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Seltene Erkrankungen mit oralen Symptomen erkennen

Screenshot einer Datenbank mit Röntgenaufnahme vom Kiefer

Mit einer Datenbank lassen sich auf der Seite ROMSE.org seltene Erkrankungen anhand oraler Symptome identifizieren. Auch eine Suche nach Krankheitsbezeichnungen ist möglich.

Da die Symptome sehr charakteristisch sein können, sollten Zahn- oder besser Oralmediziner einen Beitrag dazu leisten, dass den Patienten schnell geholfen wird. Im Durchschnitt dauert die Diagnose bisher sieben Jahre.

Beispiel Oligodontie

Eine interaktiv nutzbare Online-Datenbank unterstützt Ärzte aller Fachrichtungen bei der Diagnostik, zum Beispiel über die Eingabe von Symptomen aus einer nach Kategorien gegliederten Suchwortliste (romse.org / Menüpunkt Datenbank). So erscheinen für den Begriff Oligodontie Links zu verschiedenen exotischen Syndromen mit dem Symptom, aber auch zu bekannteren Erkrankungen wie der ektodermalen Dysplasie. Hierfür sind zum Beispiel neben Definitionen und weiterführenden Links auch Fallbeispiele abrufbar, die die Diagnose erleichtern.

Bei der Jahrestagung des Berufsverbands Deutscher Oralchirurgen (BDO) Anfang Dezember 2016 in Berlin erläuterte Dr. Marcel Hanisch von der Universität Münster das Thema und zeigte Beispiele. So wurde bei einer Patientin die vorliegende ektodermale Dysplasie erst sehr spät erkannt. Seit Beginn ihres Zahnwechsels war sie gehänselt worden, hatte aber keinerlei Aufklärung und Hilfe erhalten. Sie wurde aufgrund ihrer zahn- und kieferbezogenen Symptome sozial ausgegrenzt, brach die Schule ab und lebt im Alter von 20 Jahren noch arbeitslos bei ihren Eltern.

Früher erkennen, früher therapieren

Anhand einer anderen Patientin zeigte Hanisch, dass frühzeitige Erkennung und angezeigte Therapieschritte ein weitgehend normales, glücklicheres Leben ermöglichen. Ein weiteres, beeindruckendes Beispiel war ein Patient mit Ulzerationen, die sich als orale Manifestation eines Morbus Crohn herausstellten. Auch hier führte die Diagnose zu einem entsprechend frühen Therapiebeginn zum Nutzen des Patienten.

Spezielle Sprechstunden in Witten und Münster

Die Datenbank romse.org wurde auf der Basis eines nationalen Aktionsplans des Bundesministeriums für Gesundheit und weiterer Organisationen im Jahr 2013 von Zahnmedizinern initiiert. Wichtig ist der Hinweis, dass die Patienten im Zweifel an spezialisierte Ärzte überwiesen werden sollten. Hanisch präsentierte in Berlin zwei spezielle, von den Universitäten Witten und Münster gemeinsam aufgebaute Sprechstunden für betroffene Patienten. Die entsprechende Internetseite für Münster kann über se-atlas.de aufgerufen werden (Link Übersicht der Zentren). Eine flächendeckende Versorgung für den oralen Bereich fehlt in Deutschland bisher.


Hinweis
Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.