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Warum ich Zahnärztin geworden bin – Interview mit Dr. Amelie Bäumer

Woher haben praktizierende Kolleginnen den Mut genommen, verantwortlich als Zahnärztin zu arbeiten? Wie haben sie ihren Weg gefunden – selbstständig in der eigenen Praxis oder in anderer Form? Von wem haben sie Unterstützung bekommen? Unter dem Titel „in_vivo“ geben Interviews Antworten auf diese existenziellen Fragen junger Zahnärztinnen. Entstanden sind die Interviews in Zusammenarbeit von ladies dental talk career und DZW iNPUT!. Erfahrene und engagierte Zahnmedizinerinnen geben Einblick in ihr berufliches und privates Leben und machen den „Jungen“ Mut, ihren Beruf auszuüben. Ihre Tipps dürfen natürlich auch die männlichen Kollegen beherzigen. Heute stellt sich PD Dr. Amelie Bäumer vor.

Dr. Amelie Bäumer hat nach ihrem Zahnmedizinstudium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Jahr 2007 ihre Ausbildung zur Parodontologin (Spezialistin der DGParo und Fachzahnärztin für Parodontologie) an der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde der Uniklinik Heidelberg absolviert. Dort lehrt und forscht sie noch heute als Oberärztin.

Neben dem "Master of Science für Parodontologie und Implantattherapie der DGParo und DIU" bildete sie sich 2011 auch in der Implantologie fort. Die Habilitation folgte 2015 zu "Langzeitergebnisse bei aggressiver Parodontitis". Im November 2016 erhielt Bäumer den Miller-Preis der DGZMK. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Langzeitergebnisse von Implantaten und Periimplantitis.

Bäumer trat 2012 in die Fachzahnarztpraxis für Parodontologie Dr. Gerd Körner & PD Dr. Amelie Bäumer in Bielefeld ein. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der Uni Heidelberg ist Bäumer Dozentin an der Dresden International University im Masterstudiengang. Ihre Praxis ist zudem Fortbildungspraxis der DGParo zum Spezialisten für Parodontologie.

Dr. Amelie Bäumer

Eigentlich wollte Dr. Amelie Bäumer Musikerin werden: „Nachdem mein Onkel mich hat Flöte spielen hören – er selber ist begeisterter Zahnarzt – meinte er, ich solle unbedingt Zahnmedizin studieren.“

Weshalb ich Zahnärztin geworden bin …

Kurz vor dem Abitur hatte ich zwei Berufswünsche: Musikerin – ich war damals sogar schon in der Hochschule für Musik in Köln eingeschrieben – oder Medizinerin. Nachdem mein Onkel mich hat Flöte spielen hören – er selber ist begeisterter Zahnarzt –, meinte er, ich solle unbedingt Zahnmedizin studieren. Womit er absolut recht hatte!“

Was ich an meinem Beruf besonders mag …

Die Vielseitigkeit: Praxis, Forschung, Lehre, Vortragstätigkeit und die vielen unterschiedlichen damit verbundenen Aufgaben. Dazu gehören: handwerkliche Fähigkeiten, Umgang mit Patienten, Unternehmensführung, Personalführung, Finanzen und Buchhaltung, Photographie, PowerPoint-Präsentationen, Publikationen schreiben, Vorträge halten, Reisen und vieles, vieles mehr.

Die größte berufliche Herausforderung war oder ist …

Die aufgezeigte Vielseitigkeit zu verbinden. Der Tag müsste einfach mehr Stunden haben …

Miller-Preisträgerin PD Dr. Amelie Bäumer, M.Sc., stellt im Video vom Deutschen Zahnärztetag 2016 ihre Forschungsarbeit zu Aggressiver Parodontitis vor.

Das würde ich wieder genau so machen …

Ich würde wieder dieselbe große Energie in meine Weiterbildung nach dem Studium stecken, um herausragende Zahnmedizin machen zu können.

Davon kann ich nur abraten …

Zahnmedizin ohne Leidenschaft zu betreiben. Dafür ist es zu anstrengend. Und: aus Angst etwas nicht zu wagen. Meistens geht dann doch alles gut.

Diese Entwicklungen in der Zahnmedizin begrüße ich …

Die Unterteilung in verschiedene Spezialisierungen begrüße ich sehr. Das Spektrum der Zahnheilkunde ist mittlerweile so groß geworden, dass man alleine nicht alles perfekt machen kann. Dies bedeutet aber auch, dass man die Bereitschaft mitbringen muss, den einen oder anderen Patienten einmal zu einem Kollegen zu überweisen, wenn dieser fachlich besser geeignet ist.

Wenn ich beruflich eine Sache verändern könnte, wäre dies …

… , dass das Erhalten der natürlichen Zähne mindestens ebenso gut bezahlt werden würde wie das Ersetzen von Zähnen mit Implantaten. In meinen Augen werden aufwendige parodontologische Maßnahmen nicht ausreichend honoriert.

Netzwerke sind für mich wichtig, weil …

… unsere Tätigkeit in einer hochspezialisierten Praxis auch vom intensiven Austausch mit engagierten Kollegen lebt, in Deutschland und weltweit. Diesen bieten Netzwerke wie etwa die Neue Gruppe, DGParo, EFP oder EAED Unterstützung. Tagungen und Fortbildungen der verschiedenen Vereinigungen geben neben einem Wissenszuwachs auch Gelegenheit zum kollegialen Austausch und sind mit der verbundenen Reiserei in unterschiedliche Städte eine tolle Abwechslung zum Praxisalltag.

Mein Lebensmotto …

No regrets.

Mein Tipp für junge Kolleginnen und Kollegen …

Ich würde definitiv wieder den Weg der Spezialisierung gehen.