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In sieben Minuten zur persönlichen Hautcreme
Personalisierte Hautcreme: Vorab wird an genau festgelegten Stellen im Gesicht der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut ermittelt.

Personalisierte Hautcreme: Vorab wird an genau festgelegten Stellen im Gesicht der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut ermittelt.

Sie ist nicht größer als ein Kleiderschrank: Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA haben eine Minifabrik entwickelt, mit der sie personalisierte Hautcreme direkt am Verkaufspunkt wirtschaftlich herstellen können. In drei Douglas-Filialen ist sie bislang im Einsatz.

Kleinere Stückzahl und mehr Varianten

Es ist ein gesellschaftlicher Megatrend: Seit Jahren fertigt die Industrie in immer kleineren Stückzahlen und entwickelt parallel Produkte mit größerem Variantenreichtum. Endpunkt dieser Entwicklung ist die „Mass Personalization“, die massenhafte Herstellung personalisierter Produkte.

Das stellt die Prozessindustrie, die unter anderem pharmazeutische und kosmetische Produkte herstellt, vor Probleme. Denn allein auf die Haut wirken sich viele verschiedene extrinsische und intrinsische Faktoren aus: Zu ersteren zählen UV-Strahlung, Ernährungs- und Trinkverhalten, Schlafgewohnheiten, Jahreszeit und Stress, zu letzteren Hormonhaushalt und Gene. Sie alle beeinflussen, wie fettig, feucht oder trocken unsere Haut ist. Die eine Hautcreme, die allen Menschen überall auf der Welt und in jeder Lebenssituation gleichermaßen hilft, kann es also nicht geben.

Nun haben Viktor Balzer und sein Team am Fraunhofer IPA ein System entwickelt, das es möglich macht, personalisierte Hautcreme wirtschaftlich zu produzieren. Die Minifabrik besitzt in etwa die Dimensionen eines kleinen Kleiderschranks, hat ein Touchdisplay und ein Ausgabefach für das personalisierte Produkt.

In sieben Minuten zur personalisierten Hautcreme

Um die Minifabrik bedienen zu können, ist weder dermatologisches Fachwissen noch Erfahrung im Umgang mit Maschinen nötig. „Es steht immer ein Mitarbeiter parat“, sagt Balzer, „erstens, weil die allermeisten Menschen lieber mit anderen Menschen anstatt mit Maschinen interagieren und zweitens, weil die sensorische Messung, bei der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut erfasst werden, an genau festgelegten Stellen im Gesicht erfolgen muss.“

Selbstlernende Algorithmen werten das Messergebnis aus und berechnen, welche Inhaltsstoffe die personalisierte Hautcreme in welcher Konzentration enthalten soll. Sowohl die Messergebnisse als auch die Inhaltsstoffe werden auf dem Display wiedergegeben. Mit einem Klick auf die Schaltfläche „Kaufen und produzieren“ stellt die Minifabrik die personalisierte Hautcreme her. Nach etwa sieben Minuten ist das Produkt fertig und der Tiegel mit 30 Millilitern personalisierter Gesichtspflege kann mitgenommen werden.

„Je nach Anwendungshäufigkeit reicht der Inhalt für vier bis sechs Wochen“, sagt Balzer. Danach sei eine erneute Messung ratsam, um zu sehen, wie sich der Hautzustand zwischenzeitlich verändert hat, und ob das Produkt angepasst werden sollte.

Messung soll bald auch von zuhause aus möglich sein

Das Geschäftsmodell steht also, und bereits Anfang März haben sich Balzer und Lars Rüther, Forschungs- und Entwicklungsleiter von dermatest mit ihrem Start-up Skinmade GmbH selbstständig gemacht. Ihre Minifabrik ist zwischenzeitlich in drei Douglas-Filialen im Einsatz: im Flagship Store in der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil, im Concept Store Douglas PRO in Hamburg-Eppendorf und im Breuningerland in Sindelfingen bei Stuttgart.

Dabei soll es nicht bleiben. Balzers Ziel ist es, dass Skinmade schon bald in weiteren Douglas-Filialen vertreten ist. Darüber hinaus sieht er die Zukunft aber viel eher im Online-Handel: „Unsere Kunden messen dann in den Geschäften nur noch ihren Hautzustand und bekommen ihre Creme zugeschickt.“

Derzeit entwickelt Skinmade ein Mini-Hautmessgerät samt zugehöriger App für zu Hause. Dann müssen Balzers Kunden noch nicht einmal mehr das Haus verlassen, um ihre personalisierte Hautcreme zu erwerben. Bis Mitte 2019 soll es soweit sein, so die Ankündigung.

Quelle: idw