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Workflow 4.0 im Fokus

Im Interview mit der DZW-Redakteurin Joanna Cornelsen verrät ZTM Clemens Schwerin, worum es in seinem Gewinner-Kurzfilm geht und worauf es aus seiner Sicht im Workflow 4.0 ankommt.

 

Digitale Abformung, DVT-Technologie, virtuelle Artikulation und Workflow 4.0 – im Rahmen der Session der Deutschen Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde e.V. (DGCZ) auf dem Deutschen Zahnärztetag wurde eine ganze Bandbreite aktueller und praxisrelevanter Themen aufgegriffen.

In den fünf wissenschaftlichen Vorträgen und vier Fallbesprechungen ging es unter anderem um das Notfallmanagement beim Verlust eines Frontzahns (Dr. Birgit Krause, MSc) und darum, ob Lithiumdisilikat-Kronen auf der Basis von DVT-Daten hergestellt werden können (Dr. Ana Elisa Kauling) und ob Studierende als Anfänger in der Lage sind, aus Intraoralscans klinisch einsetzbare Aufbissschienen im modellfreien digitalen Workflow herzustellen (Pablo Krämer-Fernandez).

Auf besonderes Interesse stieß der Kurzvortrag „Vom digitalen Wax-up über den 3-D-Druck zur zahnfarbenen gefrästen Schiene – Das Münchner Schienenkonzept im Workflow 4.0“ von ZTM Clemens Schwerin. Dabei wurde der Fall eines 21-jährigen Patienten mit multiplen Nichtanlagen vorgestellt. Die kieferorthopädische Behandlung des Protagonisten war bereits abgeschlossen. Sein Wunsch – eine möglichst zeitnahe und ästhetisch ansprechende Wiederherstellung der Kaufunktion.

Prof. Dr. Bernd Kordaß (links) leitete die DGCZ-Session auf dem diesjährigen Deutschen Zahnärztetag und moderierte unter anderem die lebhafte Fragerunde im Anschluss an den Vortrag von ZTM Clemens Schwerin.

 

Um eine ausgedehnte provisorische Phase zu gewährleisten und die notwendige Implantation des jungen Protagonisten möglichst lange hinauszuzögern, hat ein Team aus Zahnarzt und Zahntechniker den erprobten Workflow des „Münchner Schienenkonzepts“ weiterentwickelt. Dabei wurde ein digitales Set-up mittels 3-D-Druck hergestellt. Der angefertigte Silikonschlüssel wurde mit Provisorienkunststoff befüllt und in den Patientenmund überführt. Nach erfolgreicher Kontrolle von Funktion und Ästhetik konnten die gewonnenen Informationen und Änderungswünsche in die Konstruktionssoftware implementiert und eine zahnfarbene Schiene aus Polycarbonat frästechnisch hergestellt werden. Das Besondere: Dank digitaler Werkzeuge konnte die Fülle gewonnener Informationen beinahe verlustfrei zwischen Zahnarzt und Zahntechniker transportiert werden.

Diesen einfachen und effizienten digital-analogen Workflow haben ZA Dr. Matthias Kelch und ZTM Clemens Schwerin in einem Videoclip festgehalten. Im diesjährigen Videowettbewerb, der im Rahmen des Keramiksymposiums der AG Keramik ausgeschrieben wurde, gewann das Team den ersten Preis. „So ein Erfolg funktioniert nur im Team“, sagt Schwerin gegenüber der DZW. Zusammen mit seinem Kollegen und Co-Autor Matthias Kelch möchte er das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro zur Hälfte für eine Nepal-Initiative spenden, die andere Hälfte soll einem Nachfolgeprojekt zugute kommen.

Im Workflow 4.0 geht es laut Schwerin vor allem um Vernetzung und einen möglichst verlustfreien Austausch von Daten im Zahnarzt-Zahntechniker-Verbund. „Ich liebe es, digital zu arbeiten“, resümiert der 32-Jährige. „Ein Modell - ob ausgegosen, gefräst oder 3-D-gedruckt - hat allerdings einen großen Vorteil gegenüber einem 'modellfreien digitalen Workflow' – man kann es anfassen und mit zahntechnischer Erfahrung Schwierigkeiten erspüren.“