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Künstliche Intelligenz für bessere Versorgung

Symptomcheck per App

Symptomcheck per App

Ein auf künstlicher Intelligenz (KI) basierender Symptomcheck erweitert das digitale Angebot der Techniker Krankenkasse (TK). Nutzer der App „Ada“, die TK-versichert sind, können dort ihre Beschwerden eingeben, erhalten eine persönliche Analyse. In der zweiten Ausbaustufe, die voraussichtlich Anfang 2019 startet, können TK-Versicherte den Symptomcheck direkt über die neue „TK-Doc“-App nutzen. Nach der Bewertung mittels Künstlicher Intelligenz können sie auf Wunsch das Ergebnis über die App unmittelbar telefonisch, per Mail, per Text- oder Video-Chat mit einem Arzt besprechen.

Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt Fahrt auf

„Mit dem digitalen Symptomcheck und anschließendem Arzt-Chat geben wir bereits heute einen Ausblick darauf, wie Versorgung in der Zukunft aussehen kann“, sagt Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. „In allen anderen Lebensbereichen haben wir bereits umfassende digitale Angebote und erledigen vieles online - unabhängig von Öffnungszeiten und von überall aus. Wir brauchen auch für unsere Gesundheit praktische digitale Tools, die es erlauben, sich von überall aus mit dem Arzt zu verbinden. Dass wir als Kasse Innovationen vorantreiben ist das Eine - hier ist aber auch die Politik gefordert, innovative Lösungen schneller ins Gesundheitswesen zu bringen. Das Gesundheitsministerium bringt schon ordentlich Schwung in das Thema - hier müssen wir in Deutschland aber noch deutlich besser werden. Wir erwarten deshalb die angekündigten Gesetzesvorhaben mit Spannung.“ Angebote wie der Symptomcheck mit Künstlicher Intelligenz könnten kranken Menschen den Alltag spürbar erleichtern und sie dabei unterstützen, beim Thema Gesundheit kompetenter zu werden.

Symptomcheck ohne Termin

Die Möglichkeit für gesetzlich Versicherte, unmittelbar von Künstlicher Intelligenz zu profitieren, schafft eine Kooperation der Ersatzkasse mit dem Berliner Unternehmen „Ada Health“, das die gleichnamige KI-Technologie „Ada“ entwickelt hat. „Ada funktioniert im Prinzip wie ein Chat. Der Nutzer beantwortet Fragen zu seinen Symptomen bis genügend Informationen für eine qualifizierte Einschätzung vorliegen. Ada informiert die Nutzer direkt über mögliche Ursachen ihrer Beschwerden und zeigt ihnen mögliche nächste Schritte auf - zum Beispiel, ob sie einen Arzt konsultieren sollten“, erklärt Dr. Martin Hirsch, Mitgründer und Chief Scientific Officer von Ada Health.

Gesundheitsinformationen Vieler verbessern die Versorgung jedes Einzelnen

Sieben Jahre Forschung stecken in der Künstlichen Intelligenz von Ada. Mehr als hundert Ärzte haben tausende medizinische Fälle in die Datenbank eingepflegt, zudem lieferten Studien und Fachliteratur weitere Informationen. Mittlerweile kennt Ada mehrere tausend Krankheiten und Symptome. Täglich kommen durch die Nutzer der Ada-App rund 30.000 neue Fälle hinzu. Es werden dauerhaft Qualitätssicherungen von Adas Ärzte-Team sowie externen Spezialisten durchgeführt. „Dank Künstlicher Intelligenz wird Ada täglich schlauer, denn jeder einzelne Symptomcheck sichert die Datengrundlage und ist damit die Basis der Analyse für den Einzelnen“, so Hirsch. „So schaffen wir den Eintritt in eine hochgradig personalisierte Gesundheitsversorgung in Deutschland.“

Suchen in der Suchmaschine: Wo bleibt die Qualität?

Der Bedarf an digitalen Gesundheitsinformationen ist groß, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der TK zeigt. Demnach macht sich die Mehrheit der Bevölkerung vor dem Arztbesuch im Netz schlau. 95 Prozent der Befragten nutzen Suchmaschinen – nur wenige steuern gezielt Gesundheitsportale oder staatliche Angebote an. Die Informationen aus der Suchmaschine orientieren sich aber weniger am Informationsbedürfnis der Menschen als an wechselnden Algorithmen, deren Beeinflussung einen eigenständigen Berufszweig hervorgebracht hat. „Wir wissen aus unserer Studie auch, dass viele Menschen Gesundheitsinformationen aus dem Netz misstrauen. Oft fällt es schwer, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden. Unser Angebot holt diejenigen ab, die qualitätsgesicherte, verständliche Gesundheitsinformationen suchen, die auf ihre individuellen Beschwerden zugeschnitten sind“, so Baas.

Zusammenspiel von Arzt und KI-Technologie

„Besonders die Diagnose von extrem komplexen Krankheitsbildern macht es notwendig, große, unstrukturierte Datenmengen zu durchdringen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen (ZusE) am Universitätsklinikum Marburg. Er setzt große Hoffnungen in lernende Systeme wie Ada. Schäfer und sein Team gehören zu den Experten, die Ada validieren und die Inhalte im Rahmen von wissenschaftlichen Studien auf Herz und Nieren prüfen werden. Dazu gehört auch, einzuschätzen, ob die KI-Bewertungen mit ärztlichen Diagnosen übereinstimmen. „Es gibt mehr als 10.000 Diagnosen, allein 7.000 seltene Erkrankungen. Das sind Dimensionen, die ein einzelner Arzt gar nicht mehr verarbeiten kann“, so Schäfer. „Hinzu kommt, dass wir den Zugewinn an Wissen in der Medizin ohne technische Unterstützung nicht mehr optimal nutzen können. So geht man derzeit davon aus, dass sich im Jahre 2020 unser medizinisches Wissen innerhalb von nur drei Monaten verdoppeln wird. Nur zum Vergleich: Im Jahre 1950 hat dies noch 50 Jahre gedauert. Ohne innovative Nutzungsstrategien wird dieses Wissen aber nicht bei unseren Patienten ankommen.“ Er hat nichts dagegen, wenn sich seine Patienten vor dem Arztbesuch im Internet schlau machen: „Natürlich ist mir ein informierter Patient lieber, denn er kennt seine Beschwerden am besten und kann auch besser zum Heilungsprozess beitragen. Das setzt jedoch voraus, dass der Patient die richtigen, wissenschaftlich soliden Informationen erhält - und leider treiben gerade im Netz viele Scharlatane und skrupellose Heilsversprecher ihr Unwesen, denen man nicht in die Fänge geraten sollte.“

Bedeutet diese Entwicklung, dass Ärzte in Zukunft überflüssig sein werden?

TK-Chef Dr. Jens Baas; „Nein, natürlich nicht. Allerdings wird sich der Behandlungsprozess definitiv ändern. Mediziner müssen über ein enormes Wissen verfügen, was Krankheitssymptome, verschiedene Ursachen für Erkrankungen und den aktuellen Stand der Medizin angeht. Dabei kann sich kein Arzt in allen Fachrichtungen und den angrenzenden Bereichen umfassend auskennen.
Genau hier können Assistenzsysteme, die sich beispielsweise auf Künstliche Intelligenz stützen, Unterstützung leisten: Sie analysieren die riesigen Datenmengen und stellen Korrelationen her, die ein Arzt für seine Diagnose und Behandlung nutzen kann. Der Arzt wird künftig also auch zum Datenmanager.“

„Dieses Projekt ist eine Grenzüberschreitung“

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, hat dem vor kurzem vorgestellten Projekt einer Kooperation der Techniker Krankenkasse und Ada eine scharfe Absage erteilt. Wörtlich sagte Reinhardt: „Diese Form von Einmischung einer Krankenkasse in das individuelle Arzt-Patienten-Verhältnis ist für uns eine klare Grenzüberschreitung.“ Die Kommunikation zwischen Krankenkasse und Versichertem habe sich im Kern auf Fragen zu beschränken, die das bilaterale Versichertenverhältnis beträfen. Reinhardt: „Da erhält der Begriff ‚Kassen-Arzt‘ eine ganz neue Bedeutung und das Gesundheitssystem gerät in Schieflage, wenn den Kolleginnen und Kollegen in der Niederlassung oder der Klinik am Ende die Rolle des Zweitmeinungs-Lieferanten bleibt. Das ist mit uns nicht zu machen. Die persönliche und unmittelbare Arzt-Patienten-Beziehung muss Kernelement der Versorgung bleiben.“