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Rheuma: Immer auch das Kiefergelenk untersuchen
Die DGMKG rät, bei Rheuma unbedingt das Kiefergelenk untersuchen zu lassen, um frühzeitig größeren Schädigungen vorzubeugen.

Dabei leiden wesentlich mehr Rheumakranke an Kiefergelenkbeschwerden als gesunde Menschen. Frühzeitige Hilfe ist jedoch wichtig, denn das Kiefergelenk kann sich bereits innerhalb weniger Monate verändern, sodass sich die Beschwerden verschlimmern und eine umfangreichere Behandlung notwendig wird. Eine jetzt erstmals im Rahmen des 64. Jahreskongresses DGMKG in Mainz vorgestellte Studie gibt Aufschluss darüber, welche Therapien in welchem Stadium den größten Erfolg bringen.

Wenn Rheuma schmerzhaft aufs Kiefergelenk schlägt, ist in der Regel bereits der Gelenkspalt verkleinert und der Gelenkfortsatz durch Abrieb abgeflacht. Experten sprechen dann von einer rheumatischen Arthritis, der häufigsten entzündlichen Erkrankung des Kiefergelenks. Meist sind beide Kiefergelenke betroffen, sie sind extrem druckempfindlich, und der Unterkiefer schmerzt bei jeder Bewegung.

Die DGMKG rät, bei Rheuma unbedingt das Kiefergelenk untersuchen zu lassen, um frühzei-tig größeren Schädigungen vorzubeugen. Das Tückische: Obwohl es eins der am meisten bewegten Gelenke ist, gehört es in der ärztlichen Praxis oft zu den „vergessenen Gelenken“, und viele Erkrankte bringen die Beschwerden nicht direkt mit Rheuma in Verbindung. So wird die Krankheit „verschleppt“, bis der Gelenkknorpel vollständig zersetzt ist, die Knochen in direktem Kontakt stehen und schlimmstenfalls zusammenwachsen, was wiederum mit einer Gelenkversteifung und totalem Funktionsverlust einhergeht. Doch wie kann einem Rheumatiker geholfen werden, der nichts mehr essen kann, weil das Kiefergelenk schmerzt und immer unbeweglicher wird?

Studie zeigt, welche Therapie Erfolg verspricht
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen der Universitätsklinik Bonn untersuchten dazu 62 Patienten, die zwischen 1983 und 2008 mit chronischer systemischer Kiefergelenkerkrankung behandelt wurden. Die Erkrankung wurde nach Schweregrad in drei Stadien eingeteilt:

1. Entzündung der inneren Gelenkkapselschicht, (Synovitis),
2. chronische Arthritis,
3. knöcherne Beteiligung (Knochenauflösung, Gelenksteife).

Patienten in Stadium 1 wurden entweder mit Standardmedikation (entzündungshemmende Medikamente) oder arthroskopischer Lavage (Spülung des Gelenks, um es von Entzündungs-stoffen und Knorpelabrieb zu reinigen) behandelt.  Patienten im Stadium 2 erhielten eine Standardmedikation, zusätzlich trugen die MKG-Chirurgen die Gelenkschleimhaut operativ ab (Synovektomie), entfernten die Knorpelscheibe (Diskektomie) und ersetzten sie durch körpereigenes oder synthetisches Material. Bei Gruppe 3 wurde neben der Standardmedikation ein Teil der Gelenkfläche entfernt und ein trennendes Material zwischen Gelenkfläche und Gelenkfortsatz eingebracht, um eine erneute Versteifung zu verhindern (Lückenosteotomie).

Die Untersuchungsergebnisse: Alle Patienten der Gruppe 1 sowie 21 der insgesamt 26 Patienten aus Gruppe 2 hatten nach der Behandlung wieder eine ganz normale Kiefergelenkfunktion, 19 von 26 Patienten zeigten eine wesentliche Verbesserung ihrer Schmerzen. Von den 51 Personen der dritten Gruppe bildete sich bei 25 Patienten eine erneute Gelenkversteifung, 14 zeigten falsche Knochenformationen, und die meisten Patienten (45 von 51) dieser Gruppe hatten weiterhin eine verminderte Mundöffnung.

CAD/CAM-gefertigte Endoprothesen: die zeitgemäße OP-Alternative
Das Kiefergelenk wird häufig in der Therapie von Patienten mit chronischen Gelenkerkran-kungen vernachlässigt, warnt die DGMKG. Typische Folgen dieser Erkrankungen in Stadium 3 könnten durch eine frühzeitige Therapie vermieden werden. Die erneute Gelenkversteifung dieser Patienten sehen Fachmediziner als typisches Risiko geläufiger chirurgischer Eingriffe. Damit müssen sich Betroffene jedoch nicht länger zufrieden geben, denn es gibt inzwischen eine bessere Alternative: Kiefergelenkersatz mit der neuesten Generation von Hightech-Totalendoprothesen. Diese inzwischen nahezu perfekt funktionierenden künstlichen Gelenke, meist aus Titan, gibt es standardisiert vorgefertigt oder sie werden im CAD/CAM-Verfahren – ähnlich einem 3-D-Drucker –  individuell angepasst, ohne sichtbare Narben durch die Mundhöhle eingebracht und am Kieferknochen fixiert. Weitere Informationen gibt es unter www.patienteninfo-mkg.de.