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"Die Dankbarkeit der Menschen ist überwältigend"

Die Gedanken von Dr. Heike Rump-Schaefer, Zahnärztin in Bad Neuenahr-Ahrweiler, schweifen derzeit häufiger in die Ferne. In dieser Zeit, in der sich unser Leben in Deutschland in vielen Bereichen verändert hat, denkt sie mit Sorge an die Menschen in Afrika. Dort trifft das Virus auf eine Bevölkerung, die sich wesentlich schlechter schützen kann und auf oftmals unzureichende medizinische Strukturen. Diese kennt sie aus eigener Erfahrung von ihren Hilfseinsätzen in Kenia und Tansania, die sie 2017 und 2019 für Dentists for Africa und Dental Volunteers absolviert hat.

Dr. Heike Rump-Schaefer ist seit über 25 Jahren als Zahnärztin in eigener Praxis tätig. Die gebürtige Westfälin hat sich damit ihren Traum erfüllt und dafür auch manche Hindernisse überwinden müssen. Sich weiterbilden, neue Horizonte entdecken und anderen Menschen helfen, das zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Immer wieder hat sie ihr zahnmedizinisches Wissen erweitert und sich engagiert, so war sie von 2013 bis 2015 im Bundesvorstand des Freien Verbandes deutscher Zahnärzte (FVDZ) aktiv.  Bei ihrer dreijährigen Ausbildung zur Hypnoseärztin lernt sie Dr. Peter Dierck kennen, ein Vorstandsmitglied von Dentists for Africa, und sie lässt sich für einen zweiwöchigen Hilfseinsatz in Kenia gewinnen.

Für Dentists for Africa in den Südwesten Kenias

In ihrem Urlaub im Jahr 2017 reist sie mit ihrer Tochter Hannah, Studentin der Humanmedizin in Aachen, nach Kisii, einer Kleinstadt mit 70.000 Einwohnern unweit des Serengeti Nationalparks und des Viktoriasees. Dort unterstützt Dentists for Africa (DfA) das Krankenhaus, dem auch eine Zahnstation angeschlossen ist. Während ihre Tochter ein Pflichtpraktikum absolviert, untersucht und behandelt sie die Zähne zahlreicher Menschen, unterrichtet einheimische Studenten und geht zur Vorsorge in die Schulen. Anders als in Deutschland haben in dieser Region Afrikas nur sehr wenige Menschen eine Krankenversicherung, so dass der Zahnarztbesuch so lange herausschoben wird, wie es nur eben geht. „Wenn die Patienten in die Zahnstation kommen, haben sie schon eine starke Karies bis hin zur Wurzelkaries. Oftmals kann man dann nur noch den Zahn ziehen, was ein Problem ist, da die prothetische Versorgung vor Ort nur in Ansätzen möglich ist. Deshalb ist Prävention sehr wichtig. Dentists for Africa geht in die Schulen, um die Kinder an die Zahnpflege heranzuführen und im Behandlungsfall in die Praxis einzubestellen“, schildert Dr. Rump-Schaefer. Die Hilfsorganisation aus Weimar, die engagierte Zahnmediziner 1999 ins Leben riefen, zielt dabei vor allem auf die entlegenen ländlichen Regionen im Westen Kenias ab. Hier hat sie 14 Zahnstationen errichtet, die von Freiwilligen wie Dr. Heike Rump-Schaefer unterstützt werden. Aber das Engagement von DfA geht noch darüber hinaus. Die Organisation vermittelt Patenschaften für Aids-Waisen und mittellose Kinder, sie unterstützt die Witwenkooperative St. Monica in Nyabondo, in der 450 Witwen durch gemeinsame Projekte in der Lage sind, genug Geld für ihre Familie zu verdienen und sie fördert junge Kenianer aus den Patenschaften bei der Berufsausbildung im zahnmedizinischen Bereich. „Inzwischen gibt es einige junge Zahnärzte, die diesen Beruf dank DfA erlernen konnten. Dadurch hat sich die Versorgung bereits etwas verbessert, wenngleich die Not noch immer groß ist.“

Gemeinsam mit Sohn Alexander und weiteren Studenten der Zahnmedizin bei den Massai

Begeistert von den Afrikanern und der Nützlichkeit ihrer Hilfe als Zahnärztin entscheidet sie sich zwei Jahre später wieder für einen Hilfseinsatz, diesmal geht es mit ihrem Sohn Alexander, der zu diesem Zeitpunkt Zahnmedizinstudent im klinischen Semester ist, mit Dental Volunteers nach Tansania. Hier erlebt sie Afrika, wie man es aus Filmen kennt. Sie lebt mit den Massai und fliegt mit einem Kleinflugzeug zu Einsätzen in die Weiten Afrikas. Die Verhältnisse sind hier noch provisorischer, die Behandlungen der Schulkinder erfolgt direkt vor Ort. „Ich musste mit einfachsten Mitteln improvisieren, medizinische Geräte wurden im Dampfdrucktopf sterilisiert. Gerade für Studenten sind diese Erfahrungen ein Gewinn. Sie lernen und üben hier nochmal sehr viel mehr ihr Handwerk als an den Universitäten, wie beispielsweise die Extraktion von Zähnen. Die Corona-Pandemie trifft auch die Massai hart. Viele Hilfsorganisationen, wie die Hilfe für Massai e.V., haben ihre Mitarbeiter abgezogen und mussten ihre Unterstützung reduzieren und auch die Schule in Malambo musste, wie alle Bildungseinrichtungen des Landes, geschlossen werden. Dr. Heike Rump-Schaefer fragt sich, wie es den Menschen derzeit ergeht. „Nach meinen Einsätzen in Afrika spüre ich eine große Dankbarkeit über die Möglichkeiten, die wir Zahnärzte bei unserer Arbeit in Deutschland haben.“ Doch bei vielen Deutschen sieht sie diese nicht, sondern im Gegenteil, eine große Unzufriedenheit. „Hier beschweren sich die Menschen, dass nicht alles von den Krankenkassen bezahlt wird, zum Beispiel beim Zahnersatz herrscht ein Versorgungsdenken. In Afrika ist sehr viel weniger selbstverständlich und es ist umso schöner, wenn man den Menschen helfen kann. Meiner Meinung nach sollten die Menschen in Deutschland ihre privilegierte Situation mehr wertschätzen. Aus Afrika bin ich immer mit einem breiten Lachen zurückgekommen, dort zu arbeiten, hat mich sehr glücklich gemacht.“
Inzwischen ist bei Dr. Heike Rump-Schäfer der Plan für den nächsten Hilfseinsatz gereift, über den sie aber noch nicht sprechen möchte, weil das Reisen in diesen Tagen sehr viel schwieriger geworden ist. Auf jeden Fall soll es wieder nach Afrika gehen.
Wenn Sie die Hilfsorganisationen unterstützen möchten, finanziell oder mit einem Freiwilligendienst, so finden Sie die Kontaktdaten auf den Homepages: https://dentists-for-africa.org/, www.dental-volunteers.com/ und www.massai.org (Hilfe für die Massai e.V.) Die Kosten für An- und Abreise, Visa, Unterkunft und Verpflegung müssen von den Freiwilligen der Hilfseinsätze selbst getragen werden.