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Universaladhäsive: Vorteile und Grenzen

Defekte Zähne

Differenziertes Vorgehen notwendig: Bei großen Klasse-II-Defekten mit Dentinrändern können auch Universaladhäsive an ihre Grenzen kommen.

Bei Klebern für Zahnhartsubstanzen wird seit Jahrzehnten intensiv geforscht. Die neueste Produktkategorie sind „Universal“-Systeme. Der Ulmer Hochschullehrer Bernd Haller fasst deren Vorteile und Grenzen bei direkter Technik zusammen. Studien zeigen, wohin die Entwicklung gehen könnte.

Universaladhäsive können selbstätzend oder in Kombination mit traditioneller Schmelzätzung mit Phosphorsäure angewendet werden. Klinische Studien zeigen, dass bei direkten Füllungen beide Techniken funktionieren, sowohl bei Schmelz- und Dentinrändern. Die Datenlage ist aber laut Prof. Bernd Haller, der schon seit vielen Jahren selbst zum Thema forscht, noch sehr begrenzt [1]. Gute Ergebnisse einzelner Produkte seien nicht auf alle übrigen in dieser Kategorie übertragbar.

Schlankes Verarbeitungsprotokoll

Dennoch bewertet Haller vor allem Systeme mit mildem pH und dem Monomer MDP als vielversprechend. Durch das schlanke Protokoll bei selbstätzender Anwendung werde das Kontaminationsrisiko reduziert. Besonders relevant ist dies laut Haller „an schwer zugänglichen und unübersichtlichen Stellen“ und bei „Patienten mit eingeschränkter Belastbarkeit“.

Vorsicht bei großen Füllungen und Bulk

Da Randverfärbungen bei Selbstätzung häufiger auftreten, sei aber im Zweifel eine separate Schmelzätzung zu empfehlen. Dies dürfte zum Beispiel bei Frontzahnfüllungen relevant sein. Zur Vorsicht rät Haller aufgrund der Datenlage auch bei größeren Klasse-II-Kavitäten mit komplexer Geometrie und Rändern im Dentin. Hier führt es möglicherweise zum Ziel, das Universaladhäsiv mit einem nicht-funktionellen hydrophoben Adhäsiv zu kombinieren.

Produktabhängig kann es nach Hallers Übersicht auch problematisch sein, Universaladhäsive zusammen mit Bulk-Fill-Kompositen anzuwenden. Dies spricht dafür, Produkte nicht frei zu kombinieren, sondern im System zu bleiben. Zudem sollte bei der Produktauswahl auf Studienergebnisse geachtet werden.

Dentin schützen – Forschungstrends

Das in fast allen Universaladhäsiven enthaltene Monomer 10-methacryloyloxydecyl dihydrogen phosphate (10-MDP) stabilisiert durch Kalziumsalzbildung das Kollagen als Hauptbestandteil des Dentins. Die bereits in den 1990er Jahren von der japanischen Firma Kuraray eingeführte Substanz wird weiterhin erforscht. So führt ein hoch konzentrierter experimenteller MDP-Primer zur Bildung von Nanoschichten, die die Qualität der Verbundschicht verbessern könnten [2]. Bei sechs marktgängigen Universaladhäsiven wurde diese Schicht dagegen nur in wenigen In-vitro-Proben gefunden.

Nanoschichten spielen auch bei einem anderen Ansatz eine Rolle. Chlorhexidin (CHX) hemmt die im Dentin enthaltenen Matrix-Metalloproteinasen (MMP), die durch Angriff auf die Hybridschicht zwischen Dentin und Komposit den adhäsiven Verbund mittelfristig verschlechtern [3]. Mit Nanokapseln in die Grenzschicht gebrachtes CHX [4] wirkt MMP entgegen und ist zudem antibakteriell. Bei einem Universaladhäsiv ist bereits CHX enthalten (Ultradent Products). Alternativ kann 0,2-prozentige CHX-Lösung nach dem Ätzen aufgetragen werden (3).

Literatur

[1] Haller B, Merz A. Neue Adhäsive neue Möglichkeiten? Universaladhäsive unter der Lupe. Bayerisches Zahnärzte Blatt BZB 2016:48-57.

[2] Tian F, Zhou L, Zhang Z, Niu L, Zhang L, Chen C, et al. Paucity of Nanolayering in Resin-Dentin Interfaces of MDP-based Adhesives. J Dent Res 2016;95:380-387.

[3] Strobel S, Hellwig E. The effects of matrix-metallo- proteinases and chlorhexidine on the adhesive bond. Swiss Dent J 2015;125:134-145.

[4] Priyadarshini BM, Selvan ST, Lu TB, Xie H, Neo J, Fawzy AS. Chlorhexidine Nanocapsule Drug Delivery Approach to the Resin-Dentin Interface. J Dent Res 2016;95:1065-1072.