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Mehr Frauen – wenig Zustimmung
Da war schon mehr Lametta: Der Antrag „Frauenanteil in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung erhöhen“ stieß nicht bei allen Männern auf Zustimmung. Dr. Ute Maier dazu im dzw-Interview.

Da war schon mehr Lametta: Der Antrag „Frauenanteil in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung erhöhen“ stieß nicht bei allen Männern auf Zustimmung. Dr. Ute Maier dazu im dzw-Interview.

Zur jüngsten VV der KZBV hat Dr. Ute Maier, Vorstandsvorsitzende der KZV BW und Vorsitzende der AG Frauenförderung, zusammen mit Dr. Christine Ehrhardt und dem KZBV-Vorstand den Antrag „Selbstverwaltung zukunftsfest gestalten – Frauenanteil in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung erhöhen“ eingebracht. Die vorgetragenen Vorschläge beinhalten eigentlich nur die Einforderung von Selbstverständlichkeiten, um die berufliche Realität auch in der Standespolitik zu spiegeln. Ein Beispiel: Von den 45 KZV-Vorständen sind lediglich drei Frauen. Das sind knapp 6,7 Prozent. Im Vergleich sitzen gegenwärtig 12,8 Prozent Frauen in den Vorständen der größten deutschen Konzerne. Auch das wird politisch nicht eben goutiert. Trotz des offensichtlichen Handlungsbedarfs, stimmten nach einer teils rückwartsgewandten Diskussion lediglich zwei Drittel der Delegierten für den Antrag. Das klingt erstmal viel. In der Realität der Standespolitik ist es aber ein bedenklich schwaches Ergebnis. Dr. Helge David hat dazu Dr. Ute Maier für die dzw befragt.

Frauenförderung:  Die KZBV-Vertreterversammlung hat ein Problem

Frau Dr. Maier, Sie sind die Vorsitzende der AG Frauenförderung der KZBV und haben einen Antrag zur Frauenförderung in den Gremien der vertragszahnärztlichen Versorgung eingebracht. Der hat zu einer erheblichen Diskussion geführt, obwohl der Antrag nun wirklich nicht zum Umsturz aufrief. Hat sie das Ausmaß überrascht?

Dr. Ute Maier: Ja, das hat es. Die kontroverse Diskussion in diesem Ausmaß hatte ich nicht erwartet. Eigentlich war ich der Auffassung, wir wären schon einen Schritt weiter.

Dr. Wolfgang Eßer hat als Vorstandsvorsitzender der KZBV sehr nachdrücklich angemahnt, dem Antrag zuzustimmen. Das Ergebnis fiel allerdings äußerst knapp zugunsten ihres Antrags aus. Welche Gründe sehen sie für das knappe Ergebnis?

Maier: Na ja, eine Zweidrittelzustimmung ist nicht knapp. Darüber würde sich so mancher Politiker und Politikerin freuen bei ihren oder seinen Projekten. Aber ich hatte mir mehr erhofft.

Bei den Gründen für dieses Ergebnis müsste ich spekulieren. Ganz deutlich wurde jedoch anhand der einen oder anderen Äußerung, dass das Weltbild in Bezug auf Frauen und deren Expertise bei manchen Männern doch noch mehr im letzten Jahrhundert verankert zu sein scheint. Da müsste Mann über seinen Schatten springen und wirklich etwas an der jetzigen Situation verändern wollen. Nicht umsonst hatten wir ein ganzes Potpourri an möglichen Maßnahmen vorgelegt und extra darauf hingewiesen, dass es sich um Vorschläge handelt. Aber es gelingt eben nicht jedem, auch andere Menschen neben sich groß werden zu lassen.

Der politische Druck, den Frauenanteil im Gesundheitswesen zu erhöhen, wächst. Haben Ihre männlichen Kollegen die Signale nicht gehört?

Maier: Es scheint leider so, dass noch nicht bei allen die Signale aus der Politik und auch aus der Zahnärzteschaft selbst angekommen sind. Das Argument, dass es keinen standespolitischen Nachwuchs gibt, lasse ich nicht gelten. Es gibt ihn. Ich nehme viele junge Kolleginnen und Kollegen wahr, die bereit sind, sich zu engagieren. Man muss nur auf sie zugehen und sie auch Verantwortung übernehmen lassen. Und es gibt auch tolle, standespolitisch erfahrene Kolleginnen, die gerne einen Vorstandsposten übernehmen würden.

Die Argumente Ihrer Kollegen in der Diskussion waren teilweise sehr klischeehaft. Wie wollen Sie die Dominanz der männlichen Seilschaften überwinden?

Maier: Das geht aus meiner Sicht nur durch Hartnäckigkeit und das Aufbauen von neuen Netzwerken. Meines Erachtens befördern diese Kollegen geradezu, dass sich Frauen zusammenschließen und bei Wahlen Frauenlisten aufstellen. Wobei ich die Kritik daran nicht verstehe. Denn es gibt ja auch die Listen des Freien Verbandes und anderer Verbände. Was daran anders sein soll, verstehe ich nicht. Es sind jeweils interessengeleitete Zusammenschlüsse.

Bei der BZÄK hat Rebecca Otto ihren Hut um einen Posten des geschäftsführenden Vorstands öffentlich in den Ring geworfen. Ist das der Weg raus aus der Männer-dominierten Hinterzimmer-Politik um Vorstandsposten?

Maier: Es führt derzeit in meiner Wahrnehmung auf jeden Fall zu viel Aufruhr, wird sehr beachtet und rückt somit das Frauenthema einmal mehr in den Fokus. Wenn ich es richtig sehe, haben aber auch Männer Ihren Hut in den Ring geworfen. Also macht Frau Otto genau das, was auch Männer tun. Von daher frage ich mich schon, weshalb dies so viele in einen Alarmzustand versetzt.

Entschieden wird die Wahl immer noch durch die Stimmabgabe der Delegierten. Und wenn Männer nicht bereit sind, den Weg gemeinsam mit den Frauen zu gehen, sind Frauenlisten oder auch Auftritte wie der von Frau Kollegin Otto vielleicht die einzige Möglichkeit, ohne politisch verordnete Quote etwas zu erreichen.