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Buchbesprechung: CMD – auf dem Weg zur Volkskrankheit?

Behandlungskonzept Teams Plus rückt Patienten ins Zentrum

Noch gibt es in Deutschland nur wenige Zahnarztpraxen, die ihren Behandlungsschwerpunkt auf die Therapie der Craniomandibulären Dysfunktion gelegt haben – doch dies könnte sich in Zukunft ändern. Davon ist Dr. Hamdi Kent überzeugt. Seit über 25 Jahren behandelt der Zahnarzt CMD-Patienten und hat mittlerweile ein eigenes, ganzheitliches Behandlungskonzept entwickelt: Dreh- und Angelpunkt sind hier die Patienten selbst, die durch strukturierte Therapieplanung angeleitet, maßgeblich zum Behandlungserfolg beitragen.

Welche modernen, multifaktoriellen Behandlungsansätze Zahnärzten aktuell zur Verfügung stehen, um der vielgesichtigen Krankheit CMD den Kampf anzusagen – und welche Dr. Kent hierbei als besonders zentral ansieht – beschreibt der Experte mit Privatpraxis in Bochum vor allem in der ersten Hälfte seines Buches „CMD – Craniomandibuläre Dysfunktion. Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen: Das ganzheitliche Aktiv-Programm aus der Zahnarztpraxis“, das Anfang Oktober letzten Jahres im Trias Verlag erschienen ist. Zudem erläutert er, welche Menschen besonders für CMD anfällig sind und hinter welchen Symptomen sich die Erkrankung verstecken kann. In der zweiten Hälfte des Ratgebers finden Betroffene Therapiebausteine und konkrete Anleitungen zur Selbsthilfe – in Form von Atemtrainings, Entspannungstechniken, zielgerichteten Ernährungstipps und Übungen zur Stärkung sowie Lockerung der Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur. 

Portraitfoto Dr. med. Hamdi Kent

CMD – vom Randgebiet der Zahnmedizin in den Fokus?

Was könnte sich in Sachen CMD zukünftig in der Forschung und auch konkret im Behandlungsalltag verändern? Hierzu hat der Dr. Kent eine konkrete Vorstellung: „Dass die CMD-Therapie in Zahnarztpraxen eine immer größere Rolle spielen wird, davon bin ich überzeugt. Dies hat zwei Gründe. Zum einen wird die Anzahl der Patienten, die eine CMD-Therapie benötigen, zunehmen. Zum andere werden traditionelle Behandlungsfelder der Zahnmedizin in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen und die CMD als bisheriges Randgebiet in das Zentrum der zahnärztlichen Tätigkeit rücken. Denn: Die CMD wird zur Volkskrankheit werden“, erklärt er – und dies sei nicht nur dem Stresslevel des modernen Lebensstils geschuldet.

Vielmehr würden vor allem die positiven Kennzahlen zur Gesamtentwicklung der Zahngesundheit in Deutschland Auswirkungen auf die CMD-Forschung und -Therapie haben – da ist der Zahnarzt sich sicher. „Es gibt immer weniger Karies, immer weniger schwere Erkrankungen des Zahnapparats mit der Folge, dass es immer weniger Zahnverluste gibt. Viel mehr Menschen haben ein Leben lang eigene Zähne. Daher wird die Forschung mehr Kapazitäten für die verbliebenen Herausforderungen der Zahnmedizin zur Verfügung stellen können.“

Das Buchcover „CMD – Craniomandibuläre Dysfunktion. Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen: Das ganzheitliche Aktiv-Programm aus der Zahnarztpraxis“.

Multifaktorielle Krankheit, ganzheitliches Konzept

CMD zeigt sich laut Dr. Kent so vielgestaltig wie ein Chamäleon – sie hat nie nur eine Ursache und verursacht eine Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen. Doch auch, wenn die eine CMD sich nur durch das Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren entwickelt, sieht Dr. Kent einen klaren zentralen Auslöser: Die seelische Überlastung. Ob durch die aktuellen Lebensumstände, durch psychische Traumata oder psychische Erkrankungen – Überlastung und Stress identifiziert der 54-Jährige als Ursache Nummer eins für das gestörte Zusammenspiel von Schädel und Unterkiefer. 

„Zum besseren Verständnis vergleiche ich das System einer CMD gerne mit einem Fass. In das laufen mehrere Zuflüsse: Einige Zuflüsse kommen aus unserem Körper, andere aus unserer Seele. Und je nach dem, wie stark der Zufluss ist, sprich der Hahn tropft, desto schneller kann es zum Überlaufen des Fasses kommen“, erläutert Dr. Kent. 

Teams Plus: Ein umfassendes Behandlungskonzept

In seinem Buch beschreibt Dr. Kent Schritt für Schritt, wie der möglichen Symptommatrix aus Nackenschmerzen, Knirschen, Kiefergelenksproblemen, Verspannungen, Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen, Schwindel, Depressionen oder Schlafstörungen beizukommen ist. Der Zahnarzt erläutert konkret, wie er in der Praxis nach gründlicher Anamnese, einem ausführlichen Patientengespräch, der zahnärztlichen Untersuchung, verschiedenen Bildgebungsverfahren, Anfertigung der Diagnoseschiene sowie computergestützten Modellanalysen zur Darstellung von Bewegungsmustern des Unterkiefers schließlich mit der Therapie im Rahmen seines sechsschrittigen Teams-Plus-Konzepts beginnt. Ergänzt wird die Behandlung bei Bedarf mittels der Unterstützung durch Psychotherapeuten, Neurologen, HNO-Ärzten oder Orthopäden. 

Die unterschiedlichen Symptomfelder im Überblick

Im Überblick: Das Teams-Plus-Konzept

T: Therapie der Triggerpunkte (symptombezogene Schmerzbehandlung durch Akupunktur, Dehnung plus Kältespray, Elektrotherapie, Ultraschall, Stoßwellentherapie), die Dr. Kent jedoch persönlich nicht anwendet.
E: Eigenübung (Selbstmassage, Koordinationsübungen)
A: Aufbissschienen (Relaxations-, Reflex -, Positionierungsschienen sowie Einsatz der Teams-Plus-Schiene als Kombination von Relaxations- und Reflexschiene)
M: manuelle Therapie (Physikalische Therapie unter Wärme- und Kälteeinsatz, Massage, Dehnung, Triggerpunktbehandlung)
S: Selbstbeobachtung (Wachbruxismus erkennen lernen, Situationsübungen), sowie ergänzende Maßnahmen wie beispielsweise Botox, Akupunktur, Hypnose, Schmerzmitteleinsatz, Psychotherapie, chirurgische Therapien.

„Nach Ablauf der drei-bis viermonatigen Funktionstherapie erreichen wir bei den meisten Patienten das zu Beginn gesetzte Ziel: die Beschwerden werden auf ein erträgliches, die Lebensqualität nicht mehr beeinträchtigendes Maß zu reduzieren“, so Dr. Kent. Im Anschluss an die erste Therapiephase stehen dann Folgebehandlungen an, um Zähne wiederaufzubauen oder Fehlstellungen zu korrigieren. 

Plus – Der Patient auf dem Fahrersitz

Die zweite Hälfte von „CMD – Craniomandibuläre Dysfunktion. Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen: Das ganzheitliche Aktiv-Programm aus der Zahnarztpraxis“ konzentriert sich auf Aspekt „Plus“ des Behandlungsprogramms und zeigt, wie Patienten selbst aktiv werden können, um Schmerzen und anderen Beeinträchtigungen durch die CMD Herr zu werden. „Alle notwendigen Maßnahmen, die kurzfristig positiv auf die CMD-Beschwerden einwirken, werden beim Teams-Konzept in der Praxis auf den Weg gebracht. Der einzige Weg jedoch, langfristig aus dieser Symptomatik auszusteigen, ist, selbst etwas zu verändern“, fasst Dr. Kent zusammen. „Darum geht es beim Plus im Teams-Plus-Konzept. Es steht für alles Zusätzliche, das Patienten selbst tun können.“ 

Im Detail finden sich in diesem Abschnitt des Ratgebers konkrete Anleitungen zu Atem-, Nacken- und Schultertraining, neuronalem Training, Entspannungsübungen, Achtsamkeit, Autosuggestion, Schlafverbesserung und Ernährung. Dieser Teil des CMD-Behandlungskonzeptes sieht den Patienten ganz klar auf dem Fahrersitz: „Mein Credo ist, dass das Wichtigste für den langfristigen Erfolg einer CMD-Behandlung die Eigeninitiative der Patienten ist“, so Kent abschließend.

Drei Fragen an Dr. Hamdi Kent


1. Warum glauben Sie, stellt das Thema CMD aktuell noch immer eher einen Randbereich der zahnmedizinischen Praxis dar?
Dr. med. dent. Hamdi Kent: Das hat sicherlich viele Gründe. Einer ist meiner Ansicht nach die Konzentration auf die für die ersten Berufsjahre erforderlichen Fähigkeiten wie Kons und Prothetik im universitären Lehrplan. Deshalb spielt die Funktionsdiagnostik und -therapie im Zahnmedizinstudium an den meisten deutschen Unis nach wie vor nur eine Nebenrolle. Die instrumentelle Funktionsdiagnostik und Modellanalyse wirken auf die Studierenden wahrscheinlich eher abschreckend und ich stelle immer wieder fest, dass viele junge Kolleginnen und Kollegen nach dem Studium nicht über fundierte Kenntnisse der Anatomie und Funktionsweise der an der CMD beteiligten Strukturen, wie Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder verfügen.

Hinzu kommt die weit verbreitete Auffassung, dass CMD-Patienten häufig schwierig und psychisch vorbelastet seien. Das ist zwar nicht völlig aus der Luft gegriffen, trifft jedoch bei weitem nicht auf die Mehrheit zu. Und bei denjenigen, auf die dies zutrifft darf man nicht vergessen, dass CMD-Patienten Menschen mit Schmerzen sind, die teilweise schon seit längerer Zeit Hilfe suchen. 

2. Wenn die Eigeninitiative von Betroffenen bei der CMD-Behandlung eine so große Rolle spielt, was können Zahnärzte konkret tun, um die Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen langfristig sicherzustellen oder sogar zu verbessern?
Dr. Kent: Da sprechen Sie einen sehr wichtigen Punkt an. Denn ohne die aktive Mitarbeit der Patienten ist jede CMD-Therapie von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Wenn ich erkenne, dass eine aktive Mitwirkung höchstwahrscheinlich nicht gegeben ist, bitte ich die Patienten, in sich zu gehen und sich zu überlegen, ob sie wirklich ihre Zeit und ihr Geld für eine Aufbissschiene, die sehr schnell in der Schublade landen wird, ausgeben möchten. Der Patient muss die Aufbissschiene in der empfohlenen Weise tragen, muss die Eigenübungen täglich durchführen, auf seinen Wachbruxismus achten, die Termine zur manuellen Therapie wahrnehmen, regelmäßig zu den Kontrollterminen kommen und im Idealfall an den Auslösern der CMD-Symptome, wie etwa Stress, arbeiten.

Wichtig ist hierbei natürlich auch zu bedenken, dass ich hier nur von Patienten spreche, die wirklich CMD-Schmerzen beziehungsweise Symptome haben, die sie beeinträchtigen. Hier ist die Motivation zur Eigeninitiative erfahrungsgemäß von Anfang an sehr hoch. Den Grundstein hierfür müssen Zahnärzte in dem ausführlichen Erstuntersuchungstermin, der gerne auch mal eine Stunde oder länger dauern kann legen, indem sie gut zuhören, auch um die Persönlichkeit der Patienten zu erkennen, die Zusammenhänge erklären und dann nachvollziehbar zeigen. Die Funktionsanalyse und -therapie ist keine GKV-Leistung. Trotzdem sollten wir unsere Zeit nicht verschenken. Einerseits, um vor allem die von uns erbrachte Leistung angemessen honorieren zu lassen, andererseits, um die Mitarbeit der Patienten zu gewährleisten. Denn was nichts kostet, ist für die meisten leider nichts wert – und wenn schon für eine Behandlung gezahlt wird, dann soll sie auch etwas bringen, damit sich die Investition gelohnt hat. So ticken die meisten Menschen nun einmal. 

3. Wie häufig bleibt eine CMD Ihrer Erfahrung nach unentdeckt und welche Schritte wären aus Ihrer Sicht nötig, um CMD besser diagnostizieren zu können? 
Dr. Kent: Diese Frage ist für mich nicht leicht zu beantworten. Konkrete Zahlen hierzu kann ich leider nicht nennen, denn wir sprechen hier von einer Dunkelziffer, die aber sicherlich sehr hoch ist. Im Praxisalltag kommt es tatsächlich häufig vor, dass wir bei Patienten, die aus ganz anderen Gründen einen Termin vereinbart haben, dann eine schwere und bis dahin unerkannte oder unzureichend behandelte CMD-Symptomatik diagnostizieren.

Um diese Dunkelziffer zu reduzieren wäre es am besten, wenn zumindest ein kurzes CMD-Screening selbstverständlicher Bestandteil jeder zahnärztlichen Untersuchung wäre – so wie es der PSI für das Parodontium ist. Dann könnte vielen Patienten rechtzeitig geholfen werden, bevor es zu chronischen langjährigen Schmerzen und Beschwerden im ganzen Körper kommt.

Infos und Kontakt

Dr. Hamdi Kent ist seit 1994 Zahnarzt und behandelt seit rund 25 Jahren CMD-Patienten. In seiner Privatpraxis behandeln er und seine zahnärztlichen Kollegen ihre Patienten basierend auf einem interdisziplinären Gesamtkonzept in ihren jeweiligen Fachgebieten. Auf der Basis von Fachkenntnissen aus Europa und den USA hat der CMD-Experte ein ganzheitliches Konzept entwickelt – das Teams-Plus-Konzept. Dr. Kent ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik- und Therapie, der European Academy of Orofacial Pain and Dysfunction, der American Academy of Orofacial Pain sowie der American Academy of Craniofacial Pain und CMD-Referent für Zahnärzte, Ärzte und Physiotherapeuten.

Dr. Kent & Kollegen
Privatpraxis für Zahnmedizin
Universitätsstraße 110E
44799 Bochum
www.dr-kent.de