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Stinkt es schon oder pumpt er noch?

Wasserkreisläufe in der Zahnarztpraxis: Oft wird den Versorgungsgeräten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Wasserkreisläufe in der Zahnarztpraxis: Oft wird den Versorgungsgeräten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Gern werden zahnärztliche Praxisräume über mehrere Generationen von Zahnärzten genutzt, beispielsweise in Form einer Praxisübernahme. Und weil die ja günstiger sein soll als eine Neugründung, bleibt im Bereich der „Kellergeräte“ in vielen Fällen alles beim Alten. Es tippelt ja noch. Dabei tut Revision sofort not! Ich möchte an dieser Stelle einmal von Praxiswertermittlungen und -beratungen berichten, die ich in jüngerer Zeit häufiger durchgeführt habe.

Möchte man in Erfahrung bringen, was materiell alles zu bewerten ist, folgt auf die eigentlich selbstverständliche Frage „Wo bitte stehen Ihre Versorgungsgeräte?“ häufiger die erschrockene Rückfrage „Ach, da müssen Sie auch hin …?“.

Die Führung des Praxisinhabers beginnt dann mit der Suche nach dem Schlüssel. Im Keller angekommen muss dann nicht selten erst die zum Schlüssel passende Tür gesucht werden. Ein Beleg, dass die Versorgungstechnik und deren Inspektion für den Praxisinhaber in der Regel einen eher geringen Stellenwert hat.

Erst mal den Kompressor suchen

Und dann geht es los: Hinter der Tür, gelegentlich einem Verschlag, empfängt den Begeher allzu häufig ein derartiger Mief, dass man geneigt ist, die Atmung vorübergehend einzustellen. Unter Bergen von Leergut und allerlei ausgemustertem Praxisgerät, umgeben von Papierablage und Großpackungen des Praxisvorrats kommen sie dann endlich zum Vorschein: Geräte, verstaubt und rostig, obwohl sie für den Behandlungsbetrieb unerlässlich sind.

Beginnen wir die Mängelaufzählung beim Kompressor: Soweit eine Trockenluftanlage vorhanden ist, wurde der Ansaugfilter gelegentlich getauscht. Die Ansammlung ausgemusterter Filter beweist es. Mit dem Beleg der vorgeschriebenen Druckkesselprüfung ist das dann schon anders. Auch genügt die Leistung des Geräts für den über die Jahre gewachsenen Druckluftbedarf nicht mehr. Längst hat aus der Trocknung ausgestoßenes Kondenswasser den Fußboden erodiert und ein kleines Biotop ist entstanden. Der ursprünglich vorhandene Auffang- beziehungsweise Verdunstungsbehälter mit dem Schwamm als Puffer ist irgendwann mal verloren gegangen …

Die Trockensaugmaschine tropft vor sich hin

Zur Saugmaschine: Nicht selten baulich über dem Kompressor installiert und als sogenannte „Trocken“-Saugmaschine ausgebildet, tropft sie gleichwohl vor sich hin. Die dank verschiedenster Ursachen – insuffiziente Rohrinstallation, Benutzungs- und Pflegeunzulänglichkeiten – ankommende Mischung aus Sputum, Sekret sowie Reinigungs- und Pflegemitteln wird beschönigend „Kondenswasser“ genannt, ist tatsächlich eine Brühe, anhand derer Generationen von Mikrobiologen oder Hygienikern habilitieren könnten. Sorgsam über eigens konstruierte Flüssigabscheider der Trockenabsauganlage in offene Sammelgefäße abgeleitet, dampft eine rot-braun-beige-farbene Brühe still vor sich hin, läuft bisweilen über und bildet in der Raummitte eine Art Wadi, das immer mal wieder austrocknet – was farblich gezeichnete Verdunstungsränder auf dem Fußboden belegen.

Die durch Verdunstung dieser Brühe „angereicherte“ Raumluft wird gelegentlich mangels Ausleitung der Saugluft nur Zentimeter weiter sogleich wieder vom Kompressor angesaugt und ist landet Sekunden später via Spritze, Mikromotor, Blas- und Kühlluft in der Wunde des Patienten im Nachbarzimmer. Zu einem gewissen Teil sicher auch in den Augen und Lungen des Behandlungsteams. Warum wohl wird Druckluft in Krankenhäusern als Arzneimittel geführt?

Wie steht’s um die Abluftwege der Saugmotoren?

In neuerer Zeit werden Sauganlagen zumeist als sogenannte Nass-Sauganlagen, gern mit nachgeschalteter, zentraler Amalgamabscheidung ausgeführt. Das ist rundum sinnvoll, wenn, ja wenn die baulichen Installationsbedingungen darauf abgestimmt sind. Werden, weil beispielsweise im Estrich verlegt, alte, zu groß dimensionierte, in Reihe verlegte KA-Rohre (noch mit Muffe und Rollring verarbeitet) aber nun nass betrieben, begeben sich Praxisinhaber auf sehr dünnes Eis. Undichtigkeiten, unter Umständen mit der Folge sehr teurer baulicher Sanierungsarbeiten, können die Folge sein. Damit einhergehende Saugleistungsverluste werden bisweilen durch (zu) groß dimensionierte Saugmotoren kompensiert.

Ein Sonderthema sind die Abluftwege der Saugmotoren. Idealerweise sollte Abluft über großvolumig dimensionierte Rohre ins Freie abgeführt werden. Anzutreffen sind hingegen zu enge Querschnitte, rechte Winkel in der Rohrführung oder, ganz schlimm – die abzuführende Vakuumluft wird im Installationsraum verblasen, dem ansaugenden Kompressor entgegen …

Verstaubte Salzsäcke neben dem Ionentauscher

Auch notwendige Wasserenthärtungsanlagen (Ionentauscher) sind nicht immer so gepflegt wie sie es sein sollten. Die dicke Staubschicht auf den irgendwann einmal angelieferten Salzsäcken spricht eine deutliche Sprache.

Weil die Anlage üblicherweise am Tagesende über den Zentralschalter außer Betrieb gesetzt wird, hat sie keine Chance zur Regeneration: Sie verkeimt. In der Folge reichen dann die seit 2013 in fabrikneuen Dentaleinheiten vermehrt integrierten Wasserentkeimungen auf Basis zugeimpften Wasserstoffperoxids nicht mehr aus, um Biofilme zu verhindern. Unter anderem dadurch sind mancherorts unzulässig hohe KBE-Werte im Wasser der Behandlungseinheiten nachweisbar.

Die Spitze des Eisbergs aber bilden alte, auf Sedimentationsbasis arbeitende, weitgehend offene Amalgamabscheideanlagen. Ungepflegt, nie gereinigt, dümpelt darin eine graue Brühe, aus der, es ist ja gemütlich warm, bisweilen mit einem Blub Gasblasen aufsteigen.

Würden Sie den Rechtsanwalt eines Patienten in den Technikraum führen?

Wer solche Zustände als Praxisbetreiber, sei es vor dem Hintergrund von Praxisbegehungen, aus juristischer Forensik oder gar ärztlichem Verantwortungsbewusstsein, abstellen will, ohne gleich Fachmann für dentale Installationstechnik werden zu wollen, dem kann ein einfaches Rezept genannt werden:

1. Gehen Sie direkt am Tagesende in Ihren Installationsraum.

2. Entschieden Sie, ob Sie in der angetroffenen Situation den Rechtsbeistand Ihres Patienten zum Frühstück in den Maschinenraum bitten könnten …

Soweit Sie Handlungsbedarf vermuten, fragen Sie den Dentalfachhändler Ihres Vertrauens. Oder wenden sie sich an den Autor – er berät Sie neutral und ohne Verkaufs- oder Angebotshintergrund.

Wasserhygiene in Dentaleinheiten

Eine zentrale Wasser-Konditionierung, außerhalb der Dentaleinheiten, bietet nach langjähriger Beobachtung des Autors Vorteile. Genau wie Druckluft oder Vakuum zentral erzeugt und über ein Rohrnetz an die Dentaleinheit gebracht, schaffen sogenannte In-situ-Anlagen Sicherheit, sind effektiv und – soweit Chlor als Wirkstoff anodisch aus dem Natrium des Leitungswassers erzeugt wird – umweltfreundlich. Sie verhindern in höchstem Maße die Keime beheimatenden Biofilme in den Wasserwegen.

Ganz besonders bewährt hat sich hier das sogenannte Outline-Verfahren (versus Inline-Verfahren) indem die Konditionierung über den separaten Wasserring lediglich zu den Anschlusspunkten der Behandlungseinheiten erfolgt. Niemand benötigt hygienisch nachkonditioniertes Wasser beispielsweise am WC-Spülkasten, im Wiederaufbereitungsraum, Steri oder Pausenraum. Weil im separaten Wasserring, automatisch gesteuert im Refreshing-Weg, nachkonditioniert wird, kann dem Verfall der max. 0,1 bis 0,3 Milligramm je Liter Chloranreicherung entgegengewirkt werden. Wirksam ist das Verfahren in älteren wie neuen Behandlungseinheiten gleichermaßen. Neue Behandlungseinheiten können preisreduzierend ohne Wasserstoffperoxid-Beimpfungen geordert werden.

Horst Willeweit, Bielefeld