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ImpAct Masterleague: Studiendaten kritisch reflektieren

„Analog versus digital – was brauchen wir wirklich?“ – kontrovers diskutieren und reflektieren macht den Charakter des neuen Kongressformats aus, beispielsweise in der Disputatio mit Dr. Markus Englschalk, Prof. Dr. Florian Beuer, und Dr. Georg Bayer (v.li.).

„Analog versus digital – was brauchen wir wirklich?“ – kontrovers diskutieren und reflektieren macht den Charakter des neuen Kongressformats aus, beispielsweise in der Disputatio mit Dr. Markus Englschalk, Prof. Dr. Florian Beuer, und Dr. Georg Bayer (v.li.).

Die erste ImpAct Masterleague der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) am 25. und 26. Oktober 2019 im Lufthansa Kongresshotel in Seeheim-Jugenheim brachte führende Experten aus Wissenschaft und Praxis zu einem spannenden wissenschaftlichen Diskurs zusammen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Fortbildungsreferent der DGOI, und Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI, reflektierten 170 Teilnehmer aktuelle Studiendaten gemeinsam mit den Referenten.

Kritisch reflektieren

Digital ist kein Dogma – so lautete die Take-Home-Message der ersten Disputatio, bei der es um die Frage „Analog versus digital – was und wieviel brauchen wir wirklich?“ ging Prof. Dr. Florian Beuer, Berlin, moderierte die Diskussion zwischen Dr. Markus Englschalk, München, und Dr. Georg Bayer, Landsberg am Lech. Digital Smile Design, Intraoralscanner (IOS) und Guided Surgery dienen als unterstützende digitale „Handwerkszeuge“, um die Arbeitsabläufe einfacher zu gestalten und die steigenden Anforderungen der Patienten vorhersagbarer zu erfüllen. Die digitale Abformung mittels IOS kann der erste Schritt zur Implementierung des digitalen Workflows sein. Der Tipp für Praktiker: Zeit nehmen, um sich mit der neuen Technik vertraut zu machen.

Um kurze und durchmesserreduzierte Implantate versus Augmentation ging es mit Dr. Eik Schiegnitz, Mainz, Prof. Dr. Fred Bergmann, Past-Präsident der DGOI, und Moderator Prof. Dr. Knut Grötz, Wiesbaden. Für Patienten, die bei der präoperativen Risikostratifizierung im mittleren bis hohen Bereich liegen, kann der Einsatz von kurzen (gleich/weniger als sechs Millimeter) Implantaten eine weitere Behandlungsoption bei reduzierter vertikaler Knochenhöhe sein. Aber: In der ästhetischen Zone sind Augmentationen selbst bei kleinen Knochen- und Weichgewebsdefekten im Hinblick auf Ästhetik und Gewebestabilität weiterhin unverzichtbar.

Spät oder Sofort?

Kontrovers und lebendig verlief die Disputatio mit Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig, DGOI-Vizepräsident, und PD Dr. Paul Weigl, Frankfurt (Main), über Sofortimplantation/-versorgung oder Spätversorgung. Prof. Dr. Daniel Grubeanu moderierte. Zu den Vorteilen der Sofortimplantation/-versorgung gehören zum Beispiel das bestmögliche Regenerationspotenzial, der Erhalt der alveolären Strukturen und des natürlichen Emergenzprofils sowie die verkürzte Behandlungsdauer. Dagegen stehen beispielsweise weniger Frühverluste bei Spätimplantation und/oder -versorgung. Zur Ästhetik: Nachteile hinsichtlich der Papille (Pink Esthetic Score nach Fürhauser) sind nicht belegt.

Prof. Dr. Daniel Grubeanu und Prof. Dr. Michael Gahlert, München diskutierten Titan- versus Keramikimplantate, Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets übernahm die Moderation. An Keramikimplantaten zeigen sich weitaus weniger periimplantäre Erkrankungen als an Titanimplantaten, ebenso seien die ästhetischen Ergebnisse unter Berücksichtigung des Pink Esthetic Scores besser. Aufmerksamkeit ist jedoch beim Handling geboten: Zirkoniumdioxidimplantate sind deutlich langsamer zu inserieren, um thermische Nekrosen zu vermeiden. Grubeanu gab zu bedenken, dass das Implantatmaterial für den implantologischen Erfolg irrelevant ist. Der Erfolg hängt von anderen Faktoren ab. Sein Appell: „Lernt genau die Kautelen, die für Implantate gelten.“

Out-of-the-Box-Vorträge zu den angrenzenden Fachgebieten KFO und Endo ergänzten das Programm. PD Dr. Dietmar Weng, Starnberg, lieferte eine kritische Analyse der Studienlage zum Thema Plattform-Switching, seine Botschaft war deutlich: Systematische Reviews und Metaanalysen belegen keine klinische Überlegenheit des Plattform-Switchings. Wichtig für den Knochenerhalt ist die dichte Verbindung.

Kurz und knapp: Periimplantitis, Weich- und Hartgewebemanagement

In den Vortragsblöcken beleuchteten Experten das Hart- und Weichgewebsmanagement, Periimplantitis, und in der „Only ten minutes – only one question“-Session ging es um klare Statements im Sinne eines Updates. Kurz und knapp schafften es die Referenten, ihre Botschaften auf den Punkt zu bringen. Zum Beispiel: Das Weichgewebe kann nicht dick genug sein, um den Knochen zu schützen. Die Weichteilhöhe muss mindestens zwei Millimeter am Implantat betragen. Deshalb: Lernen Sie mukogingivale Chirurgie. Aus chirurgischer Sicht gilt es, die Phasen der Wundheilung zu verstehen und mit der Biologie das Weich- und Hartgewebe zu managen. Ein Beispiel war das „Kieler Sushi“-Konzept von Dr. Oliver Zernial, Kiel. Auch zur Periimplantitis gab es greifbare Botschaften, zum Beispiel: Der behandelte Paro-Patient ist ein Risikofaktor, aber keine Kontraindikation. Und: Ohne Nachsorge sind Attachmentverluste nachweisbar.

Workshops und Posterpräsentationen

Zum Auftakt der ImpAct Masterleague wurden in Zusammenarbeit mit Industriepartnern der DGOI verschiedene Workshops angeboten. Im Austausch mit den Referenten widmeten sich die Teilnehmer neuen prothetischen Konzepten und der Frage, ob sich das Risiko für periimplantäre Erkrankungen senken lässt, dem Weichgewebe und der Sofortimplantation, den biologischen Ansätzen in der Geweberegeneration, der atraumatischen Extraktion sowie Augmentation mit piezoelektrischer Chirurgie und einem komplett dargestellten digitalen Arbeitsablauf von der virtuellen Planung bis zur CAD/CAM-gefertigten Prothetik. Darüber hinaus gab es in weiteren Workshops Tipps für den Praxiserfolg mit einem nachhaltigen Praxiscontrolling und für die Kostenerstattung nach GOZ 9010 und Co.

Über die Auszeichnung ihrer Posterpräsentationen freuten sich Dr. Dr. Anders Henningsen, Hamburg, Dr. Torsten Conrad, Bingen, und Prof. Dr. Constantin von See, Krems.

Die DGOI hat mit ImpAct Masterleague ein neues Kongressformat entwickelt, Disputationen und kurze Vorträge mit klaren Botschaften haben das konventionelle Kongressmodell abgelöst. „Die Kollegen haben unser neues Veranstaltungsformat schnell und gut angenommen“, freute sich Prof. Dr. Daniel Grubeanu, „damit Teilnehmer und Experten gemeinsam unterschiedliche Sichtweisen in der Tiefe diskutieren und Studienergebnisse kritisch reflektieren können, haben wir den Teilnehmerkreis auf eine kleinere Runde limitiert. So konnten wir uns auch am Abend auf das Networking und den Austausch konzentrieren.“

Save the date

• 25. bis 29. März 2020 – ImpAct Zürs Austria (Wintersymposium)

• 5. und 6. Juni 2020 – ImpAct Dental Leaders in Mannheim

• 16. und 17. Oktober 2020 – ImpAct Masterleague in Seeheim-Jugenheim

Weitere Informationen: DGOI Büro Wilderichstraße 9, 76646 Bruchsal, Telefon: (07251) 61 89 96-0, E-Mail: mail@dgoi.info, www.dgoi.info

Quelle: DGOI