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Ärzte fühlen sich mit ­Digitalisierung allein gelassen

Ärzte fühlen sich mit ­Digitalisierung allein gelassen

Der Blick ins europäische Ausland zeigt, dass digitale Praxisanwendungen dort schon seit Jahren zum Versorgungsalltag zählen. Warum sich in Deutschland gut die Hälfte der Ärzte schwertut mit dem, was von der Politik gefordert wird, zeigt eine aktuelle Umfrage von „Arzt & Wirtschaft“ und jameda.de. Die Umfrage wurde im Juli 2023 unter mehr als 150 Ärzten und Heilberuflern durchgeführt.
Mit dem neuen Digital-Gesetz will die Bundesregierung endlich schaffen, was trotz fünf großer eHealth-Gesetze nicht gelungen ist: Die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept in die breite Nutzung bringen. Beide Anwendungen gelten als Schlüssel zur digitalen Gesundheit, kommen bislang aber kaum zum Einsatz: Weniger als 1 Prozent der gesetzlich Versicherten speichern Gesundheitsdaten in der ePA, während nur 5 Prozent der Ärzte aktiv E-Rezepte ausstellen.
Über den Erfolg von Digitalisierung entscheidet neben politischen Beschlüssen also vor allem die Überzeugung der Ärzte, dass sie den Versorgungsalltag einfacher und effizienter macht. Eine Umfrage von „Arzt & Wirtschaft“ und Jameda zeigt, dass sich nahezu die Hälfte der Ärzte mit digitalen Praxis-Tools überfordert oder allein gelassen fühlt.

Effizienter durch Digitalisierung?

So wie die Digitalisierung heute alle Lebensbereiche durchdringt, wird sie auch die Arbeit in der Arztpraxis verändern. Schon heute greifen viele Ärzte auf digitale Anwendungen in der Patientenversorgung und Praxisorganisation zurück. Entsprechend antworten 51,4 Prozent der Befragten auf die Frage, ob Digitalisierung ihre tägliche Arbeit erleichtert, mit einem „Ja“. Besonders positiv bewerten sie dabei Lösungen zur Bürokratiebewältigung (26,1 Prozent), Terminorganisation (18,6 Prozent) und Personalentlastung (6,3 Prozent).
Skeptisch zeigen sich hingegen 48,6 Prozent der Befragten, die der Digitalisierung im Alltag bisher wenig Nutzen zusprechen und sich mehr Unterstützung zu deren Umsetzung wünschen. Als Grund nennen 29,4 Prozent technische Störungen und eine doppelte Belastung durch analoge und digitale Arbeitsabläufe. 5,8 Prozent der Befragten haben Zweifel an der Sicherheit sensibler Gesundheitsdaten, und 4,2 Prozent fürchten um ihre persönliche Beziehung zu den Patienten.
„Enormes Patientenaufkommen, anhaltender Fachkräftemangel und enge Budgetgrenzen: Wer mit diesen Herausforderungen kämpft, hat zur Nutzung digitaler Technik häufig wenig Zeit und noch weniger Nerven“, weiß der erfahrene Münchener Gastroenterologe Dr. Berndt Birkner. „Nicht selten verstellen Alltagssorgen aber den Blick auf die Chancen einer digitalen Praxis, Fehlbelastungen durch hohes Anrufaufkommen oder mangelnde Patientenselektion zu verringern.“

in Anspruch zu nehmen.“

Arzt hält Fragezeichen virtuell in seine hand

Viele offene Fragen: Ende Januar 2023 hatten erst 595.000 aller gesetzlich Versicherten in Deutschland eine ePA – das sind weniger als 1 Prozent.

Ärzte kritisieren Umsetzung von ePA und E-Rezept

Seit Ulla Schmidts Ankündigung der elektronischen Patientenakte im Jahr 2003 wurde kaum ein Gesundheitsminister müde, ihre Wichtigkeit als Datenbasis für ein modernes Gesundheitswesen zu betonen. Umso mehr ernüchtert der Blick auf aktuelle Zahlen: 35 Prozent der befragten Ärzte erwarten sich von der ePA Effizienzgewinne im Alltag, wobei sie das höchste Potenzial in zeitsparenden Entscheidungen (14,5 Prozent), weniger Doppelmedikationen (10,9 Prozent) und der Möglichkeit zur Fernbehandlung (9,1 Prozent) sehen.
65 Prozent der Befragten sind hingegen skeptisch. Sie halten die ePA für zu störanfällig (25,2 Prozent), geben an, dass sie keine digitale Patientenakte brauchen (14,3 Prozent), oder sehen Datenschutzrisiken durch den Zugriff von Krankenkassen (9,24 Prozent). So klaffen auch zwanzig Jahre nach der ersten Ankündigung Anspruch und Realität bezüglich ePA auseinander, was auch für das E-Rezept gilt: Nur 32 Prozent der Befragten glauben, dass die Anwendung ihre Patientenversorgung effizienter macht, bei 68 Prozent überwiegt die Skepsis. Für die politische Umsetzung beider Anwendungen vergeben die Befragten durchschnittlich 1,4 von zehn Punkten.

Finanzielle Unterstützung von der Politik gefordert

Die aktuelle Jameda-Studie zeigt, dass Ärzte in der Frage nach Akzeptanz und Nutzen digitaler Lösungen gespalten sind. Lediglich 51,4 Prozent der Befragten sind von ihrem Mehrwert überzeugt. „Um die andere Hälfte der Ärzte mit ins Boot zu holen, gilt die Devise: Zuhören, erklären und finanziell unterstützen“, folgert Birkner. „Dabei gilt Qualität vor Schnelligkeit: Digitalisierung gelingt nur, wenn sie die alltäglichen Bedürfnisse von Ärzten berücksichtigt und nicht zu mehr Bürokratie und Kosten führt. Nicht erst nach, sondern schon vor der Beschließung neuer Gesetze sollte eine echte Kosten-Nutzen-Analyse stattfinden. Umgekehrt sind aber auch Ärzte gefordert, ihre Praxis aktiv auf digitale Prozesse umzustellen und mehr Beratung