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„Parodont ist keine Wundercreme“

Wie sich sein Berufsleben und sein Alltag durch die Gründershow des Senders Vox geändert haben, erzählt Dr. Özkanli DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg vor laufender Kamera im „Höhle der Löwen“-Popup-Store in Köln.

Wie sich sein Berufsleben und sein Alltag durch die Gründershow des Senders Vox geändert haben, erzählt Dr. Özkanli DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg vor laufender Kamera im „Höhle der Löwen“-Popup-Store in Köln.

In den letzten Wochen ging es turbulent zu im Leben von Dr. Ismail Özkanli. Nach seinem TV-Auftritt in der „Höhle der Löwen“ am 19. September 2017 war seine Erfindung „Parodont Zahnfleischpflege-Gel“ nach zwei Tagen bundesweit ausverkauft. Seitdem ist er regelmäßig zu Gast in verschiedenen Fernsehsendungen und stellt sein Produkt zweimal pro Woche beim Homeshoppingsender QVC in Düsseldorf vor. In seiner Berliner Praxis ist der Parodontologe und Implantologe mittlerweile nur noch einmal pro Woche.

Doch nicht alles läuft reibungslos: Beim Landgericht Hamburg beantragte ein Apotheker aus Pforzheim eine einstweilige Verfügung wegen einiger Werbeaussagen. Worum genau es dabei geht und wie sich sein Berufsleben und Alltag durch die Gründershow des Senders Vox geändert haben, erzählte Dr. Özkanli DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg vor laufender Kamera im „Höhle der Löwen“-Popup-Store in Köln.

Herr Dr. Özkanli, Sie haben im September Ihr Schwarzkümmel-Produkt „Parodont Zahnfleischpflege-Gel“ in der Sendung „Höhle der Löwen“ vorgestellt. Was ist seitdem passiert?

Dr. Ismail Özkanli: Parodont ist mittlerweile in über 20.000 Filialen bundesweit erhältlich. Nicht nur in den Drogeriemärkten und Online, sondern sogar in Möbelhäusern.

Was genau ist Parodont?

Özkanli: Es ist ein kosmetisches Produkt, das mit seinen antibakteriellen Bestandteilen eine gesunde Mundhygiene als Zahnfleischpflege-Gel unterstützt. Entwickelt habe ich es 2005 gemeinsam mit einem Apotheker, der Hauptbestandteil ist Schwarzkümmelöl. Angefangen zu forschen habe ich bereits 2004 in meiner Berliner Zahnarztpraxis.

Wie soll das Gel angewendet werden?

Özkanli: Wir empfehlen, zwei- bis dreimal am Tag eine linsengroße Menge auf die betroffenen Stellen zu geben, vor allen Dingen abends nach dem Zähneputzen. Am besten lässt man Mundwasser weg, denn das kann mit dem Gel reagieren.

 

Wie sind Sie darauf gekommen, Parodont zu entwickeln?

Özkanli: Als Implantologe und Parodontologe sehe ich oft Patienten mit Parodontitis, und diesen Menschen wollte ich helfen. Innerhalb von neun Jahren haben wir rund 9.000 Patienten mit Parodont begleitend behandelt. Diese langjährige Erfahrung hat – glaube ich – mit dafür gesorgt, dass mir alle fünf Löwen in der Sendung einen Deal angeboten haben. 

Nach der Sendung war Parodont innerhalb von zwei Tagen bundesweit ausverkauft. Wie viele Tuben gingen über die Ladentheke?

Özkanli: Es waren insgesamt 570.000 Tuben. Wir hatten gedacht, das reicht für einen Monat.

Wie hoch war der Umsatz?

Özkanli: Der Außenhandelsumsatz lag in zwei Tagen bei 2,8 Millionen Euro.

Wie viele Tuben haben Sie vor Ihrem Auftritt verkauft?

Özkanli: Etwa 800 bis 1.000 pro Monat.

Zwischenzeitlich gab es Lieferengpässe. Warum?

Özkanli: Die Rohstoffe wie das Schwarzkümmel-Öl aus Ägypten haben wir in ausreichender Menge, doch unser zertifizierter Abfüller in Deutschland kam mit der Produktion nicht schnell genug nach. Aktuell produzieren wir über eine Millionen Tuben pro Monat, pro Tag werden 35.000 Stück abgefüllt. Trotzdem sind wir schon wieder ausverkauft, werden aber ab dem 4. Dezember 2017 nachliefern können.

Wie sehr hat sich Ihr Leben durch die Höhle der Löwen verändert – beruflich und privat?

Özkanli: Es hat sich stark verändert. Ich sehe meine Familie seltener und arbeite oft bis in die Nacht hinein. Zum Glück bekomme ich viel Unterstützung. Meine Frau, die Wirtschaft studiert hat, steht hinter mir. Und auch auf meinen Vater kann ich zählen. Er ist Geschäftsmann und Teil der Firma, die Parodont herstellt und vertreibt. Dafür bin ich dankbar – genau so wie für die tolle Unterstützung meiner beiden Geschäftspartner Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer. 

Wie oft sind Sie pro Woche noch als Zahnarzt in Ihrer Berliner Praxis?

Özkanli: Mittlerweile schaffe ich es nur noch einen Tag.

Sind neue Patienten durch die Sendung auf Sie aufmerksam geworden, die unbedingt von Ihnen behandelt werden möchten?

Özkanli: Eigentlich nicht. Mich erkennen zwar einige oder sagen, sie haben die Sendung gesehen, aber ansonsten bemerke ich in der Praxis keine großen Veränderungen.

Wo haben Sie überall in der Zwischenzeit Ihr Produkt vorgestellt?

Özkanli: Im Fernsehen, aber auch in Kaufhäusern. Bei Karstadt hatten wir eine große Promotionaktion. Viele Kunden haben uns erkannt und Fragen zu Parodont gestellt. Unglaublich war, dass dort nicht nur im Schaufenster, sondern auch im Eingangsbereich Parodont präsentiert wurde. Seine eigene Erfindung so zu sehen, ist ein tolles Gefühl.

Sind Sie immer noch regelmäßig beim Homeshoppingsender QVC?

Özkanli: Momentan bin ich wöchentlich dort. Am Anfang war ich sehr nervös, aber mittlerweile kenne ich die Moderatoren gut, und die Fragen wiederholen sich oft. Das gibt natürlich Sicherheit, auch wenn es mal anders kommt, als man denkt. Mein erster Auftritt dauerte nur sieben Minuten, dann waren die 30.000 Tuben bereits ausverkauft. Dabei hatte ich Parodont noch nicht einmal richtig vorgestellt. Ich war ganz verwundert, als mein Auftritt so schnell vorbei war.

Wollen Sie Parodont auch speziell für Zahnärzte anbieten – zum Beispiel in anderer Darreichungsform?

Özkanli: Ich hätte Parodont gerne in Glasampullen für Praxen. Um das anbieten zu können, müssten wir aber ein medizinisches Produkt sein, und das sind wir nicht.

Das Landgericht Hamburg erließ auf Antrag eines Apothekers eine einstweilige Verfügung. Können Sie kurz erklären, worum genau es dabei geht?

Özkanli: Die Abmahnung dreht sich ausschließlich um Aussagen, die ich beim Pitch in der „Höhle der Löwen“ gemacht habe, und die Parodont eher als Medikament beschreiben. So hat es das Gericht gesehen. Ich bin nicht dieser Auffassung und denke, dass die einstweilige Verfügung mit dem Erfolg von Parodont zu tun hat. Denn drei Jahre vor Ausstrahlung der Sendung habe ich unser Gel online mit genau den gleichen Aussagen beworben. Und wir waren auch vorher schon in allen Apotheken bundesweit vertreten, ohne dass jemand etwas kritisiert hat.

Wie haben Sie auf die Abmahnung reagiert?

Özkanli: Die Aussagen aus der Sendung, die ich unterlassen soll, mache ich nicht mehr. Aber  unsere Anwälte prüfen, ob sie gegen die einstweilige Verfügung vorgehen werden.

Hat sich die einstweilige Verfügung auf den Verkauf von Parodont ausgewirkt?

Özkanli: Nein, denn bei dieser Abmahnung ging es ja nie um das Produkt, die Verpackung, die Gebrauchsanleitung oder werbliche Aussagen. Wir sind momentan auch wieder ausverkauft. Und ich habe heute – neun Wochen nach der ersten Ausstrahlung bei der „Höhle der Löwen“ – erfahren, dass wir mittlerweile insgesamt 1,6 Millionen Tuben verkauft haben.

Wie haben Kollegen reagiert?

Özkanli: Nach der Sendung haben mich Zahnärzte angeschrieben und gefragt, „Ist Parodont eine Wundercreme?“ Das ist sie nicht, und das habe ich nie behauptet. Es ist eine nachhaltige Pflege, die bei regelmäßiger Anwendung mittelbar dafür sorgen kann, dass das Zahnfleisch wieder fest und gestrafft wird. Eine Parodontitisbehandlung und den Gang zum Zahnarzt kann unser Gel nicht ersetzen. Das habe ich während der Aufnahme in der „Höhle der Löwen“ auch gesagt. Doch aus jedem anderthalbstündigen Gespräch werden 15 Minuten zusammengeschnitten, und diese Aussage fiel leider raus.

Auf der Verpackung von Parodont steht, dass durch den natürlichen Inhaltsstoff „Schwarzkümmel-Öl“ Entzündungen, Parodontose und Zahnfleischbluten vorgebeugt werden kann. Werden diese Aussagen auf der Verpackung stehen bleiben?

Özkanli: Ja. Auf jeder Zahnpasta und jedem Mundwasser stehen ähnliche Aussagen, und das sind ja auch keine Medizinprodukte aus der Apotheke, sondern Pflegeprodukte, die Sie im Drogeriemarkt kaufen können. Diese Aussagen hat auch kein Richter abgemahnt.

Sie haben eine Doppel-Blind-Studie mit Ihrem Produkt vorgenommen. Können Sie kurz zusammenfassen, wie dabei die Wirkweise festgestellt wurde?

Özkanli: Diese Studie haben wir schon 2005 durchgeführt. An ein und demselben Patienten haben wir nach einer Parodontitisbehandlung einmal unser Parodont und einmal türkisches Schwarzkümmelöl als Placebo verwendet. Dabei haben wir die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Parodont festgestellt.

In der medizinischen Hochschule Hannover und im Pro Derm Institut wurden dieses Jahr zwei neue Studien mit Parodont durchgeführt, die insgesamt 100.000 Euro gekostet haben.  Wie waren die Ergebnisse?

Özkanli: In Hannover wurde die antibakterielle Wirkung untersucht und nachgewiesen. Sogar eine Langzeitwirkung wurde festgestellt. Im Pro Derm Institut wurde geprüft, ob es Hautreaktionen gibt, und die gab es nicht. Außerdem wurde dort eine Reduktion des Zahnfleischblutens festgestellt.

Wann und wo werden die beiden Studien veröffentlicht? (Anmerkung der Redaktion: Der DZW liegen die Studien bereits vor).

Özkanli: Die zahnmedizinische Abteilung der Hochschule in Hannover plant, die Studie in zwei Fachjournalen zu veröffentlichen. Ich habe aber noch keine Informationen zum Zeitpunkt. Aktuell sind wir aber in Gesprächen mit der parodontologischen Abteilung einer Hochschule, da ich sehr gerne eine neue Studie mit Probanden und Parodont durchführen lassen möchte. Ich hoffe, dass das klappt. 

Haben Sie schon Pläne für neue Produkte?

Özkanli: Neue Produkte sind auf jeden Fall geplant. Ich möchte gerne eine Zahnpasta und ein Mundwasser anbieten. Aber auch ein technisches Gerät, das es so noch nicht auf dem Markt gibt. Dazu darf ich momentan noch nicht mehr verraten. Vorher planen wir aber, mit  Parodont in den ausländischen Markt zu gehen. 

Was haben Sie durch die Erfahrungen der letzten Monate gelernt? Als Zahnarzt und als Unternehmer?

Özkanli: Unglaublich viel, wofür ich dankbar bin. Dass wir mit Parodont so erfolgreich sind, macht mich stolz und glücklich. Denn mein Ziel als Mediziner war immer, den Menschen zu helfen.