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Gentest in der Parodontologie: Wissen, was kommt

In seinem Labor im Bonner Bogen sprach Dr. Benjamin Seibt mit der Düsseldorfer Fachjournalistin Nora Tichy über Möglichkeiten und Chancen der frühzeitigen Erkennung und Therapie erblich bedingter Krankheiten, speziell auch für den zahnmedizinischen Bereich.

Dr. Seibt, was macht Ihren DNA-Test so einzigartig?
Dr. Benjamin Seibt: Genomics schlägt eine Brücke von der Wissenschaft zu den Patienten und nutzt aktuelle Erkenntnisse der Forschung, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Zur Sicherheit und Prävention bietet unser Test den Menschen einen direkten Nutzen, der der Öffentlichkeit bisher noch nicht in dieser Form zugänglich war.

Was habe ich als Patient oder Zahnarzt davon, wenn ich mich testen lasse beziehungsweise den Test in meiner Praxis anbiete?
Seibt: Der Patient kann mittels DNA-Analyse erfahren, wie hoch sein individuelles, genetisch bedingtes Parodontitis-Risiko ist. Bei Neupatienten kann dieser Test zudem zur Einschätzung der parodontalen Entwicklung angewendet werden. Bei Patienten mit Parodontitis kann der DNA-Test helfen, die Ursachen und den Schweregrad zu klären. Für den Zahnarzt ergibt sich der Vorteil, dass er aufgrund einer differenzierten Diagnose je nach Schweregrad einen individuell angepassten Prophylaxe-Plan für seine Parodontitis-Patienten entwickeln kann. Außerdem kann der Zahnarzt die Beratung entsprechend abrechnen.

Wie stehen Sie zu der sehr konträren Diskussion um Nutzen von DNA-Tests im Allgemeinen? Inwieweit spielen Moral und Ethik eine Rolle in der Diskussion und wie sehen Sie diese Kontroverse?
Seibt: Wir stellen uns den ethischen Fragen der Gesellschaft und Politik und finden Antworten unter strenger Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Mit einem hohen Grad an Verantwortung und auf höchstem wissenschaftlichem Niveau führen wir die Analysen durch. Das schließt ein, die ganzheitliche Lebenssituation von jedem Patienten zu berücksichtigen und großen Wert auf einen absolut vertraulichen und diskreten Umgang mit den erhobenen Daten und Befunden zu legen. Wir stellen uns damit einer neuen medizinethischen Herausforderung.

Inwieweit ist Prophylaxe das Thema der Zukunft?
Seibt: Wir arbeiten darauf hin, dass der Parodontitis-Test eines Tages zum diagnostischen Standard gehören wird. Die Prophylaxe ist eine deutliche Therapie-Optimierung für den Patienten, da viele Krankheitsfolgen hierdurch verhindert werden können. Zusätzlich können durch eine effiziente Prophylaxe auch Kosten durch Fehlbehandlungen und daraus resultierende Folgekosten eingespart werden.

Welche Rolle spielt der Datenschutz/die Anonymisierung bei Ihrem Gen-Test?
Seibt: Der Datenschutz ist uns ein besonderes Anliegen. Dr. Seibt Genomics oberstes Ziel ist die Verbesserung des gesundheitlichen Lebensstandards und somit der Lebensqualität. Wir legen dabei besonderen Wert auf einen respektvollen und diskreten Umgang mit unseren Kunden und deren Daten. Alle DNA-Analysen werden in Deutschland in unseren eigenen Laboren durchgeführt und alle Daten auf unseren eigenen Servern gelagert.

Wie sieht die Zukunft der Gen-Forschung aus? In welche Richtung entwickelt sie sich?
Seibt: Die Gendiagnostik ist derzeit einer der wichtigsten medizinischen Anwendungsbereiche der Gentechnologie. Eine Vielzahl von Erkrankungen und Arzneimittelunverträglichkeiten können bestimmten genetischen Veränderungen zugeordnet werden und die Liste wird immer länger. Diese Entwicklung wird das Gesundheitssystem verbessern. In welchem Maß, ist noch schwer einzuschätzen. Aber schon in naher Zukunft könnte sich die Gendiagnostik zu dem zentralen medizinischen Diagnoseinstrument entwickeln.

Wo geht es für Ihr Unternehmen zukünftig hin?
Seibt: Wir erweitern ständig unser Portfolio, da immer mehr wissenschaftliche Studien publiziert werden und wir dieses Wissen zum positiven Nutzen für die Patienten anbieten möchten. Zukünftig wird es auch möglich sein, mutierte Basen mittels „Genschere“ (CRISPR/Cas9-Methode) in der DNA zu ersetzen, damit Krankheiten gar nicht erst ausbrechen. Die ersten Studien am Menschen laufen noch 2016 an, aber es wird noch lange dauern, bis diese Therapieform für alle Patienten möglich sein wird. Sobald die Datenlage zuverlässig und sicher ist, wird Dr. Seibt Genomics diesen Bereich anbieten.

Dr. Benjamin Seibt hat in Bonn Pharmazie studiert und in pharmazeutischer Chemie promoviert. Er ist als Referent auf nationalen und internationalen Konferenzen tätig, arbeitete in Australien für die Universität Melbourne und das St. Vincent’s Krankenhaus Melbourne, ist ehrenamtlich im Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein und außerdem als Dozent an der Rheinischen Fachhochschule Köln, an der Malteser Schule in Bonn und als Notdienstapotheker in Bad Honnef tätig. Benjamin Seibt ist Preisträger des Bayer-Promotionspreises 2013. 2014 wurde er für seine wissenschaftlichen Leistungen mit dem „Young Investigator Award“ in Canberra (Australien) von der „Transplantation Society of Australia and New Zealand“ ausgezeichnet. 2013 hat er die Firma Dr. Seibt Genomics in Bonn aufgebaut.
Am 2. November 2016 wird Benjamin Seibt einen Vortrag zum Thema „Parodontitis-Risiko – Sicherheit durch DNA Analyse“ bei Da Vici Creativ in Meckenheim halten. Informationen unter
leonardo@davincidental.de.