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Hepatitis ist häufiger Todesursache als HIV
Hepatitis-B-Virionen im Elektronenmikroskop

Hepatitis-B-Virionen im Elektronenmikroskop

 

 

„Findet die fehlenden Millionen!“ lautete das Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli 2019. Nach wie vor ist von einer großen Dunkelziffer von Menschen mit unentdeckter Hepatitis B und C auszugehen: Etwa 290 Millionen Menschen – so die Schätzungen – ahnen nichts von ihrer Infektion und den möglichen Folgen.

Prof. Ulrike Protzer, Hepatitis-Forscherin am DZIF, sieht dringenden Handlungsbedarf.

Was macht die Hepatitis so gefährlich?

Prof. Ulrike Protzer: Die Virushepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose. Viel zu lange ist die Zahl der Betroffenen komplett unterschätzt worden, sodass zu wenig politische Maßnahmen ergriffen wurden. Es gab beispielsweise keine Diagnosekampagnen wie bei HIV. Die WHO hat das Problem jetzt erkannt und ruft dazu auf, mehr zu tun. Ihr Ziel ist die drastische Senkung der Zahlen für Neuerkrankungen und Todesfälle bis 2030. Dazu gehörte auch der Aufruf zum Welt-Hepatitis-Tag, die fehlenden Millionen zu finden. Denn die Dunkelziffer ist enorm groß.

Wie kann man die Betroffenen aus dem Dunkel holen, um ihnen zu helfen?

Protzer: Es müssen massive Screening-Kampagnen gefahren werden, nur durch Aufklärung können wir die Patienten ausfindig machen. Das Tückische an der Hepatitis ist ja ihre Fähigkeit, lange ohne Symptome im Körper zu sein. Der Betroffene merkt nichts von der Infektion, aber trotzdem geht seine Leber kaputt. Hier hilft Aufklärung und dann Behandeln - dafür benötigt man mehr Geld. Wichtig wird es auch sein, die Stigmatisierung der Krankheit zu durchbrechen. Keiner möchte gerne zugeben, Überträger einer Krankheit zu sein. Viele Betroffene scheuen daher eine Diagnose, weil sie – und das zu Recht – Nachteile befürchten.

Was wird im DZIF im Kampf gegen die Virushepatitis getan?

Protzer: Es gibt drei Maßnahmen, die entscheidend sind, um die WHO-Ziele zu erreichen. Erstens: Impfen, um eine Erkrankung zu verhindern. Hier fehlt uns ein Impfstoff für Hepatitis C, für die Hepatitis B müssen wir die Impfraten weiter verbessern. Zweitens: Diagnostizieren, um behandeln zu können. Dies setzt Aufklärungskampagnen voraus, wie wir das im Rahmen eines internationalen Konsortiums mit der „B“ Aware Kampagne“ begonnen haben. Und drittens: Behandeln, was insbesondere bei Hepatitis B bisher nicht ausreichend funktioniert. In allen drei Bereichen ist das DZIF aktiv und kann bereits wichtige Erfolge vorweisen.

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