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„Die Führung einer Praxis ist ein ganzheitliches Geschehen“

Cay von Fournier

Referent Dr. Dr. Cay von Fournier

Ein Besuch auf dem Forum Romanum oder ein Bummel im ligurischen La Spezia am Golf der Poeten gefällig? Das ist während der 12. Dental Cruise, dem Fortbildungskongress auf hoher See, ebenso möglich wie der Abstecher in die Filmstadt Cannes oder in die Altstadt Barcelonas. Mit dem Start- und Endpunkt Mallorca bietet die von der NWD-Gruppe, der Haranni Academie und der DZW gemeinsam organisierten Tour vom 19. bis 26. Oktober 2018 ein ebenso abwechslungsreiches wie unterhaltsames Fortbildungsprogramm.

Mit drei Vorträgen darf Dr. Dr. Cay von Fournier, Top-Speaker, Arzt, Trainer, Unternehmer und Buchautor, als Hauptreferent des diesjährigen Kongresses gelten. Im Interview gibt er Einblicke in das, was die Kunst der Mitarbeiterführung heute ausmacht.

Motivation, Führung und Organisation – diese drei Stichworte sind die Schwerpunkte Ihrer Vorträge während der Dental Cruise 2018. Gibt es darunter einen Aspekt, der für Sie die Königsrolle spielt?

Cay von Fournier: Bei einer ganzheitlichen Führung von Unternehmen wirken natürlich Mitarbeiter, deren Führung und die Organisation zusammen. Eine „Königsrolle“ kann es daher per definitionem nicht geben. Eine gute Organisationsentwicklung ist für die Führung wichtig, so wie die Führung für eine gute Organisationsentwicklung wichtig ist. Ein gelebtes Wertesystem halte ich bei einer Unternehmenskultur für essenziell, da sie sich direkt auch auf die Motivation von Mitarbeitern auswirkt. Daher ist es vielleicht ein besonderes Anliegen von mir, deutlich zu machen, dass die Führung der Praxis ein ganzheitliches Geschehen ist.

Promovierter Arzt und Wirtschaftswissenschaftler in Kombination – das findet man selten. Halten Sie Ökonomie für einen Schwachpunkt in der medizinischen Ausbildung?

von Fournier: Die Thematik Ökonomie ist in der medizinischen Ausbildung schlichtweg nicht vorhanden. Dabei ist es für eine erfolgreiche Praxis so wichtig, ebenso wie bei der Führung eines Krankenhauses oder einer Station innerhalb eines Krankenhauses, Prinzipien der Führung, Organisation, Motivation und letztlich der Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen. Ich empfinde es deshalb als eine ideale Kombination von Fächern, die, wie Sie sagen, da draußen nur sehr selten anzufinden ist.

Sie betonen in Ihrem ersten Vortrag während der Dental Cruise („Durch Vertrauen Potenziale entfalten – von der Zufriedenheit zur Begeisterung in einer Praxiskultur“) die Bedeutung der Mitarbeitermotivation. Gibt es besondere Tricks und Kniffe, die ein Praxisbetreiber dafür beherrschen sollte?

von Fournier: Bei der Begeisterung in einer Praxiskultur nehme ich mir die Definition von Gesundheit zur Grundlage, nämlich den Zustand völligen körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens und übertrage das einfach darauf, wann Mitarbeiter zufrieden sind, etwa durch Rahmenbedingungen und Bezahlung. Zufriedene Mitarbeiter sind eher motiviert, weil sie mitgestalten können. Begeisterung hat eine seelische Dimension. Die Mitarbeiter fühlen sich in ihrer Persönlichkeit wahrgenommen. Daher muss ich mit Tricks und Kniffen passen, denn diese Formulierung assoziiert ja einen nicht werteorientierten Umgang mit Menschen, was leider sehr häufig vorkommt. Die Begeisterung bleibt aus, wenn sich die Mitarbeiter als Mittel zum Zweck empfinden, was sie ja in sehr vielen Unternehmen auch sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es in so wenigen Unternehmen wahre Begeisterung gibt. Wenn man eine Praxisführung erlebt, die wirklich begeisternd ist, dann hat das immer mit ganzheitlicher, werteorientierter und authentischer Führung zu tun, und diese verzichtet eben ganz auf Tricks und Kniffe.

Es ist auf hoher See vielleicht ein nicht ganz passendes Bild, aber betreten Sie mit diesem Kongress in Kombination mit einer Kreuzfahrt Neuland oder kennen Sie ein solches Lernambiente? Wie sind Ihre Erwartungen an die Tour?

von Fournier: Ich kenne eine solches Lernambiente in urlaubsähnlicher Atmosphäre schon, da wir selber Seminare an unserem Startort Mallorca abhalten. Ebenso halten wir dort Masterclasses im Austausch von Unternehmen untereinander ab, und mit unserem alten Campus sorgen wir in den Bergen für ein Ambiente eines Voneinanderlernens. Aber in der Tat habe ich noch kein Seminar auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt, wobei ich selbst seit meinem sechsten Lebensjahr segele und seit meinem 16. Lebensjahr Motorboot fahre. Insofern habe ich Respekt vor einem derart großen Boot und bin gespannt, wie ich mich als Hobby-Kapitän schlage.

Sie verwenden in Ihrem zweiten Vortrag den Begriff der „digitalen Führung“. Was soll man darunter verstehen?

von Fournier: In der Zeit der digitalen Transformation werden sehr viele Prozesse automatisiert, Geschäftsmodelle sehr schnell verändert, und ganze Geschäftszweige zerfallen in einer disruptiven Veränderung. Das macht den Menschen Angst, das macht sie haltlos und manchmal auch mutlos. Insofern sind die Ansprüche an eine digitale Führung, also einer Führung im digitalen Zeitalter, besonders und müssen erweitert werden. Denn auf der einen Seite müssen wir den Menschen Stabilität geben, sie auf der anderen Seite täglich erneut auf eine Veränderung einstimmen und ihnen Mut dazu machen. Hinzu kommt in der digitalen Transformation noch das Zusammenarbeiten ganz verschiedener Generationen, die zum Beispiel mit der Generation Z in der digitalen Welt groß geworden ist. Kommunikationsmedien wie WhatsApp sind selbstverständlich, und Unternehmen sind gut beraten, die Kommunikationskanäle, in denen sie arbeiten, zu reformieren. Ebenso wie die freie Gestaltung von Arbeitsort und Arbeitszeit zunehmend von Mitarbeitern eingefordert wird. Hier verändert sich also genauso viel wie bei der Einführung der gesamten Managementdisziplin in den 60er-Jahren.

Die Bedeutung von Verantwortung, die durch die Mitarbeiter getragen wird, spielt in Ihren Ausführungen eine große Rolle. Wie werden Mitarbeiter verantwortungsbewusst? Was macht es für den Praxisinhaber im Gegenzug leichter, das nötige Vertrauen zu schenken?

von Fournier: Mit dieser sehr relevanten Frage kommen wir zu dem wichtigsten Punkt der Führung. Es braucht eine Vertrauenskultur, in der beide Parteien ihren Anforderungen gerecht werden. Das heißt, die Führungskraft schenkt Vertrauen, und die Mitarbeiter werden sich dieses Vertrauens bewusst und übernehmen mit der Verantwortung, die sie tragen, auch den Gegenpart, dass sie eben gerechtfertigterweise dieses Vertrauen geschenkt bekommen. Bei der schnellen Veränderung sind hierarchische Strukturen und autoritäre Führungssysteme schlichtweg zu langsam geworden, um der Veränderung auch bei Zahnärzten und Kieferorthopäden standzuhalten. Daher ist dringend notwendig, dass sich sowohl Organisation als auch Kultur in Richtung Verantwortung und Vertrauen verändern.


Informationen zu Route, Referenten und Buchungsmöglichkeiten unter www.dentalcruise.de