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Sprechende (Zahn-)Medizin – aber in alle Richtungen

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Alle Welt spricht von Prävention und ­Prophylaxe. In der Zahnmedizin ist dieser Gedanke – Schaden durch rechtzeitige Intervention erst gar nicht entstehen zu lassen – mehr als in anderen medizinischen Bereichen seit Jahr und Tag selbstverständliche und erfolgreich geübte Praxis.

Aber auch innerhalb der Zahnmedizin gibt es Bereiche, die dem Thema Prophylaxe, etwa in Form der professionellen Zahnreinigung, mit eher gemischten Gefühlen begegnen. Und zwar nicht etwa, weil deren Wert für die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit nicht gesehen oder nicht anerkannt wird, sondern weil als Fachzahnarzt ­Bedenken bestehen, dem überweisenden zahnärztlichen Kollegen in die Quere zu kommen, ihm oder ihr etwas wegzu­nehmen, indem man als Fachzahnarzt in Sachen Prophylaxe selbst aktiv wird.

Einschränkung der Hygienefähigkeit

Betrachten wir die Prophylaxe in der Kieferorthopädie. Zur Beseitigung von Zahnfehlstellungen werden Apparaturen verwendet – festsitzend oder herausnehmbar – um die Zähne nach anerkannten ­Regeln perfekt im Zahnbogen zu positionieren. Einerseits, um die Funktion zu ­optimieren, andererseits, um eine bestmögliche Hygienefähigkeit herzustellen, und schließlich, um ein ästhetisches ­Gesamtbild zu erreichen. Das Ziel bessere Hygienefähigkeit wird allerdings für die Dauer der Behandlung – zumindest bei festsitzenden Apparaturen – mit einer Einschränkung der Hygienefähigkeit erkauft – kaum zu vermeiden, aber im Sinne des ­höheren Behandlungsziels notwendig und nur von begrenzter Dauer.

Kinder und Jugendliche in kieferorthopädischer Behandlung sind wegen der verwendeten Apparaturen stärker gefährdet – selbst bei einem zu Behandlungsbeginn kariesfreien Gebiss – im Zuge der Behandlung eine Karies zu entwickeln. Festsitzende Apparaturen erschweren die häusliche Mundhygiene, weil Zahnareale entweder für längere Zeit verdeckt werden (Brackets) oder Bänder, Drähte, Bögen etc. einen Putzschatten erzeugen. Die Folge sind ­ideale Nischen für Beläge, die mit der Zahnbürste oder speziellen Reinigungsbürstchen nur schwer oder gar nicht ­adäquat zu reinigen sind.

Prophylaxesitzung in der KfO-Praxis?

Der Zahnmediziner, den vor allem Kinder und Jugendliche für die Dauer ihrer kieferorthopädischen Behandlung am häufigsten sehen, ist der Kieferorthopäde. Was liegt näher, als die Prophylaxesitzung temporär in die KfO-Praxis zu verlegen? Eigentlich keine. Die Frequenz der Praxisbesuche stimmt, das Fachwissen um die Besonderheiten kieferorthopädischer Apparaturen ist nirgends größer. Trotzdem gibt es auf kieferorthopädischer Seite Bedenken, mit der KfO-Prophylaxe in die Domäne des Hauszahnarztes einzudringen.

Dass dies keineswegs (immer) der Fall ist und aus hauszahnärztlicher Sicht wenig bis keine Bedenken bestehen, zeigt unser ­Interview mit zwei Kieferorthopädinnen (dzw-Ausgabe 17/24, Seite 16 ff.). In der KfO-Gemeinschaftspraxis Mengel & Metke wird die Individualprophylaxe streng von der KfO-Prophylaxe getrennt. IP-Positionen bleiben beim Hauszahnarzt, die KfO-Prophylaxe mit professioneller Zahnreinigung findet in der KfO-Praxis statt. Aus Sicht der Kieferorthopädinnen eine echte Win-Win-Situation: „Wir geben den Patienten einen Einstieg in eine gute systematische Prophylaxe, um sie dann mit einer hohen Motivation wieder an ihren Hauszahnarzt zu übergeben.“

Gemeinsame Strategie mit dem Hauszahnarzt

Wichtigste Voraussetzung für diese für alle Seiten zufriedenstellende Lösung: das ­Gespräch mit dem überweisenden Hauszahnarzt. In engem Kontakt zu bleiben und Strategien gemeinsam zu besprechen ermöglicht es allen Beteiligten, eine Behandlungsstrecke zu realisieren, die ohne böse Überraschungen zum Behandlungserfolg führt. Die sprechende Zahnmedizin wirkt also nicht nur in Richtung Patient Wunder – auch zwischen Kollegen kann sie eine wertvolle Facette sein.