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Erstaunlicher Fund: Bleistift in Kieferhöhle
Bleistift im Horizontalschnitt durch die vereiterte rechte Kieferhöhle (roter Kreis)

Ein 24-jähriger Patient stellte sich dem Fachärzteteam um Prof. Frank Hölzle von der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen mit jahrelangen Beschwer­den vor: Einseitige Sichtminderung auf dem rechten Auge, Kopfschmerzen, behinderte Nasenatmung mit permanentem Schnupfen und seit einem Jahr zunehmendes Dop­pelt­sehen machten ihm das Leben schwer.

Die klinische Untersuchung ergab zunächst nichts Besonderes: Eine Nasenscheidewandkrümmung nach rechts, eine vergrö­ßer­­te rechte Nasenmuschel und eitriger Ausfluss aus dem rechten Nasenloch. Die augen­ärzt­liche Untersuchung zur weite­ren Abklä­rung war ohne Befund. Die dann durchgeführte Computertomografie (CT) zeigte eine längliche Verschattung, die charakteristisch für einen Fremdkörper ist. Der Schatten reichte von der oberen Kieferhöhlenvorderwand mittig bis in den hinteren Rachenraum. Der Lage des sichtbaren Objekts entsprechend war ein knöcherner Defekt der mittleren und hinteren Kieferhöh­lenwand sowie der Augenhöhle zu sehen.

Mit dem Befund kon­fron­tiert, musste der Patient lange überlegen und erinnerte sich dann an einen weit zurückliegenden Vorfall während seiner Schulzeit: Bei einem Stolpersturz in der Schule hatte er damals sehr stark aus der Nase geblutet. Hierbei war offensichtlich der Fremdkörper, bei dem es sich um einen ca. 10 Zentimeter langen Bleistift handelte, über die Nase in die Kie­fer­­­höhle eingedrungen.

Die Aachener MKG-Chirurgen entfernten den Fremdkörper vorsichtig durch eine Fensterung der Kieferhöhlenwand und versorgten den Defekt der Augenhöhle. Je nach Größe und Position des Fremd­körpers werden hierfür alternativ minimal-invasive Methoden eingesetzt.

Auch wenn Fremdkörper in der Kieferhöhle sehr selten sind, so Hölzle auf dem Jahreskongress, können sie durchaus die Ursache für eine einseitige chronische Nebenhöhlenentzündung sein, wobei bei der Diagnoseerstellung zusätzlich beachtet werden sollte, dass ein langjähriges sym­ptom­loses Intervall gut möglich ist.