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Leitmesse im Stresstest
Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Mittlerweile ist man es in diesem Jahr schon gewohnt: Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse wurden – gerade zu Beginn der Pandemie – reihenweise abgesagt. Schneller als erwartet wagten viele Anbieter entsprechender Veranstaltungen jedoch den Sprung ins kalte digitale ­Wasser und verlagerten ihre Angebote ins Netz. Sie nahmen dabei bewusst in Kauf, dass vielleicht nicht alles auf Anhieb klappen würde, aber die kleinern und größeren Pannen haben wohl kaum jemanden ernsthaft davon abgehalten, ein spannendes und informatives Online-Format ­weiterzuverfolgen.

Was für die digitale Wissensvermittlung gilt, ist so ohne Weiteres nicht auf einen anderen, nicht weniger wichtigen Bestandteil der Dentalwelt übertragbar: die Fachmessen. Hier sind dieses Jahr mittlerweile alle Termine gestrichen und vorsorglich ins nächste, hoffentlich bessere Jahr verschoben worden.

Viele Termine ins nächste Jahr verschoben

Was die IDS in Köln angeht, die weltweit größte Messe der Dentalbranche, sah es lange so aus, als sei noch genug Zeit, als könne man davon ausgehen, die Pandemie sei bis März 2021 im Griff, die Risiken beherrschbar. Das zumindest war die gefühlte Realität zu Beginn der Krise. Zu weit schien der März 2021 noch weg, um sich ernsthaft Sorgen um das zuverlässig wie ein schweizer Uhrwerk alle zwei Jahre stattfindende Mega-Ereignis der Branche Sorgen machen zu müssen. Jetzt allerdings, Mitte August, ist der Termin deutlich näher gerückt, und sicher ist gar nichts mehr. Abgesagt ist die Internatio­nale Dental-Schau 2021 (noch) nicht, und wenn es nach den Veranstaltern geht, soll es dazu auch nicht kommen. Man sei sich nach intensivem Dialog mit allen relevanten Behörden und einem ausgefeilten Hygienekonzept überzeugt, alles menschenmögliche für die Sicherheit von Ausstellern und Fachbesuchern leisten zu können, sodass einem Besuch der dentalen Leitmesse nichts entgegenstehe.

Das allerdings sieht mancher Aussteller durchaus anders, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So hat der Branchenriese Dentsply Sirona mit seinen Marken VDW, MIS und Zhermack am 27. Juli die IDS-Teilnahme abgesagt, weil laut interner Einschätzung „die zu erwartenden Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie eine Beratungsnähe und -intensität, wie Dentsply Sirona und deren Kunden sie kennen und schätzen, mit großer Wahrscheinlichkeit im März 2021 nicht zulassen“.

Beschränkungen bis weit über März 2021 hinaus?

Ähnlich, aber mit einem etwas anderen Fokus hat am Montag der Implantathersteller Medentis Medical verkündet, nicht an der IDS 2021 teilnehmen zu wollen. Man sei der Überzeugung, „dass die aktuellen Reise- und Versammlungseinschränkungen aufgrund der aktuellen Pandemie bis weit über den kommenden März 2021 weltweit bestehen ­bleiben und eher verstärkt werden. Daher wird eine IDS in der uns bekannten Art und Weise nicht stattfinden können.“ ­Außerdem seien „Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter und Kunden“bei einem Schmelztigel wie der IDS nicht abschätzbar.

Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht und ob sich weitere Aussteller zu einer Absage durchringen werden. Für eine klassische Leistungsschau wie die IDS, die von miteinander konkurrierenden Wettbewerbern und der Möglichkeit des direkten Vergleichens lebt, ist es ein Stresstest.
Vielleicht muss auch „Messe“ neu gedacht werden.