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Zahnverlagerung – frühzeitige Diagnose verbessert Prognose
Neues aus der oralmedinischen Forschung

Risiko für verkürzte Eckzahnwurzeln erhöht

Ein verzögerter oder ektopischer Durchbruch bleibender Zähne kann sich ungünstig auf die Gebissentwicklung auswirken. So ist das Risiko für verkürzte Eckzahnwurzeln erhöht, wenn die impaktierten Zähne zu spät orthodontisch-chirurgisch eingeordnet werden [1]. Durchschnittlich kürzere Wurzeln fanden sich in einer Studie sowohl bei bukkaler als auch bei palatinaler Verlagerung. Hakenförmige Wurzeln waren nur bei bukkaler Verlagerung häufiger. Die Befunde waren damit charakteristisch für die Position der impaktierten Zähne und umso schwerwiegender, je stärker diese im Knochen verlagert waren.

In der zitierten Studie zeigten seitliche Schneidezähne eine mesiobukkale Rotation zwischen 17 und 18 Grad und eine Mesialkippung von durchschnittlich 8,4 Grad (bei palatinaler Verlagerung) [1]. Um diese Störungen zu vermeiden, empfehlen die Forscher aus Israel, Italien und Kanada, die Diagnose Impaktion frühzeitig zu stellen. Nur dann könne das weitere Vorgehen rechtzeitig geplant werden. Betroffene Eckzähne sollten zudem vor Entwicklung des apikalen Wurzeldrittels eingeordnet werden. Die Daten wurden in der Studie mithilfe digitaler Volumentomogramme ermittelt, was bei den im Mittel 16,5 Jahre alten Probanden durchaus kritisch zu sehen ist.

Einordnung der stark verlagerten Zähne 13 und 23 nach chirurgischer Freilegung

Einordnung der stark verlagerten Zähne 13 und 23 nach chirurgischer Freilegung

Eine weitere Untersuchung bestätigt den Wert einer frühen Diagnose bei irregulär durchbrechenden ersten bleibenden Molaren [2]. Bereits vor dem Zahnwechsel lässt sich demnach anhand der zweiten Milchmolaren eine Störung voraussagen. Als Hinweis dient eine atypische Resorption der distalen Wurzeln. Wie schwer diese Resorption ausgeprägt ist, korreliert dabei mit der Schwere der Durchbruchstörung des bleibenden Molaren. Diese wurde in der Studie am axialen Abweichungsgrad und am Impaktionsgrad beurteilt.

Bei 61 Prozent der untersuchten Kinder reihten sich die Zähne im weiteren Verlauf ohne weitere Maßnahmen in den Zahnbogen ein, bei den übrigen waren kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen erforderlich. Die Forschergruppe aus China ermittelte ihre Daten in dieser Studie bei über 400 Kindern mithilfe von Panoramaschichtaufnahmen.

Dr. Jan H. Koch

 

Literatur

1. Dekel, E., et al.; American Journal of Orthodontics and Dentofacial Orthopedics 2021. 159 (2): e135-e147.
2. Chen, X., et al.; American Journal of Orthodontics and Dentofacial Orthopedics 2021. 159 (2): e169-e177.

 

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