Anzeige

Speeddating-Regeln helfen auch im Alltag

Vom Lockerbleiben über den gekonnten Gesprächseinstieg bis zum letzten Eindruck ist alles eine Frage der Kommunikation.

Vom Lockerbleiben über den gekonnten Gesprächseinstieg bis zum letzten Eindruck ist alles eine Frage der Kommunikation.

Locker, positiv, nett, freundlich, offen, interessiert – und das mit dem Mehraufwand von ein paar wenigen, vor allem aber anderen Worten.  Erfolg im Umgang mit Kunden heißt, nicht nur dann gut zu kommunizieren, wenn etwas schiefgelaufen ist. Einen Führungsstil leben, der Mitarbeitende fördert, findet nicht nur beim jährlichen Personal-, beim Lohn- oder Disziplinargespräch statt. Stressabbau im Alltag bedeutet ja auch nicht, dass man zweimal im Jahr in ein Wellness-Weekend fährt.

Speeddating ist nicht nur was für die Partner*insuche. Das Prinzip lässt sich überall dort anwenden, wo sich fremde Menschen in kurzer Zeit näher kennenlernen sollen und Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte ausloten. Dabei geht es letztlich einzig um Kommunikation: verbale und nonverbale. Vom Lockerbleiben über den gekonnten Gesprächseinstieg bis zum letzten Eindruck ist alles eine Frage der Kommunikation.

Die Prinzipien gelten inzwischen auch bei der Suche nach einem Job, nach einer Wohnung, für die Zusammenführung von Azubis und Unternehmen, zum Kennenlernen der Teilnehmer bei Seminaren oder für einen fachlichen Austausch auf Messen. Das Ziel ist dabei immer identisch: Innerhalb einer relativ kurzen und festgelegten Zeit geht es darum, möglichst viele Gesprächspartner etwas näher kennenzulernen oder sogar erste Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte festzustellen.

Spannende, kreative und wertvolle Alltagskommunikation
 

Beim Speeddating wird schnell deutlich, dass jede Beziehung auf der Kommunikation fußt und jede Kommunikation in einem Beziehungsgefüge stattfindet. Vom Lockerbleiben bei der Kontaktaufnahme, von der Präsenz und dem wichtigen wie auch richtigen Gesprächseinstieg, von der raffinierten Wortwahl bis zur Erkenntnis, dass man nur wenig Zeit hat, um einen kreativen Eindruck zu hinterlassen: Der Prozess beinhaltet die gleichen Bausteine, auch wenn der Kontext unterschiedlich ist. Mit diesen sechs Speeddating-Regeln schaffen Sie die Basis für eine spannende, kreative und wertvolle Alltagskommunikation.

#Locker bleiben
Sätze wie „Den muss ich haben“ oder „Heute treffe ich meinen Märchenprinzen“ sind wie ein Riegel im Kopf, sorgen für mehr Blockade als Motivation. Ziele im Leben sind gut, das ist unbestritten. Aber in der konkreten Situation der Kommunikation gilt es, im Hier und Jetzt zu bleiben: Konzentrieren Sie sich auf das, was gerade geschieht.

Es geht ja nicht um schwierige Verhandlungen, bei denen strategisches Vorgehen durchaus sinnvoll erscheint. Diese sind im Alltag glücklicherweise die Ausnahme. 85 Prozent der Dialoge, die wir während eines Tages führen, sind im Grunde sogenannte ganz normale Gespräche ohne besondere Hürden und Schwierigkeiten. Und diese können dann richtig funktionieren, wenn die innere Haltung stimmt.

Denkt man etwas Schlechtes über eine Situation oder das Gegenüber, kommt es auch so rüber. Umso wichtiger ist es, an der eigenen Haltung zu arbeiten: Sehen Sie die Dinge positiv-konstruktiv und gehen Sie eben auch mal ganz locker an etwas heran.

Intensität der Alltagskommunikation
 

#Präsent sein
Alltägliches läuft Gefahr, einfach so nebenbei erledigt zu werden. Da ist das kurze Gespräch mit dem Chef, der Kollegin, dem Kunden, der Mitarbeiterin, und das wird im besten Fall inhaltsfokussiert geführt. Knapp und klar, allenfalls noch positiv formuliert.

Eine Bitte statt eines Befehls, ein Wunsch statt einer Aufforderung, eine Herausforderung statt eines Problems – das sind die üblichen Umsetzungsweisen. Und trotzdem kennt jeder solche Aussagen wie „Hörst Du mir überhaupt zu?“ oder „Ich habe den Eindruck, dass Du gar nicht so richtig da bist.“ Die Präsenz gestaltet die Intensität der Alltagskommunikation.

Statt automatisierter Sätze braucht es ein Bekenntnis zur Präsenz.

Statt automatisierter Sätze braucht es ein Bekenntnis zur Präsenz.

Völlig unabhängig davon, ob es um den Einsatz der richtigen oder falschen Worte geht: Beim anderen ankommen können diese nur, wenn sie in möglichst höchster Präsenz ausgesprochen werden. Das gilt für jeden Dialog, in den man geht: Statt automatisierter Sätze braucht es ein Bekenntnis zur Präsenz. Auf diesem Weg geht es schneller und es braucht weniger Vorbereitung, gleichzeitig verlangt das mehr Vertrauen zu sich selbst.

Dabei hat Selbstvertrauen nichts mit Arroganz oder Überheblichkeit zu tun. Es ist das Vertrauen in sich, zu wissen, dass man mit Talenten und Fähigkeiten so gut ausgestattet ist, dass man das Richtige zur richtigen Zeit sagt und tut. Und genau das prägt den Auftritt.

#Offen bleiben
Vorurteile schränken ein. Trifft man beispielsweise jemanden, der optisch an eine verflossene Liebe erinnert, geht es entweder negativ oder positiv weiter. Um gar nicht erst in diese Einbahnstraße zu geraten, braucht es die Intention, offen zu bleiben – unabhängig von eigenen Prägungen, Erfahrungen oder Befürchtungen. Das ermöglicht dem Gegenüber, genau so eben nicht zu sein, wie man es erwartet hat. Auf Unterschiede oder neue, interessante, spannende Details zu achten, eröffnet große Chancen auf beiden Seiten.

Fragen stellen
 

„Haben Sie Schulterschmerzen?“, das war die Frage bei einer Polizeikontrolle. Es interessierte den Polizeibeamten wahrlich nicht, mit welchen Schmerzen der Verkehrsteilnehmer fährt, sondern der Amtsinhaber wollte dem Fahrer lediglich mitteilen, dass er den Sicherheitsgurt nicht trägt und das ein Bußgeld kostet.

Wenn Sie etwas wissen möchten, dann stellen Sie eine Frage. Wenn Sie etwas sagen möchten, dann sagen Sie es. Und tun Sie das verständlich und klar – nicht wie der Polizist, der möglicherweise witzig sein wollte, lediglich aber für eine deutliche Diskrepanz in der Kommunikation gesorgt hat.

Gleiches gilt in Führungsgesprächen: „Geht’s Dir nicht gut, hast Du privat Probleme?“ – so ein Satz entsteht in aller Regel durch Interpretationen und bietet Raum für Missverständnisse. Besser klingt so eine Formulierung: „Ich habe die Vermutung, dass privat etwas nicht stimmt. Liege ich da richtig oder falsch?“

Einfach mal zuhören
 

#Interessiere Dich für den anderen
Zuhören ist eine Königsdisziplin in der Kommunikation – gerade und erst recht im Alltag. Gehen Sie doch mal in die Beobachtung und stellen Sie sich nach der Urlaubszeit in Ihrem Unternehmen in den Pausenraum. Hören Sie einfach mal zu, wie oft sich Menschen nicht (zu-)hören.

Da erzählt Kollege X, er sei heute wieder zurück aus dem Urlaub. Kollege Y fragt nett: »Wie war´s denn und wo wart ihr?« Es ist auffällig, wie viele Phrasen gedroschen werden, wie oft sich viele überhaupt nicht dafür interessieren, was der andere erzählt. Bei der ersten Gesprächspause kommt die eigene Geschichte aufs Set: „Wir hatten wirklich einen tollen Service an Bord …“

Das Ego ist eine mächtige Kraft: Wenn zwei reden, heißt das noch lange nicht, dass es auch ein Dialog ist. Sehr häufig mündet ein Gespräch im sogenannten Doppelmonolog – beide erzählen abwechselnd ihre Geschichte und reden doch aneinander nur vorbei, anstatt sich zu verständigen und vom anderen etwas zu erfahren. Nur wer sich tatsächlich für sein Gegenüber interessiert und dem auch volle Aufmerksamkeit widmet, wird bereichert.

#Lächle und sei freundlich
„Setzen Sie Ihr freundliches Gesicht auf, zeigen Sie Ihre Freude, jemanden zu treffen, und denken Sie an das Positive – jetzt und im Leben. Sie gewinnen als authentisch positive Person mehr.“ So reden erfahrene Dater und Paarberater. Man stelle sich vor, das Gespräch am Dating-Tisch beginnt mit den Worten „Hallo, ich bin Peter. Ich hatte eine schwere Jugend, im Moment habe ich kein Geld und mein Chef macht mich kaputt. Abgesehen davon finde ich die politischen Verhältnisse in unserem Land furchtbar.“ Ehrlichkeit in allen Ehren, aber einen Blumentopf oder sogar Herzen gewinnt so keiner. Also: Think positive – doch das funktioniert eben nur, wenn man sich dazu nicht quälen oder extra auffordern lassen muss.

Wer es schafft, zentrale, oft ganz kleine Erfolgselemente in der Kommunikation und im Aufbau von Beziehungen im Alltag zu integrieren, der wird davon profitieren.

Wer es schafft, zentrale, oft ganz kleine Erfolgselemente in der Kommunikation und im Aufbau von Beziehungen im Alltag zu integrieren, der wird davon profitieren.

Ohne entsprechende innere Haltung ist man weder beim Flirten noch im Alltag wirklich erfolgreich. Deshalb ist es wichtig, das Positive zu suchen – und zu finden. Sprache schafft dabei ihre ganz eigene Wirklichkeit: Eine Formulierung wie „Ich bin gerne bis um 16 Uhr persönlich für Sie da“ ist inhaltlich identisch mit der Aussage „Ich bin dann ab 16 Uhr nicht mehr erreichbar“ – und doch hat es jeweils eine völlig andere Wirkung. Das sind zugegebenermaßen kleine Details, aber in der Summe macht Kleinvieh auch Mist, und das Leben besteht im Grunde nun einmal aus vielen Teilstücken.

Übrigens: Positive Verhaltensweisen einer freundlichen Person werden durch Lob und Zuwendung verstärkt. Ehrliches Lob und Zuwendung freuen im Grund jeden Menschen. Wem das zuteilwird, dem fällt es wiederum auch leichter, offen, freundlich und vertrauensvoll zu sein.

Charmant, nett und unverfänglich starten
 

#Beginne mit einem netten Wort
„Himmel, wo warst du beim Friseur? Der hat wohl keine Ausbildung genossen, das hätte ich bei Dir besser hinbekommen.“ Mit so einem Einstieg ist der Abend gelaufen, die Stimmung lässt sich kaum noch retten, das Rendezvous muss ja zum Desaster werden. Interesse, Präsenz, Lockerheit zählen dann nichts mehr, wenn die Botschaft nicht stimmt. Ein guter Grund, von Anfang an charmant, nett und unverfänglich zu sein

 Es kann durchaus sein, dass sich im Verlauf des Gesprächs zeigt, dass das Gegenüber den eigenen Sinn für Humor teilt. Doch zum Startpunkt ist weniger eben mehr. Erfahrene Speeddater empfehlen: Beginnen Sie mit einen Lob. Jeder hört gerne zuerst etwas Positives: „Eine schöne Tasche haben Sie!“ oder „Danke, dass Sie mir den Platz überlassen haben.“

Oder wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie einen schönen Restaurant-Besuch vorhaben, gerade das Auto vor dem Gourmet-Tempel abstellen, ein Mitarbeiter nach draußen und auf Sie zustürmt und Ihnen zuwirft: „Hier dürfen Sie Ihr Auto nicht hinstellen!" Und das noch bevor Sie die Fahrzeugtür abgeschlossen haben. Eine nette Alternative könnte doch lauten: „Danke, dass Sie bei uns vorbeikommen. Dürfte ich Sie noch bitten, das Fahrzeug auf die andere Seite zu stellen?“ So einfach wäre es umzusetzen.

Der Erfolg stellt sich im Alltag eher schleichend ein, er kommt gewissermaßen auf leisen Sohlen daher. Ebenso wie auch Probleme langsam und mitunter stillschweigend um sich greifen. Wer es schafft, zentrale, oft ganz kleine Erfolgselemente in der Kommunikation und im Aufbau von Beziehungen im Alltag zu integrieren, der wird davon profitieren, dass ebensolche Verhaltensweisen strukturell, rituell oder eben ganz normal und selbstverständlich werden. Erfolgreiche Kommunikation als Selbstverständlichkeit – ein gutes Vorhaben.

Stefan Häseli*, Gossau/Schweiz


Stefan Häseli, „Glaubwürdig - Von Schauspielern fürs Leben lernen“
1. Auflage BusinessVillage 2020, 192 Seiten, ISBN 978-3-86980-557-3 (19,95 Euro)
PDF: ISBN 978-3-86980-558-0, E-PUB: ISBN 978-3-86980-559-7 (beide 14,95 Euro)

* Stefan Häseli ist Business-Kabarettist. Und das, was er seinen Zuhörern erzählt, ist keineswegs erfunden – es ist der alltägliche Wahnsinn, das wahre Leben in den Chefetagen. Der Goldpreisträger des Internationalen Deutschen Trainingspreises macht auf intelligent unterhaltsame Weise den Büroalltag zur farbigen Grauzone. Weitere Informationen unter www.business-comedy.ch