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Tausche Flugreise gegen mehr Urlaubstage

Gerade ein Riesenthema: Fair-Reisen. Die Weiberwirtschaft in Berlin macht ihren Mitarbeiterinnen einen ungewöhnlichen Vorschlag.

Gerade ein Riesenthema: Fair-Reisen. Die Weiberwirtschaft in Berlin macht ihren Mitarbeiterinnen einen ungewöhnlichen Vorschlag.

 

Die Genossenschaft WeiberWirtschaft in Berlin besteht seit 30 Jahren und ist das größte Zentrum für Gründerinnen in Europa. In der aktuellen öffentlichen Diskussion über nachhaltiges Reisen macht die WeiberWirtschaft ihren Mitarbeiterinnen einen spannenden Vorschlag und hofft auf Nachahmer. Geschäftsführerin Dr. Katja von der Bey, bekanntes und ausgezeichnetes Gesicht in der Berliner Gründerinnenkultur, erklärt ihn im Interview mit dzw-Redakteurin Katrin Ahmerkamp.

Drei Tage mehr Urlaub für Mitarbeiterinnen, die ein Jahr lang keine Flugreise antreten – wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Dr. Katja von der Bey: Die Frage, ob und wie man auf klimaschädliche Flugreisen verzichten kann, beschäftigt unsere Mitarbeiterinnen schon lange. Bei diesen Gesprächen haben wir dann immer wieder gehört: Ja, wenn es nicht so viel länger dauern würde … Da haben wir im Vorstand beschlossen, die Entscheidung gegen das Flugzeug mit mehr Zeit zu belohnen.

Wie viele Mitarbeiterinnen haben Sie?

von der Bey: Wir sind ein kleines Unternehmen mit nur zehn Beschäftigten.

Wie ist die Resonanz auf dieses Angebot? Was versprechen Sie sich davon?

von der Bey: Die Mitarbeiterinnen haben sich gefreut! Aber selbst wenn hier alle auf das Fliegen verzichten, ist der Klimaschutzeffekt natürlich erstmal klein. Aber viele kleine Maßnahmen zusammen genommen machen am Ende doch einen großen Unterschied. Und diese Verantwortung jedes und jeder einzelnen ist nach unserer Auffassung ein wichtiger Baustein für mehr Klimaschutz.

Wir wollten aber auch ein Statement setzen. Als Diskussionsanregung hat unsere Idee dann all unsere Erwartungen übertroffen, egal ob beim Frisör oder beim Gesangsunterricht: Seitdem wir diese Idee veröffentlicht haben, werden wir alle ununterbrochen und überall darauf angesprochen, und viele Menschen berichten uns, dass sie dieses Thema ebenfalls bewegt und sie selbst auch versuchen, Flüge zu vermeiden.

Geschäftsführerin Dr. Katja von der Bey hat gut lachen: Der Vorschlag des Vorstands der WeiberWirtschaft wird rege diskutiert.

Geschäftsführerin Dr. Katja von der Bey hat gut lachen: Der Vorschlag des Vorstands der WeiberWirtschaft wird rege diskutiert.

Über diesen Vorschlag hinaus setzt sich die Weiberwirtschaft für den Klimaschutz ein. In welcher Art und Weise?

von der Bey: Umwelt- und Klimaschutz ist wichtiger Teil unserer Unternehmensphilosophie. Unseren Gewerbehof in Berlin-Mitte haben wir nach modellhaften ökologischen Kriterien saniert, zum Gesamtkonzept gehören beispielsweise Kraft-Wärme-Kopplung, Solarenergie, Regenwasseranlagen für die Toilettenspülung, Entsiegelung und Begrünung der Freiflächen oder ein Mobilitätskonzept, das auf’s Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel setzt. In unserem eigenen Geschäftsbetrieb haben wir konsequent viele kleine Maßnahmen umgesetzt, beispielsweise im Bereich Energie- und Ressourcensparen, zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten und natürlich auch zur sozialen Nachhaltigkeit. Und spätestens da verschränken sich Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit.