissen des Teams gegenüber hintenanzustellen oder gar darauf zu verzichten, wenn es für das Teamklima von Vorteil ist. Wenn du es leid bist, deinen Arbeitsplatz immer wieder zu wechseln, dann werde aktiv und arbeite an der Team-Beziehung.

Buchcover ich das Team Montesinos

Mit Ihrem Buch ICH DAS TEAM hat Autorin Antonia Montesinos ein Selbstcoaching-Buch für die Zahnmedizinische Fachassistentin sowie deren Führungskräfte geschrieben, die sich selbst besser kennen lernen wollen, um das Projekt Team gelingen zu lassen. Das Wissen um die eigenen Persönlichkeitsfacetten soll mehr Verständnis für das eigene Handeln und die damit verbundenen Wechselwirkung im Team ermöglichen.

 

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