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Mechanische Aufbereitung – neue reziproke Technik

Durch eine Kombination von mechanischer Aufbereitung, ultraschallaktivierter Spülung mit­tels antimikrobieller und gewebs­lösender Agentien (PUI) sowie Applikation antimikrobieller Medikamente zwischen den Behand­lungssitzungen kann die bakterielle Kontamination der Kanalsys­teme deutlich verringert werden [3]. Die Kombination mechanischer Aufbereitung mit der Anwendung desinfizierender Spül­lösungen wie Natriumhypochlorid und EDTA führt dabei zu einer signifikanten Bakterienreduk­tion [4].

Hierbei kann die mechanische Reinigung sowohl mit Handin­s­trumenten als auch mit maschinell betriebenen Nickel-Titan-Feilen (NiTi) erfolgen. Die Einführung rotierender NiTi-Feilen führt dabei zu einer deutlichen Verbesse­rung der Wurzelkanalpräpara­tion hinsichtlich der Aufbereitungsgeometrie und des Erhalts des ursprünglichen Kanalverlaufs [5]. Diesen Vorteilen steht das signifi­kant häufigere Auftreten von Feilenbrüchen bei NiTi-Instrumenten gegenüber [6]. Die Entwicklung von speziellen Endodontiemotoren mit Torsionskontrolle und Drehzahlbegrenzung führte zu einer deutlichen Verbesserung der Frakturraten von NiTi- Feilen.

reziproke Technik

Die Entwicklung und Einfüh­rung einer neuartigen Aufbereitungsbewegung, der reziproken Bewegung, brachte eine noch­malige deutliche Reduktion der Frakturanfälligkeit von NiTi-Instrumenten. Bei dem reziproken Bewegungsmuster wird das Instrument zunächst in Schneiderichtung gedreht. Darauf folgt eine Rückbewegung in die Ge­gen­richtung, durch welche das Instru­ment vom Dentin gelöst wird. Diese Rückbewegung soll das Instru­ment entlasten und dem Verklem­men im Kanal entgegenwirken.

Die Bewegung in Schneiderichtung ist dabei größer als die Rückbewegung. Dadurch kann das Instrument nach apikal vordringen. Demzufolge erfolgt die Vollrotation des Instruments um 360 Grad in mehreren Zyklen.
Die Feilen werden dabei aus einer neuartigen Legierung, dem M-Wire, gefertigt. Dieses neuartige Material führt zu einer deutlichen Herabsetzung der zyklischen Materialermüdung im Vergleich zu Feilen aus herkömmlichen NiTi-Legierungen [7]. Die Kombination von für die reziproke Arbeitsweise zugelassenen Endodontiemotoren mit den entspre­chenden Feilen führt dazu, dass die Drehwinkel immer unterhalb der Elastizitätsgrenzen der Feile bleiben. Dadurch kommt es zu einer signifikanten Senkung des Risikos von Torsionsbrüchen und zyklischer Ermüdung. Dies konnte bisher in einer Vielzahl von Studien bestätigt werden [8,9].

Endodontie heute

Eines der wichtigsten Ziele der modernen Zahnmedizin muss der möglichst lebenslange Erhalt der eigenen, natürlichen Zähne sein. Der Endodontie kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu.
In einer kleinen Serie beleuchtet Dr. Ralf Schlichting, Spezialist für Endodontie der DGET, die therapeutischen Grundlagen und technischen Hilfsmittel, mit deren Hilfe der Zahnarzt seine tagtäglich praktizierte endodontische Therapie verbessern und vorhersagbarer gestalten kann. Hierbei liegt der Fokus auf der Primärbehandlung, da sie die Basis für einen langfristigen Zahnerhalt bildet.
Die Beiträge richten sich in erster Linie an niedergelassene Zahnärzte, die ihren Patienten einen bestmöglichen Zahnerhalt mit guter Langzeitprognose auf Basis einer modernen endodontischen Therapie unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte anbieten wollen. Ein gesonderter Beitrag zu Abrechnungsfragen im Anschluss an die Serie wird das Thema für die Praxis abrunden.


Die reziproke Bewegung scheint darüber hinaus auch zu einer Verbesserung der Zentrierung der Feile im Kanalsystem, verglichen mit derselben Feile in Vollrotation beizutragen [10]. Dies führt letztlich zu einer Verbesserung der Aufbereitungsgeometrie und einer vorhersagbareren Aufbereitung. Des Weiteren konnte in Studien gezeigt werden, dass eine Feile mit einem reziprokem Bewe­gungs­muster die vorgegebene Arbeitslänge schneller erreichte als dieselbe Feile in Vollrotation [11].

Natürlich gilt es auch bei reziproken Feilen die Gesetzmäßigkeiten jeder Aufbereitung zu beachten. Neben der korrekten Zugangskavität und der korrekten Bestimmung der Arbeitslänge kann zum Beispiel bei sehr engen oder gekrümmten Kanälen das Schaffen eines ausreichend dimensionierten Hohlraums mit Hand- und/ oder maschinellen Systemen notwendig sein, um danach die oftmals stark getaperten reziproken Feilen effektiv einsetzen zu können. Zudem sollte nur mit geringem Feilendruck gearbeitet werden, um der Gefahr zu starker Druckentwicklung und dem damit eventuell verbundenen Entstehen von Mikrorissen im Zahn entgegenzuwirken. Mikrorisse entstehen aber auch bei rotieren­der und mechanischer Aufbereitung [12]. Insgesamt ist die Entwicklung der reziproken Bewegung eine deutliche Verbesserung der maschinellen mechanischen Wurzelkanalaufbereitung.

 

(wird fortgesetzt)

Das Literaturverzeichnis kann unter leserservice@dzw.de angefordert werden.