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„Drohende Gefahr der Übernahme von Z-MVZ durch Kapitalgesellschaften“

Die DZW hat Gesundheitspolitiker aller Bundestagsfraktionen zum Thema Z-MVZ befragt (6)

Im Rahmen der Anhörung zum Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) haben die zahnärztlichen Standesvertreter, allen voran Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, vor den Folgen in der Versorgung, vor allem im ländlichen Raum, gewarnt und bereits vom „Ausverkauf zahnmedizinischer Versorgung an renditeorientierte Finanzjongleure und Spekulanten“ gesprochen. Z-MVZ gründende Zahn­ärzte sehen sich als verlässlicher Arbeitgeber und als Lösungsmodell für Zahnärzte, die ihre Praxis verkaufen wollen und sonst keine Käufer finden. Fachfremde Finanzinvestoren, wie beispielsweise Colosseum Dental, betreten gerade den deutschen „Gesundheitsmarkt“.
Etwa die Hälfte aller praktizierenden Zahnärzte geht in den kommenden zehn bis 15 Jahren in den Ruhestand. Die jungen Zahnärztinnen arbeiten lieber angestellt. Wie sieht die Lösung für die divergierenden Interessen aus Sicht der Gesundheitspolitiker aus? Sollten Z-MVZ stärker reglementiert werden? Wenn ja, wie?

Dr. Achim Kessler, Sprecher für Gesundheitsökonomie der Fraktion DIE LINKE

Dr. Achim Kessler, Sprecher für Gesundheitsökonomie der Fraktion DIE LINKE

„Drohende Gefahr der Übernahme von Z-MVZ durch Kapitalgesellschaften“

Das Thema zahnärztliche MVZ beschäftigt die Fraktion DIE LINKE nicht erst seit der Ankündigung des Terminservice- und Versorgungs­gesetzes (TSVG). So hat die Linksfraktion bereits in der vergangenen Legislaturperiode eine Kleine Anfrage zu diesem Thema gestellt und auf die drohende Gefahr der Übernahme von Z-MVZ durch Kapitalgesellschaften hingewiesen.
Weniger als ein Jahr später sehen wir uns mit Kettenbildungen in der zahnärztlichen Versorgung und Renditeerwartungen von Kapitalgebern konfrontiert. Die bislang geltenden Regelungen und gesetzlichen Bestimmungen verhindern nicht, dass sich Kapitalgesellschaften in das deutsche Gesundheitssystem einkaufen und zum Beispiel über den Betrieb von Z-MVZ die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler schröpfen. Wenn aber Profitinteressen im Vordergrund stehen, werden sich die von Kapitalgesellschaften geführten MVZ dort ansiedeln, wo hohe Gewinne zu erwarten sind. Gerade für die ländlichen oder strukturschwachen Regionen ist zu befürchten, dass die zahnärztliche Versorgung sich weiter verschlechtern wird. Im Terminservice- und Versorgungsgesetz muss daher zusätzlich geregelt werden, dass der Betrieb von zahnärztlichen MVZ durch Investoren und Finanzjongleure auch durch die Hintertür, wie etwa durch den Erwerb von Krankenhäusern, verboten wird. Was dringend benötigt wird, ist eine qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung von Patientinnen und Patienten.