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Macht zu viel Fluorid im Mutterleib die Kinder dumm?

Sind Kinder, die im Mutterleib höheren Fluoridkonzentrationen ausgesetzt waren, später weniger intelligent als ihre Altersgenossen? Eine Studie weist auf mögliche Zusammenhänge hin.

Sind Kinder, die im Mutterleib höheren Fluoridkonzentrationen ausgesetzt waren, später weniger intelligent als ihre Altersgenossen? Eine Studie weist auf mögliche Zusammenhänge hin.

Eine aktuelle Studie lässt Schwangere aufhorchen: Ist viel Fluorid in der Schwangerschaft schädlich für das Baby? Sind Kinder, die im Mutterleib höheren Fluoridkonzentrationen ausgesetzt waren, später weniger intelligent als ihre Altersgenossen? Dazu titelt die „SZ“ kurz und knackig: „Gute Zähne, schwacher IQ“.

Die Debatte um eine ergänzende Fluorideinnahme erhält durch die Ergebnisse der ELEMENT-Studie (Early Life Exposures in Mexico to Environmental Toxicants), die rund 1.000 Schwangere und ihre Kinder vier und sechs bis zwölf Jahre nach der Geburt untersuchte, neue Impulse. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in ihren medizinischen Kurznachrichten hin.

MSCA und WASI zeigen niedrigeren IQ

Ergebnis: Ein höherer Fluoridgehalt mütterlichen Urins war nach vier Jahren im MSCA-Test mit einem niedrigeren General Cognitive Index (GCI) linear assoziiert. Sechs- bis Zwölfjährige Schulkinder zeigten im WASI-Test niedrigere IQs. Diese Assoziationen blieben auch nach Adjustierung kindlicher (Gestationsalter, Gewicht, Geschlecht, Rang in der Geschwisterfolge, Alter beim Erfassen des Outcomes) und mütterlicher Faktoren (Alter bei der Entbindung, Raucheranamnese, Familienstand, IQ, Ausbildung) bestehen.

Prof. Helmut Schatz (Bochum) misst der Studie im Gespräch mit der DZW, „hohe Bedeutung“ zu. Es habe schon längere Zeit Hinweise auf eine Neurotoxizität von Fluorid gegeben. Jetzt seien erstmals die Folgen für die Kognition in einer longitudinalen Studie festgestellt worden, die die individuelle Fluoridexposition bestimmt und den pränatalen Zeitraum einer großen Teilnehmerzahl erfasst habe. Das Ergebnis widerspreche den Befürwortern einer breiten Fluoridgabe oder gar einer Trinkwasserfluoridierung wie etwa in den USA.

Schon länger Hinweise auf Toxizität

Fluorid wird vor allem über Zahncreme, Speisesalz und Mineralwasser aufgenommen. Die empfohlene Menge für Frauen liegt bei 3,1, für Männer bei 3,8 mg täglich. Schatz rät zur Vorsicht: Schwangere sollten auf stark fluoridhaltiges Mineralwasser verzichten, auch Fluorid in der Zahncreme empfiehlt er nicht, wenn auch die Zufuhr durch Zahnpasta, wenn man sie nicht verschluckt, äußerst gering ist.  

Prof. Stefan Zimmer, Lehrstuhlinhaber der Zahnerhaltung und Präventiven Zahnmedizin an der UWH, plädiert dafür, mit den Erkenntnissen aus der Studie verantwortungsbewusst umzugehen. Für die ELEMENT-Autoren selbst seien ihre Ergebnisse ein Hinweis auf einen Zusammenhang, der weitere Studien zum Erkenntnisgewinn erfordere. Bekannt sei, dass mit steigender Belastung durch systemisches Fluorid der IQ abnehme – „wohlgemerkt, es geht immer um die fötale Exposition“. Die Studienteilnehmer waren mehreren systemischen Fluoridquellen (Wasser, Speisesalz und Umwelt) ausgesetzt.

Auf positive lokale Effekte nicht verzichten

In Deutschland ist die allgemeine systemische Exposition sehr gering, als systemische Quelle steht hierzulande nur Salz für den häuslichen Gebrauch zur allgemeinen Verfügung. Auch die systemische Fluoridaufnahme durch Zahnpasta sieht er als sehr gering an, weshalb man auf den positiven lokalen Effekt nicht verzichten sollte.

Schwangeren rät Zimmer, auf eine besonders gute Mundhygiene zu achten. Das helfe nicht nur Karies zu vermeiden, sondern auch Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, die auch negative Auswirkungen auf das Ungeborene haben könnten. Nach Zimmer müssten Schwangere nicht auf Fluoridzahnpasta verzichten, da diese ja ausgespuckt werde und deshalb nur in unbedeutenden Mengen systemisch verfügbar sei.