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DZOI-Präsident Engels: Zahn-Implantate stützen Gesamtgesundheit

DZOI-Präsident Dr. Helmut B. Engels

Es gibt keine Zeit nach, sondern nur mit Corona. Diese Tatsache bedingt, dass überall und auch in der Zahnheilkunde umgedacht wird. Wie sieht der Praxisalltag in der neuen Normalität aus? Ändert sich das Selbstverständnis von Zahnme­dizinerinnen und -medizinern? Vor 30 Jah­ren wurde das Deutsche Zent­rum für orale Implantologie e. V. (DZOI) gegründet. Die zweitälteste implantologische Fachgesellschaft hat die Entwicklung dieser Therapieform von der wissenschaftlichen Anerkennung bis zur Etablierung in den zahnärztlichen Praxen mitgestaltet.

Im Jubiläumsjahr „30 Jahre DZOI“ resümiert DZOI-Präsident Dr. Helmut B. Engels: „Zahn-Implantate sind heute sowohl ästhetisch als auch vor allem funktionell ‚state of the art‘ in der Zahnmedizin. Der festsitzende Zahnersatz, mit dem Patientinnen und Patienten ungehindert kauen und artikulieren können, begünstigt die Gesamtgesundheit.“

Eine Finanzhilfe, die den Namen nicht verdient

Die aktuelle Lage stellt auch die Zahnmedizin vor besondere Herausforderungen. Wie erleben Sie das?
Dr. Helmut B. Engels: Ich möchte jetzt bewusst nach vorne schauen. Nur so viel: Dass die Politik die rund 300.000 Zahnärzte und Zahn­ärztinnen und deren Fachpersonal in Deutschland in dieser Krise allein lässt, macht mich fassungslos. Null Unterstützung beim Schutzmateri­al und eine Finanzhilfe, die den Namen nicht verdient, obwohl wir durchgängig für die Mundgesundheit der Bevölkerung sorgen. Die zahnmedizinische Heilkunde ist Teil des Gesundheitssystems oder mit anderen Worten: Zahnmedizine­rin­nen und Zahnmediziner sind letzt­lich Fachärzte für Zahnheilkunde, die mit der Mundgesundheit einen eminent wichtigen Part des Allgemeinzustandes eines Menschen erhalten.
Diese Aufgabe ist systemre­levant. Wir dürfen da selbstbewusst sein. Jetzt aber gilt es, bei Patientinnen und Patienten Vertrauen zu schaffen. Es gehört seit jeher zu unserem Praxisalltag, hohe Hygienestandards entsprechend den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts einzuhalten. Natürlich haben wir im Sinne auch der Mitarbeitenden, Abläufe nochmal optimiert und ach­ten auf die konsequente Umsetzung. Termine werden räumlich und zeitlich entzerrt, Abstandsregeln umgesetzt, Mund-Nasen-Schutz und regelmäßiges Desinfizieren sind selbstverständlich. Diese Routinen sind eingeübt und damit sicher. Das gilt auch für implantologisch tätige Praxen.

Wie wirkt sich die Situation auf implantologisch spezialisierte Praxen aus?
Engels: Es ist nachvollziehbar, dass zu Beginn der Pandemie angesichts der komplett neuen Situation gerade bei invasiven Behandlungen abgewogen wurde, welche Chancen und Risiken sich für den Einzelnen ergeben. Das ist eine Bewertung, die individuell für und mit jedem Patienten erfolgen muss. Dabei geht es darum, die Ausgangslage zu analysieren und auch zu bedenken, welche Weiterbehandlungen nach der Implantation erforderlich werden. Jetzt darf der Fokus sich wieder stärker auf die Chancen richten.
Zahnimplantate sind heute sowohl ästhetisch als auch vor allem funktionell ‚state of the art‘ in der Zahnmedizin. Der festsitzende Zahnersatz, mit dem Patientinnen und Patienten ungehindert kauen und artikulieren können, begünstigt die Gesamtgesundheit. Man muss auch sehen, dass in den Zeiten, wo künstliche Hüftgelenke eingesetzt werden, der chirurgische Eingriff für künstliche Zähne in den Kiefer vergleichsweise unproblematisch ist für die Patienten.

1982 wurde die Zahnimplantologie wissenschaftlich anerkannt. Wie war das in den Anfängen, als die neue Behandlungsoption in die ersten Zahnarztpraxen kam?
Engels: Die ersten Zahnmediziner, die die Implantologie in ihr Behandlungsspektrum aufgenommen haben, haben noch bei einer Professoren-Generation studiert, die die Therapie für Scharlatanerie hielt. Natürlich gab es ein Experimentierstadium.

 


„Heute ist die Implantologie eine
evidenzbasierte Behandlungs­option
für zahlreiche Indikationen, die
selbstverständlich in vielen
Zahn­arztpraxen angeboten wird.“


 

1990 erfolge die Gründung des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e.V. Der Verband ist damit der zweitältestes in Deutschland. Was war damals der Impuls für die Gründung?
Engels: Wir wollten die Entwicklung der Zahnimplantologie mitgestalten, Kollegen ausbilden und Patien­ten informieren.

DZOI-Leitlinie: Vom Praktiker für den Praktiker

2001 wird mit dem Tätigkeits­schwerpunkt Implantologie ein Ausbildungsweg zum Zahn- Implantologen anerkannt. 2003 hat das DZOI erstmals diese Qualifikation angeboten. Worauf hat Ihr Fachverband wert gelegt?
Engels: Für uns stand von Anfang an „Vom Praktiker für den Praktiker“ im Vordergrund, verknüpft mit einem hohen wissenschaftlichen Standard. Zu den Lehrenden gehören bis heute Universitätsprofessoren und Dozenten gleichermaßen wie erfahrene Zahn-Implantologen. Unser Curriculum Implantologie findet im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Georg-August-Universität Göttingen statt. Es trifft sich eine exklusive kleine Gruppe für sechs Tage intensiven Blockunterricht. Ideale Bedingungen also für die nächste Fortbildung, die in diesem Jahr vom 5. bis 10. Oktober stattfindet und natürlich angesichts der aktuellen Herausforderungen mit gebührendem Abstand unter den Teilnehmenden umgesetzt wird.  

Wo geht es hin in der Zahnimplantologie?
Engels: Zahnimplantologie ist eine technikintensive Behandlung. Umwälzungen wie die Digitalisierung greifen hier besonders stark. Der digitale Workflow optimiert die gesamten Abläufe: Diagnose, Planung, computerassistierte, schablonengeführte Chirurgie, digital gefertigte Prothetik, vernetzte Kommunikation zwischen Praxis und Labor.
Die Entwicklung geht hin zu weniger invasiv, sicherer planbar, effizienter auch bei den Kosten. Das bringt viele Vorteile für unsere Patientinnen und Patienten.
Für die Zahnmedizin insgesamt wünsche ich mir einen Bedeutungszuwachs innerhalb der medizinischen Disziplinen. Wechselwirkungen zwischen Mund- und Gesamtgesundheit bestehen in vielfacher Hinsicht zum Beispiel bei Diabetes, kardiologischen Krankheitsbildern oder Verspannungen und Tinnitus. Beim interdisziplinären Austausch, begonnen bei der Ausbildung bis hin zur Arbeit in den Praxen, ist noch deutlich Luft nach oben.

Teilnehmer eines DZOI-Curriculums

Erfolgreiche Teilnahme beim letzten DZOI-Curriculum. Jetzt anmelden für den nächsten Termin 5. bis 10. Oktober 2020 am Zentrum für ZMK an der Georg-August-Universität Göttingen.